Diese Sachen hat das Paar schon bekommen
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Velo, Sofa...Diese Sachen hat das Paar schon bekommen

Vom Hühnerei zum Reisebus
Dieses Paar aus Bern ertauscht sich seinen Traum

Linda Caroni und Chrigu Marti aus Bern wollen sich ihren grossen Traum vom Reisebus ertauschen.
Publiziert: 23.06.2022 um 15:02 Uhr
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Mit einem Ei fing alles an: Das Geschenk vom Nachbarhof im Februar war der Startschuss zum Tauschexperiment.
Foto: zVg
Lea Ernst

Was kam zuerst, das Ei oder der Bus? Bei Linda Caroni (28) und Chrigu Marti (29) ist der Fall klar: Mit dem frischen Hühnerei von Chrigus Elternhof hat Ende Februar alles angefangen. Schritt für Schritt will sich das Berner Paar den Traum vom eigenen Campervan erfüllen. Durchs Tauschen.

«Am Anfang sind wir aktiv auf Menschen zugegangen oder haben in Geschäften und Brockenhäusern angefragt», erzählt Caroni. Mit Erfolg. Schon nach drei Stunden hatten die beiden ihr Hühnerei gegen eine Fadenspule getauscht. Und das Experiment nahm seinen Lauf.

Die Idee ist simpel: So oft Gegenstände mit einer kleinen Wertsteigerung tauschen, bis sie langsam, aber sicher immer wertvoller werden. Zeit spielt dabei keine Rolle. Nur Spass soll es machen und die Freude am Tauschen wecken.

Der Traum vom Zuhause auf Rädern

Auf die Idee für den Tauschrausch kamen die Sozialarbeiterin und der Bauingenieur während ihrer Reise durch Argentinien letzten Winter. Oft sassen die beiden im öffentlichen Verkehr, manchmal zwanzig Stunden am Stück, und sahen durch das Busfenster die schönsten Landschaften vorbeiziehen. «Aber natürlich konnten wir nicht einfach anhalten und aussteigen», erzählt Marti. So begannen die beiden, von mehr Flexibilität und Unabhängigkeit zu träumen – in Form eines eigenen «Bössli».

Kaum zu Hause angekommen, ging es auch schon los. Auf Ei und Fadenspule folgte ein Poncho, den sie gegen ein Verkehrsschild, dieses wiederum gegen einen Nachttisch, einen Kochtopf und eine Querflöte eintauschten.

Von der Haarnadel zum Haus

Während Tauschprojekte in der Schweiz Einzelfälle sind, führen sie in Amerika teils zu gigantischen Erfolgen. So verkündete die 30-jährige Demi Skipper aus San Francisco im Mai 2020 auf Tiktok, dass sie sich ein eigenes Haus ertauschen wolle. Fünf Millionen Follower schauten Skipper in den sozialen Netzwerken dabei zu, wie sie sich mit 28 Tauschgeschäften in eineinhalb Jahren ein Haus im Wert von mehreren Zehntausend Dollar ertauschte.

Während Tauschprojekte in der Schweiz Einzelfälle sind, führen sie in Amerika teils zu gigantischen Erfolgen. So verkündete die 30-jährige Demi Skipper aus San Francisco im Mai 2020 auf Tiktok, dass sie sich ein eigenes Haus ertauschen wolle. Fünf Millionen Follower schauten Skipper in den sozialen Netzwerken dabei zu, wie sie sich mit 28 Tauschgeschäften in eineinhalb Jahren ein Haus im Wert von mehreren Zehntausend Dollar ertauschte.

Heute, drei Monate später, sind Caroni und Marti gleich bei sieben Gegenständen aufs Mal angelangt: einem Designersofa, einem Velo, einem Veloträger, einem Paar Wanderschuhe, zwei Armbanduhren und einem neuen Bildschirm.

«Man hat so viele Dinge zu Hause rumstehen, die man eigentlich gar nicht braucht», sagt Chrigu Marti. Das Ziel des Paars: sich selbst und andere dazu anzuregen, diese Gegenstände zu hinterfragen und sie bestenfalls gegen etwas zu tauschen, das man stattdessen viel lieber besitzen möchte. Mit dem Projekt wollen sie unter anderem ein Zeichen gegen den Konsumwahn setzen.

Ein geldloses Experiment in einer Zeit, in der Tauschhandel nahezu ausgestorben ist. «Wenn wir in der Schweiz etwas brauchen, kaufen wir es uns einfach», so Linda Caroni. Trotzdem oder gerade deshalb stösst das Projekt auf Begeisterung.

Jeder Tausch hat seine Geschichte

In Martis Hosentasche surrt es. Vor einer Stunde hat er in den sozialen Medien ein Foto vom neuesten Tauschobjekt gepostet: ein Bildschirm von Samsung. Und schon trudeln die ersten Nachrichten von Interessenten ein. Neben den Posts auf Facebook, Instagram und Tiktok nehmen die beiden zu jedem Gegenstand eine Podcastfolge auf, die auf Spotify und Apple Podcast unter dem Namen «TuschRusch» zu hören ist. Denn jeder Tausch hat seine Geschichte.

Zum Beispiel die Geschichte der begeisterten Musiklehrerin, die genau zu der Zeit eine Querflöte suchte, als das Paar eine im Angebot hatte. Die Beute: zwei Velos. Oder die Geschichte des netten Brockenhausbesitzers, der sich eines Verkehrsschildes annahm – eigentlich ein hoffnungsloser Fall. Die Beute: ein antiker Nachttisch. «Wir haben durch das Projekt schon so viele tolle Leute kennengelernt», sagt Marti.

Dass die zwei mittlerweile sieben Gegenstände aufs Mal besitzen, war nicht geplant. «Eigentlich wollten wir immer einen Gegenstand gegen den nächsten tauschen», so Marti. Doch die Leute wollten die beiden unterstützen. Für einen Nachttisch kriegten sie deshalb gleich drei Armbanduhren, einen Tiefkühler sogar geschenkt. Jetzt versuchen sie, die einzelnen Gegenstände wieder in weniger, dafür wertvollere zu verwandeln.

«Ein Büssli zu kaufen, wäre viel einfacher»

Bilder posten, Podcast aufnehmen, mit den Leuten schreiben und sie treffen, Transport und Lagerung organisieren: «Wir haben so viel Spass am Experiment», sagt Linda Caroni. Doch es kostet Zeit und Aufwand. «Den Reisebus einfach zu kaufen, wäre vermutlich viel einfacher», sagt sie und lacht. Doch das Paar will sein Projekt so weit wie möglich durchziehen. Tauschrausch statt Kaufrausch.

Und was, wenn sie scheitern? «Als Notfallplan tauschen wir mehrere Gegenstände gegen eine Büssli-Einrichtung und einen leeren Transporter. Diesen bauen wir dann selber um», sagt Marti. Doch wenn es klappt, verbringen die zwei schon bald ihre ersten Büssliferien am Strand in Portugal. «Aber wer weiss», sagt Caroni. Denn wenn die beiden etwas aus ihrem Projekt gelernt haben: Es kommt sowieso alles anders als geplant.

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