Das klassische Programm
Ja, der TV-Sketch «Dinner for One» ist der Running Gag an jedem Silvesterabend. Ich schaue ihn mir immer wieder gerne auf einem der deutschsprachigen Sender an, die ihn Jahr für Jahr ausstrahlen. Wobei von Running – also: Rennen – angesichts von Freddie Frinton nicht die Rede sein kann. Es ist eher ein Stolpern – auch in sprachlicher Hinsicht. Denn als bemitleidenswerter Butler James muss er vier verstorbene Freunde von Miss Sophie an ihrem 90. Geburtstag ersetzen und stellvertretend mit ihr auf das Jubiläum anstossen und trinken: als durstiger Sir Toby, als schneidiger Admiral von Schneider, als fistelstimmiger Mister Pommeroy und als geschwätziger Mister Winterbottom – von Gang zu Gang, Runde für Runde. Die Folgen sind absehbar, der Verlauf ist bekannt. Und trotzdem lache ich mich immer wieder krumm. Oder in den Worten von Butler James: «The same procedure as every year» – der gleiche Ablauf wie in jedem Jahr.
Die perfekte Playlist
Auf Silvesterpartys versammeln sich die Menschen, um gemeinsam etwas abzuschliessen. Man feiert die guten Momente aus dem vergangenen Jahr, versucht die Schlechten zu vergessen und hofft gleichzeitig, dass im neuen Jahr alles besser wird. Die Stimmung: Melancholisch, hoffnungsvoll, vorfreudig und auch immer etwas wehmütig. Neben guter Gesellschaft, leckerem Essen und den richtigen Getränken darf es auf der Silvesterfeier an einem nicht fehlen: Musik. Es braucht Lieder, die möglichst direkt ins Herz gehen, die zum Tanzen anregen und die die Stimmung der Menschen an diesem Abend widerspiegeln. Wir haben zehn Lieder ausgesucht, die diese Kriterien erfüllen und deswegen auf keiner Silvesterplaylist fehlen dürfen:
- «Dancing in the Moonlight» – Toploader
- «Heart of Glass» – Blondie
- «I Wanna Dance with Somebody» – Whitney Houston
- «No Diggity» – Blackstreet, Dr. Dre
- «In the Air Tonight» – Phil Collins
- «Out of the Dark» – Falco
- «Africa» – Toto
- «Bohemian Rhapsody» – Queen
- «Crazy» – Gnarls Barkley
- «I'm Still Standing» – Elton John
Der Film zum Feiern
Den Spielfilm «Studio 54» von 1998 über den legendären New Yorker Club schauen: Der Spielfilm über die New Yorker Disco hatte, als er 1998 in die Kinos kam, grottenschlechte Kritiken. So kitschig die Story um den naiven Barkeeper Shane O'Shea (Ryan Phillippe) auch sein mag, der im Studio 54 zu ein bisschen Berühmtheit gelangt: Sie bringt auf den Punkt, wie glamourös und gleichzeitig abgefuckt es im legendärsten Nachtclub der Geschichte zu- und herging. Tragischer Star des Streifens ist die Figur Disco Dotti – eine Grossmutter mit einem Drogenproblem, deren Silvester auf dem Dancefloor kein so gutes Ende nimmt. Die Message ist klar: Je grösser der Exzess, desto heftiger der Kater. Dieses Jahr wird sich wohl oder übel beides in Grenzen halten.
Das völkerverbindende Spiel
Booster statt Boarding, PCR-Test statt Passkontrolle: Es war auch schon einmal einfacher, für Silvester zu verreisen. Wer sich trotzdem einen Hauch Ferne in die Neujahrsstube holen will, adaptiert ganz einfach die Silvestertraditionen seiner Lieblingsländer. An einem Silvesterabend durch die Welt – ganz ohne Reisestress!
Zum Beispiel mit den folgenden Traditionen:
- In Spanien ist es Brauch, auf öffentlichen Plätzen um Punkt Mitternacht zwölf Weintrauben zu essen. Eine bei jedem Glockenschlag. Bei jeder Traube darf man sich etwas wünschen. Doch Vorsicht: Wer sich verschluckt oder verzählt, wird im neuen Jahr vom Pech verfolgt, so der Glaube. Üben lohnt sich also.
- Wer sich traut, eine Silvesternacht wie in Kanada zu feiern, sollte sich auf eine echte Mutprobe einstellen: Dort ist es üblich, sich kopfüber ins kalte Wasser zu stürzen. Das Neujahrsschwimmen soll abhärten und Gesundheit für das neue Jahr bringen.
- Nächstes Jahr wird alles besser: Für ein kolumbianisches Neujahr lohnt es sich, den leeren Koffer aus dem Keller zu holen. Denn wer damit um Mitternacht einmal ums Haus geht, dem blüht ein Jahr voller schöner Reisen.
Die spirituellen Karten
Ob Bleigiessen, Horoskop oder Kaffeesatz: Ein Blick in die Zukunft gehört zur Silvesternacht dazu. In meinem Freundeskreis legen wir Karten – am liebsten mit Kraft-Tieren. Den Hirsch kann aber nicht jeder ziehen. Manchmal bekommt man auch ein Eichhörnchen oder bloss eine Ameise in die Hand. Dabei entdeckt man die Qualitäten unserer tierischen Mitbewohner und wie wir aus ihnen schöpfen können. So symbolisiert die Ameise Ausdauer, Fleiss und Geduld. Das Eichhörnchen ist nicht nur flink und fleissig, sondern trifft auch Vorsorge für den kargen Winter. Der Hirsch symbolisiert Sexualkraft. Mein Lieblingstier ist der Tintenfisch, er hat drei Herzen, und neben seinem Haupthirn kommen nochmals acht Nebenhirne dazu, in jedem seiner Tentakel – kein Wunder gilt er als so klug. Eine wichtige Regel beim Spiel: Wer mit seiner Karte nicht happy ist, darf noch eine ziehen – und noch eine. Zu fortgeschrittener Stunde nutzen wir das Set zum Scharadespielen: Man zieht eine Karte und spielt Hirsch, Hase oder Tintenfisch in Pantomime – die anderen müssen raten.
«Krafttiere und ihre seelischen Botschaften», von Regula Meyer und Karin Lurz.
Der kalte Rutsch
Auch wenn es etwas Überwindung kostet: rausgehen in die Kälte auf eine Eisbahn. Am schönsten ist es, auf Eisflächen unter dem freien Himmel Runden zu drehen. Gegen kalte Finger hilft ein heisses Glas Glühwein.
Besonders hübsche Eisflächen: die Kunsteisbahn Lenk BE sowie die Natureisbahnen bei Saas-Fee VS oder auf der Alp Raguta GR, alle drei umgeben von einem Bergpanorama. Klassiker sind die Eisflächen direkt vor dem Hotel Suvretta House in St. Moritz GR oder beim Dolder oberhalb von Zürich. Wer einigermassen fest auf den Kufen steht, sollte einen Schlittschuhweg ausprobieren. Zum Beispiel den Eisweg Engadin, der sich nahe den Dörfern Scuol und Sent durch die Wälder des Unterengadins schlängelt. Oder den Eisweg Madulain, der durch eine Auenlandschaft entlang des Innufers nach Zuoz GR führt.