«Was Kinder mögen, muss ich ins Programm nehmen»
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Baumschmuck-Verkäufer in Basel:«Was Kinder mögen, muss ich ins Programm nehmen»

Baumschmuck-Experte Johann Wanner
«Ich habe Weihnachten wieder kitschig gemacht»

Johann Wanner (83) ist der König des Baumschmucks. In seinem vollgestopften Laden in der Basler Altstadt scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.
Publiziert: 02.12.2022 um 17:01 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2022 um 17:31 Uhr
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Johann Wanner (83) verkauft in seinem Laden am Spalenberg in Basel seit mehr als fünf Jahrzehnten Weihnachtsschmuck.
Foto: STEFAN BOHRER
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Jonas DreyfusService-Team

Der Boden knarrt unter den Füssen, wenn Johann Wanner (83) durch seinen Laden am Spalenberg 14 in Basel führt. Seit über 50 Jahren verkauft er hier Weihnachtsschmuck, und jedes Jahr wird er wieder zu den Trends befragt. «Sweet Christmas» sei aktuell das Hauptthema, sagt der Kaufmann, der als Antiquitäten- und Teppichhändler begann.

Süsse Weihnachten – das heisst in diesem Fall Baumschmuck in Form von Cupcakes und anderen Desserts in den Farben Rot, Pink und Weiss. Sein Shop ist vollgestopft mit glitzernden Kleinigkeiten. Vögelchen, Trompetchen, Äpfelchen, Schweinchen gibts hier genauso zu kaufen wie Schmuck in der Form der Star-Wars-Figur Darth Vader oder coronakonformer Gesichtsmasken. «Die sind bei Ärzten beliebt», sagt Wanner.

Wie er hier den Überblick behält, ist rätselhaft. Vielleicht hat er ihn auch längst verloren oder überlässt das lieber einem seiner zwölf Mitarbeiter. Er ist das Gesicht dieser Erfolgsgeschichte. Früher posierte er mit seinem Rolls-Royce Silver Spirit gerne vor dem Schaufenster. Auf dem Nummernschild stand zu Showzwecken «X-Mas». Manchmal auch einfach sein Name.

Strohschmuck ist nicht sein Ding

Wanner brachte in den 70er-Jahren, als er sein Geschäft startete, einen Stil zurück, der eigentlich total aus der Mode gekommen war. Die Zeit sei von den schlichten Einrichtungstrends der Sixties geprägt gewesen, sagt er. Neben Möbeln aus Teakholz stand bei den Schweizern zu Hause ein Baum mit roten Äpfeln, Bienenwachskerzen und Strohschmuck. Dann sei er gekommen, sagt Wanner, und habe den viktorianisch angehauchten Schmuck seiner Kindheit neu aufgelegt. «Kitsch ist für mich etwas Positives», sagt Wanner. «Ich habe Weihnachten wieder kitschig gemacht.»

Das fand Anklang. Zu den besten Zeiten hing sein Schmuck an Bäumen im Vatikan, im Weissen Haus und in den Villen von Hollywoodstars. Fürst Albert von Monaco und die Windsors sollen zu seiner Kundschaft gehört haben – oder tun es noch immer. Namen will Wanner aus Diskretionsgründen keine nennen.

Zur Zeit des Kalten Krieges reiste er in die ehemalige DDR und suchte Privatpersonen und kleine Manufakturen, die mundgeblasenen Schmuck für ihn herstellten. Manche der heute jahrzehntealten Teile von damals liegen noch immer in der Auslage. Kleine Vögel zum Beispiel, die mit Schwanzfedern aus feiner Glasseide versehen sind. Für die neueren Modelle wird Nylon verwendet, was sich relativ struppig anfühlt.

Seine Lieblingskugel hat etwas Mysteriöses

Wanner profitierte zu den Anfangszeiten seines Geschäfts davon, dass die Schweiz im Vergleich zu zahlreichen anderen Ländern kein Importverbot gegen Ostblockländer aufrechterhielt. Mit dem Beamten, der ihn damals begleitete, habe er immer noch Kontakt, sagt er.

Es ist elf Uhr vormittags, der Laden füllt sich mit Frauen, die kleine Körbe mit Schmuck füllen. Er versuche immer, einen Blick auf die Auswahl der Kunden zu erhaschen, sagt Wanner. «Welche Art von Schmuck jemand kauft, sagt viel über ihn aus.»

Die Lieblingskugel des Chefs ist schlicht, gross, rabenschwarz und kostet 14 Franken. Sie hat etwas Mysteriöses und entspricht diesem Mann, der sich kleidet wie ein Dirigent, und sich an Dinge, die lange zurückliegen, besser erinnert als an kürzlich Geschehenes. Im Laden läuft jetzt ein Song von Frank Sinatra. Hier, in der Basler Altstadt, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Das passt zu einem Fest, das von Traditionen lebt, die sich nicht ändern. Das passt zu Weihnachten.

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