Unter dem Weihnachtsbaum
Elendes Packpapier!

Gehören Sie beim Geschenke-Einpacken zu den Superkreativen oder denen mit den zwei linken Händen? Finden Sie es heraus!
Publiziert: 24.12.2017 um 10:34 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:50 Uhr
Jonas Dreyfus
Foto: Getty Images

Nenn mich Christo!

Sie sind der Seelenverwandte von Christo (81). Der Verpackungskünstler hüllte ­Gebäude wie den Berliner Reichstag in Tücher und zurrte sie mit Seilen fest. Normalos würden sperrige Geschenke, zum Beispiel ein neues Dreirad fürs Kind, unverpackt unter den Weihnachtsbaum stellen. Nicht Sie! Wenn Sie mal am Werk sind, gibt es kein Halten mehr. Sie ­entwerfen Schnittmuster, mit denen sich selbst winzige Teile mit möglichst wenig Papierverlust umhüllen lassen. Was für ein befriedigendes Gefühl! Vergleichbar mit dem Vakuumieren von Lebensmitteln oder halbvollen Wein­flaschen. ­Eines ­Ihrer Geschenke auszu­packen, ist eine abendfüllende Aufgabe. Doch das ist nicht mehr Ihr Problem.

Mehr ist mehr 

Ihre Geschenke erinnern an diesen ­einen Stuhl, der fast in jedem ­Zuhause steht. Auf dem sich ­Kleider, die man eigentlich mal anzie­hen wollte, zu einem fein ausba­lan­­cierten Haufen stapeln. Auf dem immer noch eine Socke mehr Platz hat. Nur sind es im Fall der Geschenke keine Textilien, ­sondern Weihnachtskugeln, Federn, Plastikblumen, Zweige, Glasperlen, Zinnfiguren, Lametta und so weiter. Sie hören erst auf mit der ­Schmückerei, wenn sich die Frage «Hat es noch Platz?» mit einem ­klaren Nein beantworten lässt. Was Sie eingepackt haben, ­wissen Sie nach Ihrer Dekorationsorgie gar nicht mehr so richtig. Ist für Sie auch absolut sekundär. 

Foto: Getty Images/iStockphoto

Hauptsache, Packpapier

Sie können uns noch so lange erzählen, wie Ihnen Mainstream-Weihnachtskitsch auf die Nerven geht – wir müssen Sie ­leider enttäuschen: Geschenke mit Packpapier einzupacken, ist NICHT meeega speziell, sondern einfach nur meeega b­equem. Jede Weihnachten und an ­jedem Geburtstag müssen Sie nichts Weiteres tun, als die Maxirolle hervorzuholen. Packpapier hat durchaus etwas Sinnliches, wenn man mit den Fingern darüberfährt oder daran riecht. Doch Weihnachten ist gerade nicht der Moment für bodenständige Holzfäller-Ästhetik. Wer auch noch aus einer ­rauen Schnur ein Schleifchen bindet, lässt vermuten, dass er mit seiner Jugendzeit in der Studenten-WG innerlich nicht richtig abgeschlossen hat. 

Foto: Getty Images/Westend61

Unerreicht kreativ

Sie haben vor allem eines: zu viel Zeit. Die nutzen Sie, um Ihre unspektaku­lären Geschenke, zum Beispiel eine Dose Tee oder eine Seife, zu verpacken, als wären es die Überreste einer ­ägyptischen Halbgöttin. Heuer lautet Ihr Motto: ­Hygge. So heisst das dänische Konzept für Gemütlichkeit. Zur hyggeligen Welt gehören warme Decken, Zeit mit Freunden und ­etwas zum Naschen. Warum nicht mal ein Geschenk mit ­etwas ­Gestricktem ­umhüllen und mit einem Baum aus selbst gebackenen Weihnachts­guetsli schmücken, denken Sie sich. Beim Überreichen Ihres Kunstwerks platzen Sie fast vor Stolz und lassen selbst Ihre Konkurrenz mit der teuren Geschenkbox vom Juwelier alt ­aus­sehen. Sie hasst Sie dafür.

Foto: Getty Images

Zwei linke Hände 

Sie sind höchstwahrscheinlich ein Mann, kicken ­einen Ball mit dem Fuss problemlos aus elf Metern Distanz ins Tor oder können zwei Stunden am Stück Programmier­sprache schreiben, ohne sich zu vertippen. Doch: Das Einwickeln ­eines schönen Objekts in ein ­schönes Stück Papier – diese ­Tätig­keit sorgt bei Ihnen schon beim Darandenken für Schweissaus­brüche. Zum Glück gibts ­Klebstreifen. Ihre Einpacktechnik erinnert ans Flicken ­eines auf­geplatzten Abfallsacks mit ­einem Klebe­band. Doch Sie wissen: Ihr Umfeld rechnet Ihnen selbst ­minime kreative ­Bemühungen hoch an. Das macht Sie ein ­bisschen stolz.

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