Das Auktionshaus Christie's in New York veräusserte am Donnerstag das «Porträt eines Künstlers (Pool mit zwei Figuren)» von David Hockney (81) zum Preis von 90,3 Millionen Dollar an einen anonymen Käufer. Ein Rekord. Noch nie ist bisher ein Werk eines noch lebenden Künstlers bei einer Auktion so teuer verkauft worden. Das Acrylgemälde des Briten übertrifft die Stahlskulptur «Ballon Dog (Orange)» des US-Künstlers Jeff Koons (63) um Längen. Christie's hatte sie 2013 für 58,4 Millionen Dollar versteigert.
Er liebte das Leben am Pool
Der astronomische Preis hatte sich abgezeichnet. Die Poolszene «Porträt eines Künstlers» gilt als bestes Werk Hockneys, einer Schlüsselfigur der Pop Art und Ikone, deren Werke in der Branche Blockbuster sind. Im vergangenen Jahr war das Porträt das Hauptmotiv einer Retrospektive, die in London, Paris und New York gezeigt wurde. Das angenehme Leben am Swimmingpool inmitten paradiesischer Landschaften war ein Lieblingssujet Hockneys. 1963 war er als 26-Jähriger vom düsteren London ins sonnige Los Angeles gezogen. In Kalifornien hatte jeder einen dieser grellblauen Pools. Für Hockney, der aus einer kinderreichen britischen Arbeiterfamilie stammt, war das glitzernde Schwimmbecken hinterm Haus auch «malerisch» interessant: Ihn reizten die flirrenden Reflexe auf der Wasseroberfläche und die leuchtenden Farben. Er sah in ihnen aber auch die Versinnbildlichung des lässigen American Way of Life in den 1970er-Jahren.
Ende einer Liebe
In dem Bild arbeitete Hockney eher düstere Seiten seines Privatlebens auf. Es entstand 1972, in dem Jahr, als die Beziehung zwischen ihm und seinem Schüler Peter Schlesinger auseinanderging und er wohl unter Liebeskummer litt. Schlesinger ist der vollbekleidete Mann am Beckenrand. Der Schwimmer, der ihm entgegentaucht, könnte Schlesingers neuer Lover sein, so wird jedenfalls spekuliert. Vielleicht hat Hockney auch sich selbst dargestellt, unter Wasser, für Nichtbeteiligte unkenntlich, in einem anderen Element als sein Geliebter. Der Pool ist in diesem Fall aber kein kalifornischer. Hockney hat ihn nach einer Fotovorlage aus Südfrankreich gemalt.
Christie’s hält den Namen des bisherigen Besitzers geheim. Es handelt sich angeblich um den britischen Milliardär Joe Lewis. Im Hammerpreis sollen die Gebühren für Christie's schon enthalten sein, über die Modalitäten verrät das Auktionshaus nichts. Hockney selbst hat wohl nichts kassiert. In den USA gibt es keine Artist Resale Rights, worunter eine Art Copyright für lebende Künstler zu verstehen ist, das sie am steigenden Wert ihrer Werke beteiligen soll.