Der Mann hinter der neuen Maschine für Herztransplantionen
Hier schlägt das Spenderherz

Er ist verantwortlich für das Spenderherz: Chef-Kardiotechniker Hans-Jörg Jenni sorgt mit seinem Team dafür, dass das Organ beim Transport möglichst genauso gut versorgt wird wie im Körper. Möglich ist das dank einer neuartigen Hightech-Maschine.
Publiziert: 24.04.2023 um 12:18 Uhr
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Aktualisiert: 24.04.2023 um 12:19 Uhr
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Hans-Jörg Jenni, Chef-Kardiotechniker Inselspital Bern, sorgt dafür, dass Spenderherzen optimal frisch bleiben, bevor sie implantiert werden.
Foto: Zvg
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Katja RichardRedaktorin Gesellschaft

Wenn es ein passendes Spenderherz für eine Transplantation gibt, ist jede Minute kostbar. Im Inselspital Bern kommt ein neuartiges System für den Transport von Spenderherzen zum Einsatz, mit dem wertvolle Zeit gewonnen wird. Verantwortlich dafür sind Chef-Kardiotechniker Hans-Jörg Jenni (56) und sein Team.

Die Grundidee hinter dem Hightech-Gerät namens «Organ Care System OCS» einfach erklärt: «Das Spenderherz wird möglichst genauso gut versorgt wie im Körper», sagt Jenni. Die Perfusionsmaschine besteht aus einer Pumpe mit einer Art künstlicher Lunge und wird mit dem Blut des Spenders aufgefüllt. «Damit wird das Herz dauernd mit Blut und Sauerstoff versorgt und schlägt weiter.» Der Prozess wird konstant mittels verschiedener Parameter wie Sauerstoffsättigung, Druckmessung oder Blutstoffanalysen überwacht. «So können wir die Einstellungen laufend anpassen», sagt Jenny.

Zeitgewinn bei Transport und OP

Beim herkömmlichen Transport wird das Spenderherz auf Eis gelegt und hört auf zu schlagen, bis es beim passenden Empfänger angekommen ist – das darf maximal drei Stunden dauern. Denn von allen Organen, die Verstorbenen zur Spende entnommen werden können, nimmt das Herz am schnellsten Schaden, wenn es nicht durchblutet wird. «Neu haben wir damit sechs Stunden oder sogar mehr bis zur Transplantation», erklärt Jenni.

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So können Spenderherzen aus einem grösseren Radius eingeflogen werden, man gewinnt mindestens zwei Flugstunden dazu – damit steigen auch die Chancen für Patienten, die auf das passende Organ warten. Der Zeitgewinn nimmt auch etwas Druck für die Mediziner im Einsatz heraus. Jenni: «Besonders bei komplexen Eingriffen kann sich das OP-Team so besser vorbereiten.» Umso wichtiger ist darum die straffe Organisation eines derart heiklen Transports.

Einsatz von Fall zu Fall

Im ersten Jahr ist das hochkomplexe Gerät achtmal zum Einsatz gekommen. Davon fünfmal in Bern, wo es stationiert ist. Es wird aber auch von den beiden anderen Uni-Spitälern in Zürich und Lausanne in Zusammenarbeit mit Swisstransplant genutzt.

«Ob die Perfusionsmaschine bei einer Herztransplantation eingesetzt wird, das entscheidet man immer von Fall zu Fall», erklärt Jenni. Sie muss für jeden Einsatz komplett neu ausgerüstet werden, Kostenpunkt ist jeweils um die 45'000 Franken. Aber ob mit dem herkömmlichen oder neuen Transport des lebenswichtigen Organs, alltäglich ist die Transplantation eines Herzens nicht – rund 40 solcher Eingriffe werden total jährlich gesamtschweizerisch durchgeführt.

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