In nur 24 Stunden hat das Teleskop über elf Millionen Objekte im sichtbaren Licht und weitere fünf Millionen im Infrarotlicht registriert, wie die ESA in einer Mitteilung zur Mission, an der auch Schweizer Institutionen beteiligt sind, schrieb.
Zu diesen ersten Entdeckungen von Euclid gehören neu geborene, frei schwebende Planeten, neu entdeckte extragalaktische Sternenhaufen und die Entdeckung von sehr weit entfernten, hellen Galaxien. Für die ESA sind die neu veröffentlichten Bilder und Daten nur «ein kleiner Vorgeschmack auf das, was Euclid leisten kann.»
Diese Ansicht teilt auch Francesca Lepori von der Universität Zürich (UZH). Die Forscherin ist an der Euclid-Mission beteiligt «Dies ist die Zeit, um Fortschritte in der Kosmologie zu machen», sagte Lepori zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Euclid werde es erlauben, Dinge zu untersuchen, die noch nie zuvor untersucht worden seien.
In der Auswertung dieser Bilder waren Schweizer Forschende nicht direkt beteiligt. Die Schweizer Forschungsprojekte haben ihren Fokus laut Lepori nicht auf einzelnen Objekten, sondern auf den grösseren Bildern, die Euclid liefern wird.
Ziel der Mission ist es, die bisher umfangreichste 3D-Karte des Universums zu erstellen. Die Sonde soll Daten zu Milliarden Galaxien sammeln. «Damit wollen wir schlussendlich die Geschichte des Universums rekonstruieren», sagte Lepori. Die ESA will mit Euclid Entwicklung des Universums innerhalb der letzten zehn Milliarden Jahre erforschen. Zudem sollen damit Erkenntnisse über die Dunkle Materie und Dunkle Energie im All gewonnen werden.
Eines der neu veröffentlichten Bilder zeigt den Galaxienhaufen «Abell 2390» mit rund 50'000 Galaxien: ein «wunderschönes Beispiel» für eine sogenannte Gravitationslinse, die riesige gekrümmte Bögen am Himmel bildet, wie es bei der Präsentation der Bilder hiess.
Eine weitere Aufnahme zeigt «Messier 78», einen leuchtenden, von interstellarem Staub umhüllten Sternhaufen. «Euclid» habe dort mit seiner Infrarotkamera verborgene Regionen der Sternentstehung sichtbar gemacht und neu entstandene Sterne und Planeten entdeckt. Präsentiert wurden zudem Bilder der Galaxie «NGC 6744», des Galaxienhaufens «Abell 2764» und der sogenannten Dorado-Galaxiengruppe.
Die Sonde Euclid war Anfang Juli 2023 in den Weltraum gestartet. Herzstück ist ein hochauflösendes Teleskop, das mit zwei Kameras ausgestattet ist - eine für den sichtbaren Wellenlängenbereich und eine für den Nah-Infrarotbereich.
Neben der UZH sind aus der Schweiz auch die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), die Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne (EPFL) und die Universität Genf (Unige) an der Euclid-Mission beteiligt.
So wurden etwa Teile des Messgeräts «Visible Instrument» in der Schweiz entwickelt. Dieses ist eine hochauflösende Kamera, die sichtbares Licht im Weltraum beobachtet.
Aber auch in Sachen Software sind Schweizer Institutionen beteiligt: Die FHNW steuerte die Software-Infrastruktur bei, die das Management und die Verteilung von grossen Mengen an Weltraumdaten über ein weltweites Datennetzwerk ermöglicht.