Von Schweiss bis Moschus
Wie man die Düfte des Lebens in den Flakon bringt

Frischer Achselschweiss, modriges Laub oder der Dampf vom Bügeleisen: Wie vertraute Düfte des Alltags ins Parfüm kommen. Und wie aus dem Erbrochenen von Pottwalen die wertvollste Duftessenz wird.
Publiziert: 18.08.2022 um 20:38 Uhr
Parfümeurin Bibi Bigler.
Foto: Zvg
Katja Richard

Nicht nur den Duft von Sommerregen ist uns vertraut, auch den Herbst können wir riechen, wenn die ersten Blätter von den Bäumen fallen. Oder sogar den frischen Achselschweiss unseres Liebsten lassen wir uns gerne in die Nase steigen. «Unsere Nase weiss sofort, was sie mag und was nicht», sagt die Parfümeurin Bibi Bigler. «Denn sie hat den direktesten Draht ins Gehirn, ins limbische System, dort, wo unsere Emotionen und Erinnerungen sitzen. Darum rufen bestimmte Düfte auch bestimmte Gefühle hervor.» Bigler stellt Parfüms (Die Parfum Bar) her und weiss, wie die vertrauten Düfte unseres Lebens im Flakon landen und dass dafür auch überraschende Essenzen aus der Tierwelt verwendet werden.

Bügeleisen: Wer kennt ihn nicht, den Duft, wenn man mit dem heissen Bügeleisen über die frische Wäsche fährt. «Er ist metallisch und trocken, ein typischer Amberduft», erklärt Bigler. Aldambre nennt sich der synthetische Duftstoff, der in manchen Parfüms steckt.

Der Duft, wenn man mit dem heissen Bügeleisen über die frische Wäsche fährt: Amber.
Foto: imago/Panthermedia

Herbstlaub: Wenn die Blätter von den Bäumen fallen, entsteht leicht bitterer, herber Geruch, ein bisschen wie Mandeln oder getrocknetes Heu. Dafür wird Kumarin verwendet, ein natürlich vorkommender, aromatischer sekundärer Pflanzenstoff mit eigentümlichem, angenehm würzigem Geruch.

Herbstlaub, ein leicht bitterer, herber Geruch, ein bisschen wie Mandeln oder getrocknetes Heu.
Foto: Getty Images/500px

Meeresbrise: Salz ist geruchslos. Es ist vielmehr eine Mischung aus Algen, Jod und den Aerosolen der aufspritzenden Gischt. Hergestellt wird der frisch marine Duft unter anderem aus Aldehyden.

Für die frische Meeresbrise im Flakon werden Aldehyde verwendet.
Foto: Shutterstock

Schweiss: Wenn er frisch ist, kann sein Geruch durchaus angenehm sein. «Um diesen würzig-schwefligen Duft herzustellen, muss niemand ins Schwitzen kommen», erklärt Bigler. «Typische Schweissnoten sind in Kumin, also Kreuzkümmel, und in Muskatellersalbei enthalten.»

Moschus: Ursprünglich wurde das Geschlechtssekret aus den Drüsen des Moschustiers gewonnen. «Inzwischen gibt es 30 verschiedene Moschusdüfte in der Parfümerie, die synthetisch hergestellt werden, auch zum Tierwohl», erklärt Bigler. Der feine und pudrige Duft ist ein Fixateur, der die Verdunstung leicht flüchtiger ätherischer Öle aus Pflanzen verlangsamt.

Ursprünglich wurde der süssliche Duft aus dem Geschlechtssekret des Moschustiers gewonnen, heute gibt es 30 synthetische Varianten davon.
Foto: Shutterstock

Ambra: Ist nichts anderes als Walkotze, die als Klumpen an der Meeresoberfläche aufschwimmen und sich durch Sauerstoff und Sonnenlicht chemisch verändern. So entstehen daraus graue, wohlriechenden Klumpen, die ein Vermögen wert sind. Heutzutage wird Ambra meist synthetisch hergestellt. Bigler hat einen kleinen Klumpen mit echtem Ambra: «Das verwende ich nur für individuelle Bestellungen.»

Ambra gilt bis heute als einer der wertvollsten Düfte, die die Natur je hervorgebracht hat, sie entsteht aus dem Erbrochenen von Pottwalen.
Foto: imago images/Nature Picture Library

Oud: Das Harz wird vom Adlerholzbaum gegen Pilzbefall produziert. Für die natürliche Entstehung dauert es 300 Jahre. Das Harz und sein süsslich-holziger Duft machen Oud besonders wertvoll, ein Kilo kostet um die 10'000 Franken. Der typisch orientalische Duft wird ebenfalls synthetisch hergestellt.

Oud, das Harz aus dem Adlerholzbaum, duftet süsslich-orientalisch und ist besonders wertvoll.
Foto: Shutterstock

Jasmin: Für den unverwechselbaren Duft von weissen Blüten wie Jasmin oder Gardenien muss man bis zum Frühling Geduld haben. Oder ein Parfüm mit Indol verwenden, so heisst die chemische Substanz.

So duftet der mediterrane Frühling: Indol heisst der Duft der weissen Jasminblüten.
Foto: Getty Images
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