Es war ein heisser Tag im Juni 1985, als der amerikanische Fotograf Steve McCurry das Bild seines Lebens schoss. Er stand im Flüchtlingslager «Nasir Bagh» in Pakistan und drückte ab. Vor seiner Linse sass ein junges Mädchen. Um sein Gesicht hatte es einen roten Schal geschwungen. Die tiefgrünen Augen starrten mit einem Ausdruck voller Verzweiflung, Angst und Schönheit in Richtung des Fotografen. Das Bild, das McCurry unter dem Titel «Afghan Girl» an das Magazin National Geographic verkaufte, landete auf der Titelseite des berühmten Journals und wurde weltweit tausendfach nachgedruckt. Es gilt heute als eines der berühmtesten Fotos, das je geschossen wurden.
Das Mädchen, das McCurry im Juni 1985 zum weltberühmten Fotografen machte, heisst Sharbat Gula. Die junge Frau, die heute mit ihren drei Töchtern und ihrem Mann in der Nähe von Kabul lebt, wusste jahrzehntelang nichts von ihrer Berühmtheit. Erst 2002, als ein National Geographic-Team in Begleitung von Steve McCurry sich in Afghanistan auf die Suche nach ihr machte, erfuhr sie von ihrer Berühmtheit.
Das Schaudepot des Museums für Gestaltung zeigt in einer Ausstellung aktuelle und alte Bilder des Reportage-Fotografen Steve McCurry – darunter natürlich auch «Afghan Girl». McCurry selbst sagt, dass er mit seinen Bildern das Leid der Menschen – verursacht durch Kriege, die Globalisierung und den Klimawandel – abbilden und jene am anderen Ende der Welt damit berühren will. Es gelingt ihm. Mit jedem einzelnen Bild.