Auf Rang zwei landete «Je suis Charlie», der weltweite Solidaritätsslogan nach dem Terroranschlag auf das Satiremagazin «Charlie Hebdo» am 7. Januar in Paris. Auf Rang drei folgte «Grexit», das Wortgebilde für die Diskussion um einen Austritt des krisengeschüttelten Griechenlands aus der Eurozone.
Der Begriff «Flüchtlinge» sei stark im deutschen Wortschatz verankert und bringe die zentrale gesellschaftliche Diskussion auf den Punkt, begründete die in Wiesbaden D ansässige Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) den Entscheid.
«Flüchtling» sei auch sprachwissenschaftlich ein interessanter Begriff, sagte der GfdS-Vorsitzende Peter Schlobinski. «Der Wortteil 'ling' hat ja einerseits eine passive Komponente, wie in dem Wort Findling, und auf der anderen Seite eine leicht negative wie bei Emporkömmling.»
In Kreisen, die besonders auf politische Korrektheit achteten, werde daher oft der Begriff «Geflüchtete» bevorzugt. Dieser Begriff werde sich aber kaum durchsetzen, erklärte Schlobinski.
Die Jury hatte aus rund 2500 Vorschlägen einen Begriff gewählt, der das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben eines Jahres sprachlich besonders bestimmt hat. «Und wir wollten natürlich gesellschaftspolitisch ein Zeichen setzen», sagte der GfdS-Vorsitzende weiter.
Das zweitplatzierte «Je suis Charlie» stehe für die weltweite Solidarität für die Pressefreiheit und gegen religiösen Fanatismus. Und der Satz spiele ebenfalls sprachwissenschaftlich eine Rolle. «Normalerweise entlehnen wir ja sehr viel aus dem Englischen, jetzt haben wir - sehr selten - etwas aus dem Französischen».
2014 war die Berliner «Lichtgrenze» zum Mauerfall-Jubiläum das Wort des Jahres. Es ging um eine Kunstinstallation, bei der beleuchtete Ballons auf rund 15 Kilometern Länge den einstigen Verlauf der Berliner Mauer nachzeichneten.
2013 wurde die Abkürzung «GroKo» (Grosse Koalition), 2012 die «Rettungsroutine» und 2011 der «Stresstest» zum Wort des Jahres gekürt.