Dafür mehrere Nickerchen
Pinguine schlafen nur vier Sekunden aufs Mal

Zügelpinguine verschaffen sich durch mehr als 10'000 extrem kurze Nickerchen jeden Tag insgesamt bis zu zwölf Stunden Schlaf. Das zeigt eine am Donnerstagabend im Fachmagazin «Science» veröffentlichte Studie eines internationalen Forschungsteams.
Publiziert: 01.12.2023 um 10:23 Uhr
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Aktualisiert: 01.12.2023 um 13:05 Uhr
Zügelpinguine schlafen bis zu 10'000-Mal am Tag.
Foto: yon Neuroscience Research Centre

Die fast acht Millionen Brutpaare des Pinguins mit dem wissenschaftlichen Namen Pygoscelis antarctica leben in der Antarktis und auf einigen Inseln im Südatlantik. Beim Brüten wechseln sich das Weibchen und das Männchen ab. Allein auf dem Nest müssen sie ihre Eier ständig vor Raubvögeln beschützen, den Braunen Skuas. Ausserdem müssen die Elternvögel ihre Nester gegen andere Pinguine verteidigen, die versuchen, Nestmaterial zu stehlen.

Diese ständige Anspannung ist der Grund für das ungewöhnliche Schlafverhalten des Zügelpinguins: Während des Brütens sammeln die Elternvögel grosse Mengen an Schlaf durch tausende Mikroschlafphasen, wie die Forscher herausgefunden haben. Sie nicken meist nicht mehr als vier Sekunden am Stück weg, bekommen durch über 600 Schlafphasen pro Stunde – insgesamt über 10'000 pro Tag – aber trotzdem bis zu zwölf Stunden Schlaf.

Das Forschungsteam unter der Leitung von Paul-Antoine Libourel vom Neurowissenschaftlichen Forschungszentrum in Lyon zeichnete im Dezember 2019 das Verhalten und die Gehirnaktivität von wild lebenden Zügelpinguinen auf, die in einer Brutkolonie auf King George Island in der Antarktis brüteten. Um ihre Gehirnaktivität zu messen, statteten sie 14 Vögel mit speziell angefertigten Datenloggern aus. Hinzu kamen Videoaufzeichnungen und direkte Beobachtungen.

Diese Aktivitäten der Vögel wurden elf Tage lang an Land und auf See aufgezeichnet, wo die Pinguine bis zu einer Tiefe von 200 Metern tauchen. Die Forscher untersuchten dann, wie sich das Nisten am Rand der Kolonie, wo die Pinguine den Raubvögeln ausgesetzt sind, im Vergleich zum Zentrum der Kolonie auf den Pinguinschlaf auswirkt.

Das überraschende Ergebnis: Die Vögel am Rand der Kolonie schlafen zehn Prozent mehr und jeweils eine Sekunde länger als die Vögel in der Mitte der Kolonie. Störungen und Aggressionen durch andere Pinguine innerhalb der Kolonie haben also einen grösseren Einfluss auf den Schlaf als die Gefahr durch Raubtiere.

Die Forscher wiesen in der Studie ausserdem nach, dass Pinguine auch auf dem Meer schwimmend schlafen können. Sie schliefen auf See insgesamt deutlich kürzer als an Land. Nach der Rückkehr an Land wurde der verpasste Schlaf teilweise wieder aufgeholt, wenn auch wieder nur in Phasen von durchschnittlich vier Sekunden Dauer.

(SDA)

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