Wenn jemand sagt, er sei gerade eher so «Bauhaus-mässig» drauf, dann meinen Leute damit meist einen eher minimalistischen Stil. Kantige Möbel, viel Weiss, vielleicht mit etwas Blau oder Rot. Dabei ist Bauhaus auch eine Wundertüte, mancher Inhalt wird zur Überraschung. «Walter Gropius war so geschickt, so ziemlich alle Strömungen der Moderne in diese Schule zu holen», sagt Marion von Osten, Kuratorin der Berliner «Bauhaus Imaginista». Vor einem Jahrhundert, am 1. April 1919, gründete der Architekt Gropius die Kunst- und Design- und Architekturschule.
Eröffnungen und Ausstellungen zum Jubiläum
Zum Jubiläumsjahr wird entsprechend geklotzt. Drei neue Museen in den drei Bauhaus-Städten Weimar, Dessau und Berlin entstehen oder werden saniert - 52 Millionen Euro gibt es dafür vom Bund.
Nah am Jubiläumstag eröffnet am 5. April das Haus in Weimar. Ausgestellt werden dort etwa Kinderzimmermöbel aus dem «Haus am Horn», dem weissen Kastenbau, der wie viele andere Bauhausstätten zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Das Gebäude - ein grauer Kubus - kommt ohne Schnörkel aus. Gestritten wurde über eine Glasfassade, auf die nun verzichtet wurde.
Zum beliebten Fotomotiv dürfte sich die Aussenwand mit Leuchtstreifen dennoch entwickeln. Auch über den Standort wurde diskutiert: Das Gebäude steht an einem sensiblen Ort mitten in der Stadt - an der Schnittstelle zwischen dem klassischen Weimar und dem einstigen NS-Gauforum. Die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora plant dort eine Ausstellung über die NS-Zwangsarbeit.
1919 wurde das Staatliche Bauhaus als Architektur- und Kunstbewegung in Weimar von Walter Gropius gegründet. Bis heute beeinflusst der Baustil Architektur, Kunst und Design.
1919 wurde das Staatliche Bauhaus als Architektur- und Kunstbewegung in Weimar von Walter Gropius gegründet. Bis heute beeinflusst der Baustil Architektur, Kunst und Design.
Was steckt hinter dem Stil Bauhaus?
«Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau!», beginnt Gropius das Manifest, von dem alles ausgeht. Der manuelle Entstehungsprozess wird zur Erlösung stilisiert. «Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk», fordert Gropius. Herzstück der neuen Schule sind folglich die Werkstätten, für die ein drei Seiten umfassender Lehrplan entsteht.
Als Gropius das «Staatliche Bauhaus» gründet, haben die Menschen gerade den Ersten Weltkrieg hinter sich. Und Deutschland schafft seine erste Demokratie, die nur kurz währen soll. Die neue Kunsthochschule soll Handwerk, Architektur, Kunst und Leben verbinden - ein Versuchslabor für eine humanere Gestaltung der Gesellschaft.
Bauhaus war von Beginn an global
Gropius setzt schon mit der Wahl der als «Meister» fungierenden Lehrenden auf internationale Ausrichtung: der Deutsch-Amerikaner Lyonel Feininger, die Schweizer Johannes Itten und Paul Klee, der Russe Wassily Kandinsky, der Ungar Lázló Moholy-Nagy. So werden früh globale Netzwerke geknüpft, noch bevor das Bauhaus unter politischem Druck erst nach Dessau (1925), dann nach Berlin (1932) umzieht. Dort ist ein Jahr später unter den Nazis Schluss. Die Nazis stufen Werke einiger Bauhäusler als «entartete Kunst» ein. Viele Künstler gehen ins Ausland.
Vielschichtigkeit festhalten
Die früh angelegte und nach dem Ende forcierte Wechselwirkung mit der Welt steht für die Vielschichtigkeit. Das Bauhaus gibt es zwar nur 14 Jahre. «Aber die Entwicklung ist sehr dynamisch gewesen», analysiert der Architekt Philipp Oswalt, der an der Universität Kassel unterrichtet.
Zudem gibt es die Idee, Alltag und Gesellschaft zu verändern. «Das ist etwas, was man mit dem Bauhaus sehr stark verbindet: Die Erwartung, dass der Gestalter in die Gesellschaft hineinwirkt und zur Verbesserung der Alltagswelt beiträgt.» Auch Architekten denken in der Zeit Wohnen neu, etwa mit der Siedlung Dessau-Törten.
Im Lauf der Jahrzehnte findet sich Bauhaus in Chicago oder in der «Weissen Stadt» von Tel Aviv. Manche Kuratoren und Forscher warnen aber auch, dass eben nicht alle Gebäude, die weiss sind und ein Flachdach haben, Bauhaus sind.
Wer heute ein Stück Bauhaus will, stellt sich die Kugellampe ins Wohnzimmer. Oben rundes Glas und unten ein Metallfuss. Die Wagenfeld-Leuchte ist eines der Designbeispiele für das Bauhaus, ebenso der Stahlrohrstuhl Freischwinger. Manche Experten finden es schwierig, von «dem Bauhaus» zu sprechen. Und der eine oder andere Laie wundert sich, wenn - ausgehend von einer Zeichnung Paul Klees - im Museum heute Knüpftechniken analysiert werden. (SDA)
Walter Gropius (1883-1969)
Der Architekt gründete 1919 in Weimar das Staatliche Bauhaus und war bis 1928 dessen Direktor. Mit der neuartigen Kunstschule wollte er Kunst, Architektur und Handwerk in einer Kombination von Lehre, Praxis und Forschung ideal verbinden. Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, emigrierte er über England in die USA, wo er als Professor für Architektur an der Harvard University in Cambridge arbeitete.
Hannes Meyer (1889-1954)
Der Schweizer Architekt wurde 1928 zweiter Direktor des inzwischen nach Dessau umgezogenen Bauhauses, nachdem er zunächst die Leitung der neugegründeten Bauabteilung übernommen hatte. Er reformierte Lehre und Werkstätten. 1930 wurde er wegen «kommunistischer Machenschaften» von der Stadt fristlos entlassen.
Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969)
Der Vertreter der Avantgarde-Architektur war von 1930 bis 1933 der dritte Direktor. In seiner Zeit geriet die Schule unter immer stärkeren politischen Druck. 1932 wurde sie von einem neu gewählten Stadtrat mit nationalsozialistischer Mehrheit geschlossen. Mies van der Rohe versuchte, das Bauhaus als private Einrichtung in Berlin weiterzuführen. 1933 musste es jedoch endgültig schliessen. Der Architekt emigrierte ebenso wie andere Bauhaus-Kollegen in die USA.
Wassily Kandinsky (1866-1944)
Der russische Maler und Grafiker wurde 1922 ans Bauhaus berufen, wo er bis zu dessen Schliessung in Berlin 1933 unter anderem «Abstrakte Formelemente» und «Analytisches Zeichnen» unterrichtete. Er war auch stellvertretender Direktor.
Lyonel Feininger (1871-1956)
Der deutsch-amerikanische Maler und Grafiker lehrte von 1919 bis 1925 als Meister der Druckerei in Weimar. Das Titelblatt des Bauhausmanifestes von 1919 zeigt seinen Holzschnitt «Kathedrale».
Paul Klee (1879-1940)
Der Maler und Grafiker war am Bauhaus in Weimar und Dessau von 1920 bis 1931 engagiert. Er war unter anderem Leiter der Buchbinder-, Metall- und Glasmalereiwerkstatt und unterrichtete seine Elementare Gestaltungslehre.
Oskar Schlemmer (1888-1943)
Der Maler, Zeichner, Grafiker und Plastiker war von 1921 bis 1929 für das Bauhaus tätig. Er leitete unter anderem die Bühnenwerkstatt.
László Moholy-Nagy (1895-1946)
Der aus Ungarn stammende Maler und Fotograf wirkte 1923 bis 1928 als Meister an der Lehranstalt. Zusammen mit Walter Gropius begann er mit der Herausgabe der Bauhausbücher.
Gerhard Marcks (1889-1981)
Der Bildhauer war von 1919 bis 1924 Meister am Bauhaus, wo er die Keramikwerkstatt einrichtete.
Lilly Reich (1885-1947)
Die Innenarchitektin wurde 1932 von Ludwig Mies van der Rohe, mit dem sie zuvor schon eng zusammengearbeitet hatte, ans Bauhaus berufen. Sie leitete die Ausbauwerkstatt und die Weberei in Dessau und später in Berlin.
Walter Gropius (1883-1969)
Der Architekt gründete 1919 in Weimar das Staatliche Bauhaus und war bis 1928 dessen Direktor. Mit der neuartigen Kunstschule wollte er Kunst, Architektur und Handwerk in einer Kombination von Lehre, Praxis und Forschung ideal verbinden. Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, emigrierte er über England in die USA, wo er als Professor für Architektur an der Harvard University in Cambridge arbeitete.
Hannes Meyer (1889-1954)
Der Schweizer Architekt wurde 1928 zweiter Direktor des inzwischen nach Dessau umgezogenen Bauhauses, nachdem er zunächst die Leitung der neugegründeten Bauabteilung übernommen hatte. Er reformierte Lehre und Werkstätten. 1930 wurde er wegen «kommunistischer Machenschaften» von der Stadt fristlos entlassen.
Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969)
Der Vertreter der Avantgarde-Architektur war von 1930 bis 1933 der dritte Direktor. In seiner Zeit geriet die Schule unter immer stärkeren politischen Druck. 1932 wurde sie von einem neu gewählten Stadtrat mit nationalsozialistischer Mehrheit geschlossen. Mies van der Rohe versuchte, das Bauhaus als private Einrichtung in Berlin weiterzuführen. 1933 musste es jedoch endgültig schliessen. Der Architekt emigrierte ebenso wie andere Bauhaus-Kollegen in die USA.
Wassily Kandinsky (1866-1944)
Der russische Maler und Grafiker wurde 1922 ans Bauhaus berufen, wo er bis zu dessen Schliessung in Berlin 1933 unter anderem «Abstrakte Formelemente» und «Analytisches Zeichnen» unterrichtete. Er war auch stellvertretender Direktor.
Lyonel Feininger (1871-1956)
Der deutsch-amerikanische Maler und Grafiker lehrte von 1919 bis 1925 als Meister der Druckerei in Weimar. Das Titelblatt des Bauhausmanifestes von 1919 zeigt seinen Holzschnitt «Kathedrale».
Paul Klee (1879-1940)
Der Maler und Grafiker war am Bauhaus in Weimar und Dessau von 1920 bis 1931 engagiert. Er war unter anderem Leiter der Buchbinder-, Metall- und Glasmalereiwerkstatt und unterrichtete seine Elementare Gestaltungslehre.
Oskar Schlemmer (1888-1943)
Der Maler, Zeichner, Grafiker und Plastiker war von 1921 bis 1929 für das Bauhaus tätig. Er leitete unter anderem die Bühnenwerkstatt.
László Moholy-Nagy (1895-1946)
Der aus Ungarn stammende Maler und Fotograf wirkte 1923 bis 1928 als Meister an der Lehranstalt. Zusammen mit Walter Gropius begann er mit der Herausgabe der Bauhausbücher.
Gerhard Marcks (1889-1981)
Der Bildhauer war von 1919 bis 1924 Meister am Bauhaus, wo er die Keramikwerkstatt einrichtete.
Lilly Reich (1885-1947)
Die Innenarchitektin wurde 1932 von Ludwig Mies van der Rohe, mit dem sie zuvor schon eng zusammengearbeitet hatte, ans Bauhaus berufen. Sie leitete die Ausbauwerkstatt und die Weberei in Dessau und später in Berlin.