Die Siedlungen sind etwa 3500 Jahre alt, wie die bernische Bildungs- und Kulturdirektion am Montag in Erinnerung rief. Sie sind stark erosionsgefährdet und drohen demnächst zu verschwinden.
Erste Abklärungen zeigten, dass sich der nördliche Bereich der Fundstelle in einem besorgniserregenden Zustand befindet. Aus den Siedlungsschichten freigespülte Funde liegen ungeschützt am Seegrund. Von manchen Pfählen sind nur noch letzte Reste im untersten zugespitzten Bereich erhalten.
Besonders dramatisch ist laut Kanton eine quer durch das Areal verlaufende Erosionskante, die sich jährlich bis zu einem halben Meter weiter in die Seesedimente frisst. Die dort freigespülten Pfähle kippen um.
Die gewaltige Erosion des Seegrundes hat zwei Ursachen: Zum einen die starke natürliche Strömung in der Nähe des Aare-Ausflusses, zum anderen die intensive Schifffahrt.
Die Pfähle stammen aus der frühen Bronzezeit um 1590 bis 1540 vor Christus. Um die wertvollen Zeugnisse vergangener Tage vor ihrem endgültigen Verschwinden zu dokumentieren, führt die Tauchequipe des Archäologischen Dienstes eine dreimonatige Rettungsgrabung durch.
Die Taucharbeiten finden während der ausserordentlichen Seeabsenkung statt. In dieser Zeit ist der Schiffsverkehr im Untersuchungsbereich eingeschränkt.
Ein Sporttaucher hatte dem Archäologischen Dienst 2014 verschiedene Bronzeobjekte überreicht, die er im Thunersee eingesammelt hatte. Die Taucherequipe startete umgehend eine Untersuchung und fand bald einmal am Seegrund Pfähle und Keramikscherben, die eindeutig von prähistorischen Siedlungen stammen.
Pfahlbauten waren im Thunersee bis dahin kaum bekannt. Hingegen gibt es reiche Grabfunde der frühen Bronzezeit aus Thun, Hilterfingen, Amsoldingen und Spiez.
Inzwischen sind mehrere Siedlungen aus der frühen und späten Bronzezeit bekannt, die sich über ein Areal von mindestens 15'000 Quadratmetern im unteren Thunersee verteilen. Die Ausmasse sind laut den Archäologen beachtlich und stehen den grossen Seeufersiedlungen an den Jurarandseen in nichts nach.
(SDA)