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Die Merkel-Raute
Foto: imago/Jan Huebner

Wie die Bundeskanzlerin uns modisch in Erinnerung bleibt
Merkel Style

Bundeskanzlerin Angela Merkel kündigte ihren gestaffelten Rücktritt an. Neben ihrem politischen Vermächtnis werden uns ihre optischen Markenzeichen für immer in Erinnerung bleiben.
Publiziert: 07.11.2018 um 15:17 Uhr
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Aktualisiert: 07.11.2018 um 15:20 Uhr

Die Hände der Macht

Für die einen hat es etwas Klerikales – die Art, wie die ­abtretende Bundeskanzlerin ihre Fingerspitzen aneinanderhält. Andere sehen in der Geste den Bug eines Schiffs, auf dem die mächtigste Politikerin der Welt ihre Partei in übertragenem Sinn als Kapitänin durch stürmische ­Zeiten führte. Wie auch immer – die Merkel-Raute ist so legendär, dass ihr Wikipedia-Eintrag länger ist als der manchen Politikers. Die Raute helfe ihr, den Rücken gerade zu halten, sagte Merkel einmal. Wichtig für jemanden, der eine grosse Verantwortung trägt.

Der Dreiknopfblazer

Ihre Blazer haben manchmal einen Anzugskragen, mal erinnern sie eher an einen Janker aus der Trachtenmode. Aber: Alle haben immer drei Knöpfe und stammen aus den Schneiderateliers von Bettina Schoen­bach (Hamburg) oder Anna von Griesheim (Berlin). Das Modeportal­ Stylight.de hat ausgerechnet, dass Merkel in 21,9 % der Fälle bei öffentlichen Auftritten Grün trägt. Bei Koalitionsverhandlungen wählt sie tendenziell neutrale Töne wie Blau und bei Gesprächen mit der SPD niemals Rot. 

Die Understatement-Tasche

Staatsmänner, die teure Uhren ­tragen und in dicken Autos fahren, sind gesellschaftlich weitgehend ­akzeptiert. Weibliche Pendants, die dasselbe tun, nicht. So vermeidet Merkel offenbar tunlichst, mit allem in Verbindung gebracht zu werden, was in die Kategorie Statussymbol fällt. Allzu Business darf die «Mutti der Nation» auch nicht rüberkommen. Deshalb trägt ­Merkel Taschen von Longchamp, die ­eigentlich zum Shoppen gedacht sind. Wie glanzlos muss das Leben einer Kanzlerin manchmal sein.

Von Schnute bis Schrei

Die Kritik an der Flüchtlingspolitik, der Erfolgskurs der AfD, ­Donald Trump … Das alles und noch vieles mehr dürften dafür gesorgt haben, dass sich die Mundwinkel der Bundeskanzlerin in den bald 13 Jahren ihrer Amtszeit immer mehr nach unten zogen. In der Mimik-Hitparade gleich hinter der bekannten Merkel-Schnute steht der säuerliche Strich der Missbilligung, gefolgt mit grossem Abstand vom Anheben der Mundwinkel zu einem echten Lächeln. Selten geworden wie die Tore des deutschen Fussball-Nationalteams ist Merkels Freudenschrei.

Die Deutschland-Kette

Merkel trug das Schmuckstück in den Farben der deutschen Flagge beim TV-Duell mit Peer Steinbrück an der Bundestagswahl 2013. Die Schlandkette, wie sie auch genannt wurde, ging als mehr oder weniger subtil verpacktes ­patriotisches Bekenntnis in die ­Fernsehgeschichte ein. Was man von Steinbrücks gestreifter Krawatte, die er damals trug, nicht ­behaupten kann.

Die Recycling-Queen

Über die Wahl ihrer Abendgarderobe lässt sich streiten. Darüber, ob sie auf dem roten Teppich die richtige Attitüde an den Tag legt, nicht. An den Salzburger Festspielen trug Merkel 2008, 2010 und 2011 dasselbe lila Seidenkleid und strahlte jedes Mal wie frisch eingekleidet. ­Vergangenes Jahr tauchte sie an den Festspielen in einem bunten Kimono und Hosen auf. Ändert sie aufs Ende der politischen Karriere ihren Stil? Eher weniger. Dasselbe Outfit trug Merkel bereits 2002 am selben Anlass.

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