EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren als Befreiung Europas aus den dunkelsten Stunden bezeichnet. «Für mich als Europäerin deutscher Nationalität und Präsidentin der EU-Kommission ist der 8. Mai ein entscheidender Moment in der Geschichte der Menschheit», schrieb die CDU-Politikerin am Freitag auf Twitter.
Europa feiert die Befreiung
«Für Europa steht dieser Tag für das Ende eines grausamen Krieges, der durch das Nazi-Regime verursacht wurde, und für die Befreiung aus den dunkelsten Stunden.» Zugleich sei dieser Tag ein Wendepunkt für das Schicksal des Kontinents. Sie sei dankbar, dass es heute die Europäische Union gebe.
Gedenken in Belgien
Die belgischen Monarchen König Philippe und Königin Mathilde ehrten am Freitag zusammen mit Ministerpräsidentin Sophie Wilmès die Opfer des Krieges. In einer kurzen Zeremonie legten sie an einem Denkmal im Zentrum der Hauptstadt Brüssel Blumen nieder und hielten eine Schweigeminute ab, wie die Nachrichtenagentur Belga berichtete.
Was passiert heute in Deutschland?
In Berlin werden die Spitzen der fünf Verfassungsorgane diesen Tag der Befreiung würdigen. Vorgesehen ist eine Kranzniederlegung an der Neuen Wache, der zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird im Anschluss eine Rede halten. Teilnehmen werden auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie die Präsidenten des Bundestags, Bundesrats und Bundesverfassungsgerichts, Wolfgang Schäuble (CDU), Dietmar Woidke (SPD) und Andreas Vosskuhle.
Ursprünglich hatte Steinmeier für den 8. Mai einen Staatsakt angeordnet, die höchste mögliche Form der Würdigung eines Ereignisses durch den Staat. Einen Staatsakt am 8. Mai hat es bislang nur einmal gegeben, 1995 unter Bundespräsident Roman Herzog. Die Veranstaltung an diesem Freitag vor dem Reichstagsgebäude mit 1600 Gästen wurde jedoch wegen der Corona-Pandemie abgesagt.
FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg begrüsste, dass ein «würdiger Ersatz» für den Staatsakt gefunden worden sei. «Das Erinnern und Gedenken ist gerade in diesen Zeiten wichtiger denn je», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. «Um unserer eigenen Identität und Verantwortung willen und als Signal an unsere Alliierten: Der Zusammenhalt unter Völkern ist stärker als Differenzen zwischen Regierungen.»
Vor 75 Jahren endete der tödlichste militärische Konflikt, den die Menschheit je bestritt. Deutschland, dessen Regime den Krieg angezettelt hatte, lag in Trümmern, Millionen waren auf der Flucht, aber auch in anderen Ländern weltweit war die Lage nach Jahren des Krieges prekär. BLICK erklärt den Zweiten Weltkrieg in 70 Fakten.
Vor 75 Jahren endete der tödlichste militärische Konflikt, den die Menschheit je bestritt. Deutschland, dessen Regime den Krieg angezettelt hatte, lag in Trümmern, Millionen waren auf der Flucht, aber auch in anderen Ländern weltweit war die Lage nach Jahren des Krieges prekär. BLICK erklärt den Zweiten Weltkrieg in 70 Fakten.
Wie gedenken andere Länder dem Ende des 2. Weltkrieges?
Auch in anderen Staaten wird am 75. Jahrestag des Kriegsendes gedacht. So will in Paris der französische Staatspräsident Emmanuel Macron an der Seite hoher Militärs an einer Feier am Triumphbogen (10.45 Uhr) teilnehmen. Auch hier wird es kein Publikum geben.
In London will Queen Elizabeth II. am späten Abend (22.00 Uhr) eine Fernsehansprache halten - genau 75 Jahre nach der Ansprache ihres Vaters, König George VI., im Radio. Während des Zweiten Weltkriegs machte Elizabeth eine Ausbildung zur Lastwagenfahrerin und -mechanikerin in der Armee. Als Nazi-Deutschland kapitulierte, mischte sie sich unerkannt unter die Feiernden in London.
In Moskau sind die Planungen ebenfalls der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Kremlchef Wladimir Putin wollte den Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland eigentlich mit Staats- und Regierungschefs aus aller Welt gross feiern. Die geplante Militärparade wurde jedoch verschoben. Die Sowjetunion zählte im Zweiten Weltkrieg 27 Millionen Tote - mehr als jedes andere Land.
Auch in Baltenstaaten hat Jahrestag eine besondere Bedeutung
Auch die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen haben sich an das Schicksal Osteuropas nach der deutschen Kapitulation erinnert. «Das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutet keine Freiheit für die Nationen Mittel- und Osteuropas. Stattdessen wurde ein totalitäres Regime durch ein anderes ersetzt, als die baltischen Staaten brutal in die Sowjetunion eingegliedert wurden», schrieben die Staatspräsidenten der drei EU-Länder im Nordosten Europas am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung. «Der zentrale und östliche Teil des Kontinents blieb fast ein halbes Jahrhundert unter der Herrschaft kommunistischer Regime.»
«Die Sowjetunion setzte überwältigende militärische Gewalt, wahllose Unterdrückung, Massendeportationen und totale ideologische Kontrolle ein, um die baltischen Staaten zu unterwerfen», erklärten Kersti Kaljulaid (Estland), Egils Levits (Lettland) und Gitanas Nauseda (Litauen). Die «sowjetische Okkupation» ihrer Länder, die von mehr als 60 westlichen Staaten formalrechtlich nicht anerkannt worden sei, habe bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion angedauert.
Doppelte Besetzung
Estland, Lettland und Litauen waren im Zweiten Weltkrieg zunächst von der Sowjetunion und dann vom nationalsozialistischen Deutschland besetzt worden. Im geheimen Zusatzprotokoll des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts hatten die beiden Diktatoren Adolf Hitler und Josef Stalin 1939 ihre Einflusszonen in Mitteleuropa und im Baltikum aufgeteilt. Nach Kriegsende wurden die baltischen Staaten gegen ihren Willen Sowjetrepubliken und erlangten erst 1991 ihre Unabhängigkeit wieder. Seit 2004 gehören sie EU und Nato an. (SDA
Als der Zweite Weltkrieg in Europa und Asien nach sechs Jahren zu Ende ging, hatten mindestens 55 Millionen Menschen ihr Leben verloren. Die wichtigsten Stationen des Krieges:
- 1. September 1939: Hitler-Deutschland überfällt Polen. Zwei Tage später erklären Grossbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg.
- 10. Mai 1940: Beginn der deutschen Westoffensive mit dem Einmarsch in die Benelux-Länder. Nach neuntägigem «Blitzkrieg» erobert die Wehrmacht am 14. Juni Paris.
- 27. September 1940: Dreimächte-Pakt zwischen Deutschland, Italien und Japan. Japan war im Juli 1937 in China einmarschiert.
- 22. Juni 1941: Nach der Eroberung von Jugoslawien und Griechenland überfällt Deutschland die Sowjetunion - trotz des Nichtangriffspakts von 1939. Im Dezember stockt der Feldzug kurz vor Moskau.
- 7. Dezember 1941: Die Japaner bombardieren den US-Stützpunkt Pearl Harbour auf Hawaii. Rom und Berlin erklären den USA den Krieg. Japans Siegeszug stockt im Juni 1942 nach der verlorenen Seeschlacht bei den pazifischen Midway-Inseln.
- 31. Januar 1943: In Stalingrad (heute Wolgograd) ergeben sich die eingekesselten Reste der 6. deutschen Armee. Die Sowjets drängen die Wehrmacht immer weiter zurück.
- 6. Juni 1944: Alliierte Truppen landen in der Normandie. Im September/Oktober erreichen sie im Westen und im Osten das Reichsgebiet.
- 30. April 1945: Adolf Hitler begeht in Berlin Selbstmord. Rotarmisten hissen die Sowjetfahne auf dem Reichstag.
- 7./9. Mai 1945: In Reims (Frankreich) und Berlin wird die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht unterzeichnet. Nach US-Atombombenangriffen auf Hiroshima und Nagasaki im August kapituliert am 2. September auch Japan. (SDA)
Als der Zweite Weltkrieg in Europa und Asien nach sechs Jahren zu Ende ging, hatten mindestens 55 Millionen Menschen ihr Leben verloren. Die wichtigsten Stationen des Krieges:
- 1. September 1939: Hitler-Deutschland überfällt Polen. Zwei Tage später erklären Grossbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg.
- 10. Mai 1940: Beginn der deutschen Westoffensive mit dem Einmarsch in die Benelux-Länder. Nach neuntägigem «Blitzkrieg» erobert die Wehrmacht am 14. Juni Paris.
- 27. September 1940: Dreimächte-Pakt zwischen Deutschland, Italien und Japan. Japan war im Juli 1937 in China einmarschiert.
- 22. Juni 1941: Nach der Eroberung von Jugoslawien und Griechenland überfällt Deutschland die Sowjetunion - trotz des Nichtangriffspakts von 1939. Im Dezember stockt der Feldzug kurz vor Moskau.
- 7. Dezember 1941: Die Japaner bombardieren den US-Stützpunkt Pearl Harbour auf Hawaii. Rom und Berlin erklären den USA den Krieg. Japans Siegeszug stockt im Juni 1942 nach der verlorenen Seeschlacht bei den pazifischen Midway-Inseln.
- 31. Januar 1943: In Stalingrad (heute Wolgograd) ergeben sich die eingekesselten Reste der 6. deutschen Armee. Die Sowjets drängen die Wehrmacht immer weiter zurück.
- 6. Juni 1944: Alliierte Truppen landen in der Normandie. Im September/Oktober erreichen sie im Westen und im Osten das Reichsgebiet.
- 30. April 1945: Adolf Hitler begeht in Berlin Selbstmord. Rotarmisten hissen die Sowjetfahne auf dem Reichstag.
- 7./9. Mai 1945: In Reims (Frankreich) und Berlin wird die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht unterzeichnet. Nach US-Atombombenangriffen auf Hiroshima und Nagasaki im August kapituliert am 2. September auch Japan. (SDA)