Durchs Internet hopsen Mädchen in neckischen Nikolaus-Dessous. In den «Buchtipps für die Feiertage» wird Masturbations-Literatur empfohlen, und zu Zeiten, wo noch Kinder gucken, laufen im Advent sexy TV-Spots mit Werbung für Kondome.
Das Fest der Liebe – ein Fest der Lust? War Weihnachten einmal ein Höhepunkt abendländisch-religiöser Kultur, hat sich der «Zeitgeist extrem gewandelt», sagt Alan Frei (36), Mitgründer vom Erotikversand Amorana. Sextoys wie der Hit-Dildo «Womanizer» oder der einschlägige Adventskalender, gefüllt mit Liebeshilfsmitteln, gehen alle Jahre wieder gut. Vor fünf Jahren, als er und sein Kompagnon das Geschäft gründeten, hätte er sich nie träumen lassen, dass sich Erotik an Weihnachten verkaufe.
Während nur 14 Prozent der 60-Jährigen Sexspielzeug akzeptiert, ist für 80 Prozent der 20-Jährigen die Anwendung von Lustaufhellern anscheinend normal. Auch die sozialen Medien helfen, adventliche Gelüste zu verbreiten. Der südeuropäische Brauch, an Silvester als «Glücksbringer» Dessous zu tragen, verbreitet sich dank Internet schnell.
So weit, dass Sexzeug am Heiligen Abend vor Mutter und Vater überreicht werden, ist allerdings auch die junge Generation nicht. Man schenke sich Sextoys «als Paar», sagt Frei. Oder «witzig gemeint» bei der Feier mit Freunden.
Das ärgert nicht mal die Kirche. «Gemäss der Bibel ist der Körper ein Tempel. Einen Tempel darf man schmücken und bespielen», sagt Andrea Marco Bianca (57), reformierter Theologe und Kirchenrat des Kantons Zürich.