Anhand von neuen Daten aus drei Eisbohrkernen aus der Arktis berechneten die Forscherinnen und Forscher für die in der Fachzeitschrift «PNAS» erschienene Studie die Bleikonzentrationen im Alten Rom und deren Auswirkungen auf die Menschen, wie die Universität Wien am Dienstag mitteilte. An der Studie unter Leitung von Joe McConnell vom US-amerikanischen Desert Research Institut (DRI) war auch die Forscherin Sandra Camara-Brugger von der Universität Basel beteiligt.
Um an das begehrte Silber zu gelangen, brauchte man in der Römerzeit sehr viel bleihaltige Erze. Im Zuge der damaligen Verarbeitungstechnik gelangte Blei auch massenhaft in die Luft. Den Forschungsergebnissen zufolge wurden während der fast 200-jährigen Blütezeit des Römischen Reiches mehr als 500 Kilotonnen Blei in die Atmosphäre abgegeben.
Die Wissenschaftler nahmen daraufhin Erkenntnisse zum Zusammenhang von Blut-Bleikonzentrationen und dem Abschneiden bei Intelligenztests zur Hand: Angesichts dessen könne man davon ausgehen, dass die Verschmutzung die Alten Römer im Schnitt über das gesamte Reich hinweg zweieinhalb bis drei IQ-Punkte gekostet haben dürfte. In Bergbauregionen könnte das Intelligenz-Minus auch deutlich darüber gelegen haben.
«Eine Verringerung des IQ um zwei bis drei Punkte hört sich nicht nach viel an, aber wenn man das auf die gesamte europäische Bevölkerung anwendet, ist das beträchtlich», wurde DRI-Forscher Nathan Chellman in der Mitteilung zitiert.
Die fast 200-jährige verstärkte Bleiverschmutzung könnte laut den Forschenden ausserdem auch dazu beigetragen haben, dass die Antoninische Pest rund fünf bis zehn Millionen Menschen das Leben gekostet und die recht friedliche Episode beendet hat, meinen die Studienautoren.