Blumen oder freier Halbtag
Das muss man zum Welt-Frauentag wissen

Frauentage gibts seit über 100 Jahren. An einigen Orten auf der Welt gibts an diesem Tag wirklich etwas für die Frauen – eine Blume oder sogar Freizeit.
Publiziert: 07.03.2024 um 14:44 Uhr
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Aktualisiert: 07.03.2024 um 16:21 Uhr
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Heute gehen Frauen auf die Strasse gegen häusliche Gewalt, Ungerechtigkeiten bei Lohn oder Pensionen, den Umstand, dass meist sie die unbezahlte Arbeit in Haushalt und Familie leisten, aber auch, um für flexiblere Lebensmodelle zu werben.
Chrstiane Binder, Larissa Jurczek und Elisabeth Zirk

Die ersten Frauentage vor über 100 Jahren waren links-revolutionäre Kampftage für Gleichberechtigung und Frauenwahlrecht. Als «Hyperemancipierte» wurden die Agitatorinnen auch von bürgerlichen Frauen angefeindet, die es für nicht statthaft hielten, dass Geschlechtsgenossinnen demonstrierend durch den Strassenkot zogen und sich auf Rednerpulten exponierten.

Heute gehen Frauen auf die Strasse gegen häusliche Gewalt, Ungerechtigkeiten bei Lohn oder Pensionen, den Umstand, dass meist sie die unbezahlte Arbeit in Haushalt und Familie leisten, aber auch, um für flexiblere Lebensmodelle zu werben.

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März wurde 1921 zum Tag der Frauen

Vorkämpferin für die ersten Frauentage war die deutsche Sozialistin Clara Zetkin (1857–1933). Der 8. März bezieht sich auf den 8. März 1917, wo in St. Petersburg Arbeiterinnen, Soldaten-Ehefrauen und Bäuerinnen auf die Strasse gingen und die Februarrevolution mit auslösten.

Auf der 2. Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen 1921 in Moskau wurde der 8. März offiziell als internationaler Gedenktag eingeführt. Zuvor hatte der Frauentag an anderen Terminen stattgefunden. 1918 etwa am 5. Mai, dem 100. Geburtstag von Karl Marx. 

Der erste Frauentag in Europa wurde am 19. März 1911 in Deutschland, Dänemark, Österreich-Ungarn und der Schweiz begangen; zur Erinnerung an den 18. März, den Gedenktag für die Gefallenen während der Märzrevolution 1848. 

Frauentag ist in anderen Ländern auch ein Muttertag

Feiertag für alle ist der 8. März in Angola, Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Burkina Faso, Eritrea, Georgien, Guinea-Bissau, Kasachstan, Kambodscha, Kirgisistan, Laos, Madagaskar, Moldau, der Mongolei, in Nepal, Russland, Sambia, Serbien, Tadschikistan, Turkmenistan, Uganda, der Ukraine, Usbekistan und Vietnam. Allerdings ist er dort eine Art Muttertag, wo die Frauen Blumen erhalten und man ihnen «dankt».

In Nazi-Deutschland war der Frauentag verboten, «kommunistische» Veranstaltungen widersprachen der Ideologie von der Frau und Mutter am Herd. Nach 1945 wurde er nur in der DDR gefeiert. Nach der Wiedervereinigung 1989 erlebte der Frauentag aber eine gesamtdeutsche Renaissance.

In Italien erhalten Frauen am 8. März eine gelbe Mimose, das Symbol für die Widerstandskämpferinnen während der Herrschaft der Faschisten. In China bekommen die Frauen einen halben Tag frei oder erhalten vom Betrieb kleine Präsente. In der Schweiz verteilen manche Restaurants und Shops an diesem Tag Blumen an weibliche Besucher – das gilt aber bei vielen Frauen als Fauxpas, da er dem Ernst des Themas nicht gerecht werde. 

Chinesinnen feiern den Internationalen Frauentag mit einem fröhlichen Tanz. In China bekommen Frauen einen halben Tag frei.
Foto: Imago
Was feiern wir am 8. März und warum?

Die Gleichstellung der Frau ist heute eine Selbstverständlichkeit – sollte man meinen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Weltfrauentag am 8. März.

Demonstration gegen Frauenhandel in Bern (Archiv)
Demonstration gegen Frauenhandel in Bern (Archiv)
Keystone

Die Gleichstellung der Frau ist heute eine Selbstverständlichkeit – sollte man meinen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Weltfrauentag am 8. März.

Je jünger die Frau, desto eher nimmt sie den Namen des Mannes an

Seit 2013 können Ehepaare bei der Heirat ihre eigenen Namen behalten. Aber knapp die Hälfte der Frauen, die 2013 oder 2014 heirateten, haben den Nachnamen ihres Mannes angenommen (49,5 Prozent). Je jünger die Brautleute sind, desto eher nimmt die Frau den Namen des Mannes an. Sind Mann und Frau zwischen 18 und 24 Jahren alt, nehmen über 70 Prozent der Frauen den Nachnamen ihres Ehemanns an.

Das Eherecht der Schweiz von 1988 stellte die Frauen den Männern gleich. Der Passus, dass der Mann das Familienoberhaupt sei und die Frau den Haushalt zu führen habe, wurde aufgehoben.

1990 haben alle Kantone und Gemeinden das Stimm- und Wahlrecht der Frauen eingeführt. 1996 tritt das Gleichstellungsgesetz in Kraft, welches die Beseitigung struktureller Benachteiligungen der Frau im Erwerbsleben (geringe Löhne, ungleiche Anstellungs- und Beförderungschancen, sexuelle Belästigung) zum Ziel hat.

Die zehn beliebtesten Lehrberufe für Frauen in der Schweiz (Stand 2015) sind Kauffrau, Fachfrau Gesundheit, Fachfrau Betreuung, Detailhandelsfachfrau, Coiffeuse, Detailhandelsassistentin, Dentalassistentin, Medizinische Praxisassistentin, Pharma-Assistentin, Assistentin Gesundheit und Soziales. Junge Männer wollen (in dieser Reihenfolge) Kaufmann lernen, Elektroinstallateur, Informatiker, Polymechaniker, Detailhandelsfachmann, Logistiker, Automobil-Fachmann, Landwirt, Zeichner und Koch.

Frauen beenden ihr Studium häufiger als Männer

1905 eröffneten in der Schweiz die ersten Fahrschulen mit reinen «Herrenfahrkursen». 1912 dauerte eine Fahrprüfung etwa zehn Minuten, endete grundsätzlich erfolgreich und wurde hinterher in einer Gaststätte gefeiert. 1974 besassen 63 Prozent der Männer, aber erst 36 Prozent der Frauen, einen Führerausweis. Heute haben 88 Prozent der Männer einen Ausweis und 76 Prozent der Frauen (Mikrozensus Mobilität und Verkehr des Bundesamtes für Statistik). Frauen nehmen im Schnitt 29 Fahrstunden, bevor sie sich die Prüfung zutrauen, Männer 20. (Umfrage unter 570 Teilnehmern des Portals Fahrlehrervergleich.ch).

Derzeit schliessen über 18 Prozent der Frauen in der Schweiz ein Studium an einer Hochschule ab. Bei den Männern liegt der Anteil knapp unter 14 Prozent.
Foto: Reuters

Derzeit schliessen über 18 Prozent der Frauen in der Schweiz ein Studium an einer Hochschule ab. Bei den Männern liegt der Anteil knapp unter 14 Prozent. Bei praktischen Fachschulen sind die Männer weiterhin in der Überzahl.

Grundsätzlich haben Frauen heute weniger Kinder als früher. 1950 hatte eine Schweizerin statistisch gesehen 2,4 Kinder. 2011 nur noch 1,42. Den tiefsten Stand erreichten die Geburtenzahlen 2001 mit nur 1,38 Kindern.

Das Durchschnittsalter der Mütter in der Schweiz bei der ersten Geburt lag 1950 bei 26,8 Jahren. 2011 bei 30,4 Jahren.
Foto: Getty Images

Frauen in der Schweiz haben eine Lebenserwartung von 85,3 Jahren, Männer von 81,5 Jahren).

Bei 33,8 Prozent der Firmengründungen in der Schweiz ist mindestens eine Frau beteiligt.

Einen Männertag gibt es auch

Heute haben auch Männer ihre Kampftage. Seit 1999 den Internationalen Männertag am 19. November. Unterstützt von den Vereinten Nationen, soll er «zu mehr Gleichgewicht der Geschlechter führen», die Männer- und Jungengesundheit fördern und Benachteiligungen von Männern und Jungen aufzeigen. Er wird in Trinidad und Tobago, Jamaika, Australien, Indien, den USA, Singapur, Malta, Südafrika, Ungarn, Irland, Ghana, Österreich, Kanada, Dänemark und Liechtenstein begangen.

Der Weltmännertag am 3. November, ein Aktionstag zur Männergesundheit (Schirmherr: Michail Gorbatschow), fand 2000 zum ersten Mal in Wien statt. Er soll darauf hinweisen, dass Männer im Schnitt sieben Jahre weniger leben als Frauen. 


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