Trennungskinder unterstützen
So stärkst du die Beziehung zu deinem Kind trotz Scheidung

Wenn Eltern sich trennen, gerät die Welt eines Kindes aus den Fugen. Eine Expertin erklärt, wie beide Elternteile trotz getrennter Wege eine starke Bindung mit dem Nachwuchs aufrechterhalten können.
Publiziert: 25.01.2025 um 12:32 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2025 um 13:23 Uhr
Auch wenn das Kind den Papi nach der Scheidung nicht mehr so oft sieht – eine enge Bindung ist trotzdem möglich.
Foto: imago/Westend61

Auf einen Blick

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Fabienne EichelbergerFreie Journalistin Service-Team

Ein gemeinsames Kind verbindet zwei Menschen bis ans Ende ihres Lebens. Auch dann, wenn die Liebesbeziehung in die Brüche geht. Muss man den Traum vom Familienglück begraben, ist das meist für alle Beteiligten frustrierend und traurig. Dennoch ist es wichtig, einen guten Umgang mit der neuen Situation zu finden – vor allem zum Wohl des Kindes. Im Idealfall haben beide Elternteile das Ziel, die neue Situation für das Kind so angenehm wie möglich zu gestalten. Damit das gelingt, ist es nötig, dass sie trotz ihrer Differenzen an einem Strang ziehen.

Hilfe im Umgang mit Emotionen

«Kinder sollen lernen, dass auch negative Gefühle ok sind», sagt Melitta Steiner, Leiterin Fachbereiche Beratung der Kinder-, Jugend- und Elternberatung punkto Zug in Baar ZG. «Man mag sich als Paar getrennt haben, aber auf der Ebene der Elternschaft ist für das Wohlergehen der Kinder eine wohlwollende und konstruktive Zusammenarbeit unabdingbar.»

Probleme nicht vor dem Kind ausbreiten

Vor dem Kind schlecht über den anderen Elternteil sprechen, ist tabu. Ebenso sollen die Konflikte oder Gründe, die zur Trennung geführt haben, nicht vor dem Kind ausgebreitet werden. «Die Paarprobleme sind nicht die Probleme der Kinder», stellt Melitta Steiner klar. Ausserdem würden die Kinder in der Regel beide Elternteile lieben – und diese Beziehungen möchten sie auch weiterhin unbelastet leben können.

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Melitta Steiner

Melitta Steiner ist Leiterin Fachbereiche Beratung der Kinder-, Jugend- und Elternberatung punkto mit Standort in Baar ZG.

zVg

Melitta Steiner ist Leiterin Fachbereiche Beratung der Kinder-, Jugend- und Elternberatung punkto mit Standort in Baar ZG.

Zu einem grossen Einschnitt in der Beziehung zu einem Elternteil kommt es unweigerlich, wenn die Betreuung beispielsweise so geregelt ist, dass das Kind nur jedes zweite Wochenende beim einen Elternteil verbringt. Damit das nicht zu einer Entfremdung führt, können beide Elternteile beitragen.

Den anderen Elternteil regelmässig erwähnen

Jene Bezugsperson, die das Kind zum grösseren Teil bei sich hat, kann die Beziehung zum anderen Elternteil aktiv stärken, indem es den abwesenden Vater oder die abwesende Mutter immer wieder erwähnt. Beispielsweise, indem man das Kind darauf hinweist: «Vielleicht möchtest du das ja auch dem Mami oder dem Papi erzählen.» Allerdings soll dies nicht zu einem Zwang werden, sagt Melitta Steiner. Zudem könnten die Eltern auch selbst mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie sagen, dass sie das unbedingt dem anderen Elternteil erzählen oder mit ihm besprechen müssen. 

Briefkasten für die Kommunikation mit Mama oder Papa

Ein Briefkasten (das kann auch nur eine Schachtel sein), in dem das Kind Briefchen oder Zeichnungen für den anderen Elternteil deponieren darf, könnte eine Art der Kommunikation sein. «Solche Dinge bauen eine Brücke zum abwesenden Elternteil», sagt Melitta Steiner. Ausserdem würden Massnahmen wie diese dem Kind zeigen, dass es beide Elternteile gernhaben darf und beide wichtig sein dürfen. Genauso sollte man das Kind auch trösten, wenn es das Mami oder den Papi vermisst. Werden ihnen diese Gefühle erlaubt und verstanden, sei das ein weiteres Zeichen fürs Kind, dass es sich nicht zwischen den Elternteilen entscheiden muss. Auch sollte weiterhin von «Mami» und «Papi» gesprochen werden und nicht plötzlich nur noch der Vorname verwendet werden – natürlich nur, sofern das früher so gehandhabt wurde. Dabei geht es gemäss Melitta Steiner darum, dem Kind zu signalisieren: «Als Paar haben wir uns getrennt, aber wir bleiben immer deine Eltern.»

Echtes Interesse zeigen

Auch der Elternteil, der das Kind weniger oft sieht, kann viel dazu beitragen, dass die Beziehung weiterhin innig bleibt. Damit dies gelingt, ist gemäss der Erziehungswissenschaftlerin Melitta Steiner vor allem ein ehrliches Interesse nötig. Man sollte sich weiterhin damit befassen, wie das Kind denkt, fühlt und was es gerne macht. Vor allem Väter würden ihre grosse Bedeutung fürs Kind oft unterschätzen. «Es ist wichtig, dass sie sich weiterhin um die Kinder bemühen», so Melitta Steiner. Beispielsweise könnten gemeinsame Hobbys Kind und Elternteil zusammenschweissen. Die Expertin ist überzeugt: «Es ist auch möglich, eine starke Beziehung zu pflegen, wenn man das Kind nicht so oft sieht.»

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