Das steckt dahinter
Affen auf einer Insel sind nach einem Hurrikan friedlicher geworden

Auf einer Insel sind Affen nach einem Wirbelsturm friedlicher geworden. Wie es dazu kam? Die Evolution siebte aggressive Tiere aus einem ganz bestimmten Grund aus, wie ein Forschungsteam im Fachmagazin «Science» berichtet.
Publiziert: 20.06.2024 um 20:04 Uhr
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Aktualisiert: 21.06.2024 um 12:41 Uhr
Makaken im Schatten auf der Insel Cayo Santiago.
Foto: University of Exeter
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Rhesusaffen gehören zu den streitlustigsten Primaten überhaupt. Das war auf Cayo Santiago vor dem Hurrikan «Maria» im Jahr 2017 nicht anders. Cayo Santiago ist auch als Monkey Island (Affeninsel) bekannt. Die unbewohnte kleine Insel im Karibischen Meer gehört zu Puerto Rico, die Temperaturen übersteigen dort regelmässig 40 Grad.

«Maria» hatte mehr als die Hälfte der Vegetation auf Cayo Santiago zerstört, darunter viele der schattenspendenden Bäume, wie das Team um Camille Testard von der University of Pennsylvania in der US-Stadt Philadelphia berichtet. Noch immer ist der Baumbestand demnach weitaus geringer als vor dem Wirbelsturm.

Daten aus zehn Jahren

In der Hitze ist der Schatten von Baumkronen eine sehr wertvolle, lebensrettende Ressource. Und genau hier kam die Evolution ins Spiel, wie die Forschenden erläutern: War es zuvor kein Problem, wenn Affen aggressiv auf ihren Schattenplätzen beharrten, haben seit «Maria» tolerantere, sich schattige Stellen teilende Rhesusaffen einen Überlebensvorteil - und die Zahl garstigerer Artgenossen nahm ab.

Das Team untersuchte insgesamt Daten aus zehn Jahren zum Sozialverhalten der Insel-Affen. «Vor dem Wirbelsturm hatte das Tolerieren anderer keinen Einfluss auf das Sterberisiko», erklärte Testard. «Nach dem Wirbelsturm hatten Makaken, die eine überdurchschnittliche soziale Toleranz zeigten - und daher besser in der Lage waren, den Schatten zu teilen - ein um 42 Prozent geringeres Sterberisiko als diejenigen, die weniger tolerant waren.»

Nicht besonders gut darin, Ressourcen zu teilen

Rhesusaffen (Macaca mulatta) zählen zur Gruppe der Makaken und leben eigentlich in Asien, verwilderte Gruppen zudem in Florida und Puerto Rico. Ihren Status sichern sich vor allem die Männchen üblicherweise durch Schläge, Bisse und Reissen an Fell und Schwanz. «Sie sind bekannt dafür, dass sie in einer aggressiven, stark konkurrenzbetonten Gesellschaft leben», sagte Mitautorin Lauren Brent von der britischen Universität Exeter.

Deshalb seien die Affen eigentlich nicht besonders gut darin, Ressourcen zu teilen, sei es Nahrung oder Schatten. «Aber in der durch die ökologischen Veränderungen verursachten Hitze, die oft um die 40 Grad beträgt, mussten die Makaken den Raum teilen oder sterben.»

Nicht zwingend so friedfertig

Die hinzugewonnene Toleranz betrifft den Forschenden zufolge auch andere Lebensbereiche. Die Äffchen, die sich bereitwillig Schattenplätze teilten, verbrächten auch morgens, also vor der Hitze des Tages, Zeit miteinander, erklärte Testard. «Der Wirbelsturm hat die Spielregeln in der Gesellschaft der Affen verändert.»

Die Population von Cayo Santiago müsse aber nicht zwingend so friedfertig bleiben, wenn die Bedeckung mit Baumkronen wieder den ursprünglichen Zustand erreiche, heisst es in der Studie auch. Andere Faktoren wie mehr Krankheitsübertragungen zwischen den geselligeren Artgenossen der Gruppe könnten die Evolution dann auch wieder in die andere Richtung, also hin zu wenig sozialer Toleranz lenken.

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