1967 schrieb der deutsche Studentenführer Rudi Dutschke (1940–1979) jenen programmatischen Satz, der bis heute eng mit der Studentenbewegung verbunden ist: «Die Revolutionäre können immer wieder in neue Institutionen eindringen: Das ist der lange Marsch durch die Institutionen.»
Die Realität im Land war freilich eine andere: Eine grosse Koalition der beiden Volksparteien CDU und SPD hatte das Land politisch im Griff und peitschte im Sommer 1968 die sogenannten «Notstandsgesetze» durch das Parlament. Diese hätten im Spannungs- und Krisenfall wesentliche verfassungsmässige Grundrechte eingeschränkt.
Gefangen im eigenen Milieu
Der studentischen «Ausserparlamentarischen Opposition» (APO) und dessen Kern, dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) rund um Dutschke, gelang es nicht, die Opposition dagegen in breite Bevölkerungskreise ausserhalb des linken studentischen Milieus zu tragen. In der Folge zerbröselte der Einfluss des SDS, schliesslich löste er sich auf.
Zurück blieben Tausende Aktivisten, die den Geist der Veränderung weitertrugen. Sie organisierten sich in kommunistischen Gruppen an den Hochschulen, in neuen sozialen Bewegungen rund um die Themen Umwelt, Frieden, Frauenrechte oder in Bürgerinitiativen gegen atomare Grossprojekte.
Zu klein, zu heterogen
Alles war reichlich handgestrickt und lokal organisiert, noch weit weg davon, eine nationale Kraft zu werden. Den Politaktivisten in den Bürgerinitiativen dämmerte allmählich, dass sie ausserhalb des Politsystems keinen wirklichen Einfluss entwickeln konnten.
In Niedersachsen entstand 1977 aus einer Anti-Atom-Bürgerinitiative die erste «Umweltschutzpartei», daraus wurde kurze Zeit später die Grüne Liste Umweltschutz (GLU) – der erste Landesverband der grünen Bewegung. In der ganzen Republik wurden in der Folge ähnliche grün-alternative Politgruppierungen gegründet. Sie waren freilich zu klein und politisch zu heterogen, um an der Urne Erfolg haben zu können.
Subventionierte Parteigründung
Immerhin aber existierte ein «Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz», und der kam auf die Idee, an den Europawahlen gemeinsam mit einem eher bürgerlich-konservativ ausgerichteten Listenbündnis «Sonstige Politische Vereinigung (SPV)/Die Grünen» anzutreten. Die heterogene Gruppe blieb zwar unter der 5-Prozent-Klausel, aber das Listenbündnis erhielt 4,5 Millionen Mark Wahlkampfkostenerstattung. Als 1980 in Karlsruhe (D) die Bundespartei «Die Grünen» aus der Taufe gehoben wurde, bildete dieses Geld das erste Parteivermögen.
«Ein in der Geschichte der Bundesrepublik einzigartiger Fall staatlich subventionierter Parteiengründung», urteilte später eine Sachverständigenkommission. 1983 zogen die Grünen erstmals in den Deutschen Bundestag ein und propagierten vier politische Grundsätze: Gewaltfreiheit, Ökologie, soziale Gerechtigkeit, Basisdemokratie.
Und dann kam Joschka Fischer
Am 12. Dezember 1985 wurde der Grüne Joschka Fischer in Hessen zum ersten Grünen-Minister für Umwelt und Energie vereidigt. 1998 wurde er Aussenminister und Vizekanzler einer rot-grünen Koalition – Glanz- und Endpunkt seines Marsches durch die Institutionen.
Am Anfang war die Autobahn. Ende der 60er-Jahre beschlossen die Gemeindebehörden in Neuenburg, die N 5 am See entlang durch das Stadtgebiet zu bauen. Sämtliche Parteien unterstützten das Projekt.
Dagegen formierte sich Widerstand von der Bürgerbewegung «Mouvement populaire pour l’environnement» (MPE), die sich aus ehemaligen Freisinnigen, Liberalen und Sozialdemokraten zusammensetzte. Es war die erste regionale grüne Partei der Schweiz.
1987 waren die Grünen bereits die fünftgrösste Partei im Nationalrat und grösste Nichtregierungspartei des Landes. Ein Vierteljahrhundert später stellten sie 2012/13 mit Maya Graf die erste Grünen-Nationalratspräsidentin der Geschichte der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
Am Anfang war die Autobahn. Ende der 60er-Jahre beschlossen die Gemeindebehörden in Neuenburg, die N 5 am See entlang durch das Stadtgebiet zu bauen. Sämtliche Parteien unterstützten das Projekt.
Dagegen formierte sich Widerstand von der Bürgerbewegung «Mouvement populaire pour l’environnement» (MPE), die sich aus ehemaligen Freisinnigen, Liberalen und Sozialdemokraten zusammensetzte. Es war die erste regionale grüne Partei der Schweiz.
1987 waren die Grünen bereits die fünftgrösste Partei im Nationalrat und grösste Nichtregierungspartei des Landes. Ein Vierteljahrhundert später stellten sie 2012/13 mit Maya Graf die erste Grünen-Nationalratspräsidentin der Geschichte der Schweizerischen Eidgenossenschaft.