Charlie, das ist schon sein dritter Name, dabei ist der Malteser erst knapp fünf Monate alt. Im Uni-Tierspital in Zürich tauften sie das munzige Hundeknäuel Lars, weil es so weiss und kuschelig wie ein Eisbär ist. Allerdings längst nicht so kräftig, sondern sehr, sehr krank.
Er ist einer von 25 todkranken Welpen, die während des Pandemiejahrs ins Universitäre Tierspital Zürich gebracht wurden. «Das mag nicht nach viel klingen, aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Und es sind doppelt so viele Welpen wie im Jahr zuvor», sagt die Tierärztin Iris M. Reichler. Die Professorin ist zuständig für die kleinsten Welpen, die maximal zwölf Wochen alt sind.
Stammen meist aus Osteuropa
Die Pandemie hat einen Hundeboom ausgelöst, die Population ist in der Schweiz seit dem Ausbruch von Corona von 518'000 Hunden auf 536'000 angestiegen. Besonders beliebt sind dabei Modehunde wie Zwergspitze, Französische Bulldoggen oder Malteser. In der Regel stammen sie aus Osteuropa wie Slowenien, Bulgarien, Serbien oder Weissrussland, aber auch aus Portugal und Spanien. Das Geschäft floriert: Die Zahl der eingeführten Hunde ist in etwas mehr als zehn Jahren von rund 12'000 auf 28'000 gestiegen. Im Pandemiejahr waren es sogar über 31'000 – pro Hündchen lassen sich locker mehr als 1000 Franken verdienen.
Importwelpen leiden an Paroviren
Für die Welpen, die im Tierspital behandelt wurden, bezahlten die Besitzer per Mausklick zwischen 1000 bis 3000 Franken. «Das ist eine neue Masche, früher warnten wir vor Billighunden», sagt Lucia Oeschger, die Biologin leitet den Bereich Hunde der Fachstelle Heimtiere beim Schweizer Tierschutz (STS). «Die Händler sind professionell und schlau. Jetzt verkaufen sie die Welpen teuer, um Seriosität vorzugaukeln.» Berüchtigt sind laut der Tierschützerin die Händler elitpuppies.com oder Elitdog. Letzterer betreibt über ein Dutzend Domains: Wer im Internet «Welpen kaufen» eingibt, landet zuerst dort.
Hier wurde auch der weisse Malteser bestellt, damals hiess er noch Rocky, nach seinem beschwerlichen Transport landete er im Tierspital. «Er litt an Durchfall, Erbrechen, Apathie und konnte nichts fressen», so Tierärztin Reichler. Die Diagnose war schnell klar: Parvoviren, die sind hochansteckend. «Auf dem Transport werden die Welpen eng zusammengepfercht, die Keimbelastung ist zu hoch. Denn selbst wenn sie geimpft sind, ist ihr Immunsystem noch nicht stark genug, hinzu kommt der Stress.»
Tiere gesund machen, nicht töten
Bei einem Parvovirose-Fall müssen sie isoliert und rund um die Uhr betreut werden, im Tierspital kostet das schnell einmal 3500 bis 5000 Franken – nicht jeder kann oder will das bezahlen. So wie bei Rocky: «Wir hätten ihn eigentlich einschläfern müssen. Aber das haben wir nicht übers Herz gebracht, es ist die allerletzte Lösung», so Reichler. «Wir wollen Tiere gesund machen, nicht töten.»
Das weisse Bündel wurde Lars getauft und neue Besitzer gesucht. Kylie W. (28) erfuhr über eine befreundete Tierärztin vom Welpen. Sie durfte den Kleinen zum ersten Mal auf der Isolationsstation in die Arme nehmen – im Vollschutzanzug. «Er war da ganz allein, das ging echt ans Herz.» Kylie wünschte sich schon ihr Leben lang einen Hund, die Entscheidung war wohlüberlegt. «Ich musste abklären, ob ich ihn mit ins Büro nehmen darf. Und einen Platz organisieren, wenn ich mal nicht da oder in den Ferien bin. Man übernimmt die Verantwortung für ein Tier ein Leben lang.» Dazu gehört auch, dass sie für einen Teil der Tierarztkosten aufkommt. Bereut hat sie den Schritt nicht eine Sekunde. «Nach dem Besuch im Tierspital habe ich noch eine Nacht darüber geschlafen, als ich aufwachte, galt mein erster Gedanke dem Hund.» Sie hat den kleinen Charlie getauft.
Internetkäufer nehmen Tierleid in Kauf
Und wie gehts den restlichen Welpen? «Einer ist nicht durchgekommen, sechs Hunde mussten wegen Tollwutgefahr ausgeschafft werden, sie kamen aus Serbien und Weissrussland oder hatten gar keinen Chip», so Reichler. Das geht nicht nur ins Geld, sondern auch an die Nerven: 120 Tage dauert die Isolation, bei einem seriösen Anbieter, der den Welpen auch sozialisiert, kostet das pro Tag 40 Franken, also total um die 5000 Franken.
Wer einen Hund im Internet bestellt riskiert nicht nur hohe Kosten, sondern nimmt Tierleid in Kauf. «Die süssen kleinen Hunde werden in Welpenfabriken produziert, anders kann man das nicht nennen», so Tierschützerin Oeschger. «Die Zustände sind erbärmlich, es mangelt an Zuwendung, Hygiene, medizinischer Versorgung und Sachverstand. Die Muttertiere sind in kleine Käfige eingesperrte Gebärmaschinen.» Wenn sie ihren Dienst getan haben, werden sie laut der Tierschützerin skrupellos «entsorgt». Sie warnt eindringlich vor dem Kauf im Internet: «Dahinter stecken Profis, die den Interessenten alles Mögliche vorgaukeln, zum Beispiel, dass sie ihre Welpen nur an ein gutes Plätzli abgeben würden. Es gibt unzählige solche Maschen. Für Laien ist meistens nicht ersichtlich, wo die Hunde herkommen.»
♦ Sich niemals spontan einen Hund anschaffen, auch nicht aus Mitleid oder weil eine «besonders seltene, exklusive» Farbe angeboten wird. Das sind alles Maschen der Hundehändler.
♦ Egal, ob der Hund von einem Tierheim, einer Zucht oder einer Privatperson stammt: Die Aufzuchtstätte soll man immer selber besuchen, besser zweimal. Auch wer sich einen Hund aus dem Ausland zulegt, muss die Zucht persönlich vor Ort in Augenschein nehmen. Vorsicht vor «Showrooms», in denen Importwelpen vorgeführt werden.
♦ Nicht im Internet bestellen, den Hund niemals im grenznahen Ausland in Empfang nehmen und auch nicht liefern lassen.
♦ Vor dem Kauf den Heimtierausweis kritisch studieren. Darauf muss der Name des Ersthundehalters stehen, der Name vom Tierarzt, der den Mikrochip implantiert hat und die Nummer des Chips. Achtung: Vielfach sind Angaben gefälscht. Wer Zweifel hat, kann sich beim Schweizer Tierschutz (STS) beraten lassen: tierschutz.com
♦ Vorsicht, wer einen Hund aus den Ferien aus dem Ausland heimbringt, muss sich vorgängig über die Importbestimmungen informieren. Andernfalls spielt man mit dem Leben des Hundes. Zwei Wochen reichen in der Regel nicht für die nötigen Impfungen und Papiere. Im schlimmsten Fall wird das Tier euthanasisert, für den Halter kann es dann richtig teuer werden, bis hin zu Bussen im fünfstelligen Bereich. Infos: susyutzinger.ch
♦ Spaniel, Malteser oder Rottweiler? Wer sich einen Hund zulegt, muss vorher gut überlegen: Was für ein Hund passt zu mir? Was hat er für Bedürfnisse, und kann ich die erfüllen? Bei der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft (SKG) unterliegen Züchter strengen Bestimmungen, zum Wohle des Hundes und der künftigen Besitzer.
♦ Sich niemals spontan einen Hund anschaffen, auch nicht aus Mitleid oder weil eine «besonders seltene, exklusive» Farbe angeboten wird. Das sind alles Maschen der Hundehändler.
♦ Egal, ob der Hund von einem Tierheim, einer Zucht oder einer Privatperson stammt: Die Aufzuchtstätte soll man immer selber besuchen, besser zweimal. Auch wer sich einen Hund aus dem Ausland zulegt, muss die Zucht persönlich vor Ort in Augenschein nehmen. Vorsicht vor «Showrooms», in denen Importwelpen vorgeführt werden.
♦ Nicht im Internet bestellen, den Hund niemals im grenznahen Ausland in Empfang nehmen und auch nicht liefern lassen.
♦ Vor dem Kauf den Heimtierausweis kritisch studieren. Darauf muss der Name des Ersthundehalters stehen, der Name vom Tierarzt, der den Mikrochip implantiert hat und die Nummer des Chips. Achtung: Vielfach sind Angaben gefälscht. Wer Zweifel hat, kann sich beim Schweizer Tierschutz (STS) beraten lassen: tierschutz.com
♦ Vorsicht, wer einen Hund aus den Ferien aus dem Ausland heimbringt, muss sich vorgängig über die Importbestimmungen informieren. Andernfalls spielt man mit dem Leben des Hundes. Zwei Wochen reichen in der Regel nicht für die nötigen Impfungen und Papiere. Im schlimmsten Fall wird das Tier euthanasisert, für den Halter kann es dann richtig teuer werden, bis hin zu Bussen im fünfstelligen Bereich. Infos: susyutzinger.ch
♦ Spaniel, Malteser oder Rottweiler? Wer sich einen Hund zulegt, muss vorher gut überlegen: Was für ein Hund passt zu mir? Was hat er für Bedürfnisse, und kann ich die erfüllen? Bei der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft (SKG) unterliegen Züchter strengen Bestimmungen, zum Wohle des Hundes und der künftigen Besitzer.