Auf einen Blick
- Nova Scotia: Halbinsel mit Gegensätzen, Hummern und Geschichten
- Petroglyphen im Kejimkujik-Nationalpark erzählen Geschichte der Mi'kmaq
- Hummer-Export: 50'000 Tonnen verlassen jährlich die Provinz Nova Scotia
Der Koloss erwacht. 8600 Kilo Stahl und Aluminium setzen sich in Bewegung. Wer mitfährt, spürt jede Erschütterung. Das Gefährt rüttelt, schüttelt, kämpft sich die Steigung hinauf. Der V8-Motor brüllt. Larc-V nennt sich dieses Ungetüm, das hier im kanadischen Halifax Touristinnen und Touristen durch die Stadt schippert. Ein Veteran aus dem Vietnamkrieg: In den 1950er-Jahren baute das US-Militär 900 dieser Amphibienfahrzeuge. Die meisten sind verschollen, nur eine Handvoll übrig geblieben, und dieses Exemplar hier fand eine neue Bestimmung als schwimmende Stadtattraktion.
Die ungewöhnliche Perspektive offenbart, wie Halifax Seefahrt mit urbanem Puls verbindet. Entlang der Waterfront spaziert man vorbei an alten Lagerhäusern, Boutiquen und Craft-Brauereien. Ein Highlight: die Zitadelle auf dem Hügel mit Blick auf den Hafen. Hier knallt jeden Mittag eine Kanone über der Stadt – eine Tradition seit 1857. Wer es moderner mag, erlebt Halifax in den lebhaften Bars der Argyle Street oder geniesst Snacks in der historischen Markthalle. Am Pier 21 und am Immigrationsmuseum spürt man der Geschichte von einer Million Einwanderern nach. Lohnenswert: Mit der ältesten Salzwasserfähre Nordamerikas entspannt nach Dartmouth übersetzen – inklusive Top-Blick auf die Skyline.
Ab Sommer 2025 fliegt Edelweiss direkt von Zürich nach Halifax. Die Verbindung wird von Juli bis Anfang Oktober immer donnerstags und sonntags angeboten. Es ist der kürzeste Direktflug ab Zürich nach Nordamerika: Der Flug dauert rund 7 Stunden. Halifax ist idealer Ausgangspunkt für Rundreisen entlang der wilden Küste, zu Fischerdörfern oder in die Nationalparks.
Ab Sommer 2025 fliegt Edelweiss direkt von Zürich nach Halifax. Die Verbindung wird von Juli bis Anfang Oktober immer donnerstags und sonntags angeboten. Es ist der kürzeste Direktflug ab Zürich nach Nordamerika: Der Flug dauert rund 7 Stunden. Halifax ist idealer Ausgangspunkt für Rundreisen entlang der wilden Küste, zu Fischerdörfern oder in die Nationalparks.
Die Hafenrundfahrt ist nur der Anfang. Jenseits von Halifax erstreckt sich eine Halbinsel, die wie eine Hummerschere in den Atlantik ragt: Nova Scotia, Neu-Schottland. Die östlichste Festlandprovinz Kanadas ist ein Landstrich der Gegensätze. Raue Küsten treffen auf sanfte Hügel. Die Gezeiten zeichnen zweimal täglich die Küstenlinie neu. An jeder Ecke warten Geschichten von Seefahrern, Hummern und Piraten.
Nova Scotia ist die zweitkleinste Provinz Kanadas, mit rund 55'000 Quadratkilometer Fläche aber achtmal so gross wie Graubünden. Das Meer ist allgegenwärtig: Kein Punkt der Halbinsel liegt weiter als 56 Kilometer vom Atlantik entfernt. Die Küstenlinie ist geprägt von Buchten, Klippen und Sandstränden. Das Wetter ist maritim, mit milden Sommern um 22 Grad und mitunter schnellen Wetterwechseln.
Kaum ein Ort verkörpert Nova Scotia so sehr wie Peggy’s Cove. Der kleine Fischerort an der zerklüfteten Südküste lockt mit bunten Bootshäusern, kargen Granitfelsen – und dem wohl meistfotografierten Leuchtturm der ganzen Region: Peggy’s Point. Seit 1915 trotzt er Wind und Wellen, ein Wahrzeichen der rauen Atlantikküste. Bei Sturm peitschen meterhohe Wellen gegen die Felsen, während sich bei Sonnenuntergang das Licht im Atlantik spiegelt. Doch Peggy’s Cove ist mehr als nur der berühmte Leuchtturm. Der Ort ist Heimat einer kleinen Fischergemeinde, die bis heute vom Hummerfang lebt. Tipp: Nach dem Fotostopp eine Schüssel hausgemachte Fischsuppe im Restaurant «Sou’Wester» geniessen – mit Blick aufs Meer und der Brandung im Ohr.
Kaum ein Ort verkörpert Nova Scotia so sehr wie Peggy’s Cove. Der kleine Fischerort an der zerklüfteten Südküste lockt mit bunten Bootshäusern, kargen Granitfelsen – und dem wohl meistfotografierten Leuchtturm der ganzen Region: Peggy’s Point. Seit 1915 trotzt er Wind und Wellen, ein Wahrzeichen der rauen Atlantikküste. Bei Sturm peitschen meterhohe Wellen gegen die Felsen, während sich bei Sonnenuntergang das Licht im Atlantik spiegelt. Doch Peggy’s Cove ist mehr als nur der berühmte Leuchtturm. Der Ort ist Heimat einer kleinen Fischergemeinde, die bis heute vom Hummerfang lebt. Tipp: Nach dem Fotostopp eine Schüssel hausgemachte Fischsuppe im Restaurant «Sou’Wester» geniessen – mit Blick aufs Meer und der Brandung im Ohr.
Ein Tier beherrscht Nova Scotia: der Homarus, der Amerikanische Hummer. Er begegnet mir während meiner Reise als Schlüsselanhänger und Postkartenmotiv, als Logo und Graffiti. Er steckt in Cocktails und Bier, ziert Hüte und Kissen, schmückt Finken und Süssigkeiten – und landet natürlich auf dem Teller.
Mike steht in der Bay of Fundy und fischt einen Hummer aus dem Tank. Seine Augen leuchten. «Sie sind wie wir», sagt er leise, «jeder ein bisschen anders, jeder mit seinen eigenen Macken.» Der 63-Jährige kennt jeden Handgriff. Behutsam zeigt er die Scheren: Crusher und Pincher. Mit präzisen Bewegungen legt er dem Hummer Gummibänder an. «Die Kraft in den Scheren ist enorm. Bis zu 100 Pfund Druck pro Quadratzentimeter», sagt er und lässt den Hummer zur Demonstration mit Leichtigkeit eine Muschel knacken.
Die Fischer fangen die Hummer direkt am Meeresgrund. Dort liegen die Fallen, gefüllt mit Fischködern. Bunte Bojen tanzen an der Oberfläche, markieren die Leinen. Jeder hat sein eigenes Muster. Abstand halten ist Pflicht, genau wie die Fangquoten und definierte Mindestgrössen. In der Mahone Bay öffnet die Saison im November und endet im Mai. Danach gehört das Meer wieder den Hummern.
Mike lacht. «Früher waren Hummer Müll.» Bauern streuten sie als Dünger auf die Felder. Arme Kinder schämten sich für ihr Hummer-Sandwich in der Schule. Die Reichen assen Fleisch. Heute kostet eine Fanglizenz für 350 Fallen 3 Millionen Dollar. Hummer ist Nova Scotias wichtigstes Exportgut. Rund 50'000 Tonnen verlassen jedes Jahr die Provinz, verpackt in Styropor. Sie fliegen nach China, Korea und nach Brüssel. «Ihre letzte Reise», sagt Mike.
Rund zwei Stunden südlich von Halifax liegt das White Point Beach Resort in Hunts Point. Die charmanten Holzhütten bieten rustikalen Komfort mit einem besonderen Extra: einem eigenen Cheminée. Vor der Tür liegt ausreichend Holz bereit, um es sich mehrmals täglich gemütlich zu machen. Von der kleinen Veranda aus kann man das wilde Meer beobachten, dessen Wellen selbst im Herbst von mutigen Surferinnen bezwungen werden. Ein weiterer Höhepunkt des Resorts sind die zahmen Kaninchen, die über das Gelände hoppeln. Beim Einchecken erhält man ein Säckchen Futter, um sie zu verwöhnen.
Rund zwei Stunden südlich von Halifax liegt das White Point Beach Resort in Hunts Point. Die charmanten Holzhütten bieten rustikalen Komfort mit einem besonderen Extra: einem eigenen Cheminée. Vor der Tür liegt ausreichend Holz bereit, um es sich mehrmals täglich gemütlich zu machen. Von der kleinen Veranda aus kann man das wilde Meer beobachten, dessen Wellen selbst im Herbst von mutigen Surferinnen bezwungen werden. Ein weiterer Höhepunkt des Resorts sind die zahmen Kaninchen, die über das Gelände hoppeln. Beim Einchecken erhält man ein Säckchen Futter, um sie zu verwöhnen.
Während Hummer der wirtschaftliche Schatz Nova Scotias sind, träumen andere von ganz anderen Reichtümern: «Da drüben liegt sie.» Tony Sampson zeigt auf eine bewaldete Insel in der Mahone Bay: Oak Island. Seit Jahrhunderten zieht sie Schatzsucher an. Sampson kennt jede Legende: Als Taucher der Realityshow «The Curse of Oak Island» sucht er selbst nach dem Geheimnis. Die TV-Serie läuft seit 2014 und fesselt jede Woche Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. In zehn Jahren sind über 200 Folgen entstanden.
Seine «Salty Dog» gleitet durch die Dämmerung. «Die Wikinger sollen auf der Insel einen Schatz versteckt haben», sagt Sampson und grinst. «Oder waren es die Tempelritter? Manche sprechen sogar von Aliens.» Sein Lachen hallt über die Bucht. «Aber weisst du was? Der wahre Schatz sind die Geschichten selbst. Die Mythen, die immer weiterwachsen.»
Vor der Küste von Nova Scotia ruhen über 5000 Schiffswracks, darunter eines der berühmtesten überhaupt: RMS Titanic. Als der Luxusliner 1912 sank, wurden viele Opfer nach Halifax gebracht – heute erzählt das Maritime Museum of the Atlantic ihre Geschichte. Zu sehen: Artefakte, Holzplanken und ein Deckstuhl der Titanic. Ein kurioses Detail: Im Halifax Public Gardens schwimmt ein Modell der Titanic im Teich – eine stille Erinnerung an die Tragödie.
Vor der Küste von Nova Scotia ruhen über 5000 Schiffswracks, darunter eines der berühmtesten überhaupt: RMS Titanic. Als der Luxusliner 1912 sank, wurden viele Opfer nach Halifax gebracht – heute erzählt das Maritime Museum of the Atlantic ihre Geschichte. Zu sehen: Artefakte, Holzplanken und ein Deckstuhl der Titanic. Ein kurioses Detail: Im Halifax Public Gardens schwimmt ein Modell der Titanic im Teich – eine stille Erinnerung an die Tragödie.
Während Schatzsucher nach Gold graben, bewahrt Nova Scotia noch ältere Geheimnisse. Der Kejimkujik-Nationalpark birgt sie in seinen Felsen: Hunderte Petroglyphen, bis zu 800 Jahre alt, erzählen die Geschichte der Mi'kmaq. Die indigene Bevölkerung hat Schiffe und Karibus in den Stein geritzt, spirituelle Symbole hinterlassen. «Msit no'kmaa», übersetzt Jonathan mit leiser Stimme, während ich barfuss über weichen Schiefer laufe. «Wir sind alle miteinander verbunden.» Eine Weisheit in Stein gemeisselt.
Seit Jahrtausenden leben die Mi'kmaq in dieser Region. Ihre Sprache spiegelt die Landschaft, ihre Kultur den Rhythmus der Natur. In ihren Geschichten leben auch geheimnisvolle kleine Waldwesen, die den Menschen sowohl Streiche spielen als auch Weisheiten der Natur vermitteln.
Doch das Mi'kmawi'simk droht zu verschwinden. Die Steinzeichnungen sind ein Archiv in Bildern. Sie zeigen, wie die Mi'kmaq vor den Europäern lebten – und wie sich alles änderte, als die Siedler kamen. «In diesen Felsen steckt unsere Identität», sagt Jonathan. Er hütet die Gravuren wie einen Schatz. Zu Recht: Einige drohen zu verwittern, andere wurden von Besuchern beschädigt. Nur mit Führern wie Jonathan dürfen Gäste diese heiligen Orte noch betreten.
Der Kejimkujik-Nationalpark ist so gross (404 km2) wie die beiden Appenzeller Kantone zusammen. Zwischen dichten Wäldern und glitzernden Seen warten Abenteuer: Wanderer finden markierte Pfade, Paddler einsame Buchten, Camper ihr Nachtlager. Wer nicht zelten will, mietet ein beheiztes Glampingzelt oder schläft in einem tropfenförmigen Mini-Haus zwischen den Bäumen. Im Herbst verwandelt sich der Park in ein Naturschauspiel: Die Laubwälder explodieren in einem Feuerwerk aus Rot, Orange und Gold und machen Kejimkujik zu einem der schönsten Orte für einen Besuch in Nova Scotia.
Diese Farben leuchten auch in den Weinbergen der Region. Zwischen den Reben herrscht gerade Hochbetrieb: Die Weinlese ist in vollem Gang. Meine letzte Station führt mich zum Weingut von Hanspeter Stutz: Domaine Grand Pré.
Ein Schweizer Akzent mischt sich unter die Stimmen. Stutz wagte in den 1990er-Jahren den Sprung über den Atlantik und gründete hier das Weingut. Heute führen seine Kinder Beatrice und Jürg den Betrieb. Die Reben mussten lernen, dem rauen Klima zu trotzen. Die Weine – widerstandsfähig und winterhart, so wie die Leute – sind nicht nur ein Stück Heimat, sondern auch ein anschauliches Beispiel für Mut und Anpassungsfähigkeit.
Was Stutz mit seinem Weingut schaffte, spiegelt den Geist dieser Provinz wider: Grenzen überwinden. Nova Scotia lebt von Kontrasten – der Begegnung von Alt und Neu, von Hummern und Helden, von verborgenen Schätzen und offenkundiger Schönheit. Hier haben die Menschen ihren eigenen Rhythmus gefunden, bestimmt von den Gezeiten, den Jahreszeiten und dem ewigen Tanz zwischen Land und Meer. Wer Nova Scotia verstehen will, muss in dieses Wechselspiel eintauchen – und wird dafür reich belohnt.
Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Pressereise.