Das Abenteuer beginnt mit Verspätung. Auf die Sekunde eineinhalb Stunden. Der Schnellzug von Zürich nach Paris muss an diesem Morgen über die Bummelstrecke rattern – anstatt mit 300 Sachen durch die Landschaft zu düsen. Die Businessleute, die wichtig in ihre Laptops hacken und aufgeregt telefonieren, fluchen. Mich freuts: So rauscht die schöne französische Landschaft nicht an den Fenstern vorbei wie im Zeitraffer.
Nicht nur was für Junge
Unterwegs bin ich mit dem guten alten Interrail-Ticket, das GA fürs Zugfahren ausserhalb des Heimatlandes – und ich fühle mich wie der junge Teenie, der vor 25 Jahren mit wenig Geld in der Tasche durch Europa tingelte. Ich sehe den Rotzlöffel noch vor mir, pickelig und mit langen Haaren, der nachts in den Zügen schlief, um Hotelkosten zu sparen. Interrail – das ist ja irgendwie so ein «Jugendding».
Von wegen. Auch am Vorabend der Midlife-Crisis hat der Allround-Pass für mich nichts von seiner Faszination eingebüsst. Und von seinem Freiheits-Feeling. Weil in Europa in (fast) jedes Dorf ein Zug tuckert, ist die Auswahl der Strecken und Reiseziele schier unerschöpflich. «Heute hier, morgen dort; bin kaum da, muss ich fort» – der Song des deutschen Musikers Hannes Wader passt als Soundtrack.
Maximale Freiheit
Zehn Tage habe ich Zeit, in denen ich durch Europa kreisen will. Geplant habe ich nichts, keine Eintrittskarten reserviert, keine Sehenswürdigkeiten herausgesucht und keine Hotelzimmer gebucht. Maximale Ungebundenheit heisst für dieses Mal die Devise – und das geht manchmal gehörig schief.
Weil mich in Paris die Erinnerung packt, suche ich beim Gare du Nord das Hotel von damals. Es existiert immer noch. Die Lobby sieht ganz passabel aus, und der Preis ist für Paris gar nicht mal so schlecht. Da hätten Alarmglocken schellen sollen: Das Zimmer ist ein grauenhaftes Loch und stinkt nach Zigaretten der letzten Jahrzehnte. Ach Paris, du hast einige der schlimmsten Hotels in Europa! Und die schamlosesten Rezeptionisten. «Riecht es auch in der Dusche nach Rauch?», fragt der Empfangschef, als ich mich beschwere. «Nein.» – «Dann ist es ja nicht so schlimm!» Excusez-moi? Egal: In der Ville d’Amour verbringt man sowieso die wenigste Zeit im Zimmer.
Kunst und Kultur in Paris
Paris: Das ist Liebe, an der Seine entlangflanieren und Kunst, Kunst, Kunst. Deshalb besuche ich die wohl schönsten Museen der Welt: die L’Orangerie mit Claude Monets Seerosenbildern, das Kunstmuseum Musée d’Orsay in einem ehemaligen Bahnhof und das Museum von Auguste Rodin, in dessen Garten man zwischen seinen Skulpturen herrlich einen Kaffee trinken kann.
Paris ist aber auch Erotik, barbusige Tänzerinnen und Cabaret. Ich gönne mir deshalb mit der prallen Kreditkarte des Erwachsenen eine Show im Varieté Lido an den Champs-Élysées. Mein Arrangement beinhaltet eine halbe Flasche Champagner (!) – und siehe da: Mit so viel Schampus im Blut ist das Hotelzimmer gar nicht mehr so schlimm. Voilà!
Schokolade degustieren in Brüssel
Weiter gehts ins belgische Brüssel, wo ich in Confiserien Schokolade schlecke und mir den Bauch mit den typischen Frites vollstopfe. Hammermässig lecker!
Auch bei der Europäischen Union schaue ich vorbei, der es derzeit ja nicht so gut geht. Deswegen kam man in Brüssel übrigens auf die Idee, jungen Europäern Interrail-Tickets zu schenken.
Im Jahr 2015 lancierten die beiden Berliner Aktivisten Vincent-Immanuel Herr (30) und Martin Speer (32) ihre Idee eines kostenlosen Interrail-Passes für alle 18-jährigen EU-Bürger. Durch den Kontakt mit anderen Kulturen und Sprachen soll den erstarkenden nationalistischen Tendenzen in Europa entgegengewirkt werden. Die Idee wurde schnell von Politikern verschiedener Lager aufgegriffen. Im Jahr 2018 wurde deshalb ein Pilotprojekt gestartet, bei dem insgesamt 42 000 Zug-Pässe zur Verfügung gestellt wurden. Allerdings mussten Jugendliche sich in einem komplizierten Verfahren darum bewerben. Kürzlich wurde bekannt, dass die EU für den Zeitraum 2021 bis 2027 insgesamt 700 Millionen Euro für das Projekt zur Verfügung stellt. Die Chancen, dass jeder EU-Bürger zum 18. Geburtstag einen Interrail-Gutschein geschenkt bekommt, sind also gestiegen. Ob auch Schweizer in den Genuss kommen, ist noch nicht klar. Wünschenswert wäre es.
Im Jahr 2015 lancierten die beiden Berliner Aktivisten Vincent-Immanuel Herr (30) und Martin Speer (32) ihre Idee eines kostenlosen Interrail-Passes für alle 18-jährigen EU-Bürger. Durch den Kontakt mit anderen Kulturen und Sprachen soll den erstarkenden nationalistischen Tendenzen in Europa entgegengewirkt werden. Die Idee wurde schnell von Politikern verschiedener Lager aufgegriffen. Im Jahr 2018 wurde deshalb ein Pilotprojekt gestartet, bei dem insgesamt 42 000 Zug-Pässe zur Verfügung gestellt wurden. Allerdings mussten Jugendliche sich in einem komplizierten Verfahren darum bewerben. Kürzlich wurde bekannt, dass die EU für den Zeitraum 2021 bis 2027 insgesamt 700 Millionen Euro für das Projekt zur Verfügung stellt. Die Chancen, dass jeder EU-Bürger zum 18. Geburtstag einen Interrail-Gutschein geschenkt bekommt, sind also gestiegen. Ob auch Schweizer in den Genuss kommen, ist noch nicht klar. Wünschenswert wäre es.
Die Meinung: Bei einer Reise durch Europa soll die Jugend die Liebe zum Kontinent neu entdecken. Obs klappt, bleibt abzuwarten. Ich jedenfalls bin begeistert vom Europa-GA (und mit mir etwa 300'000 Menschen im Jahr): Zugreisen sind schnell und unkompliziert – und ein Segen für die Umwelt. Langweilig wird es zudem in Europa nie. Auf kleinem Raum ist die Alte Welt mit seinen vielen Kulturen und Traditionen so vielschichtig wie kaum eine andere Region auf diesem Planeten.
Weiter nach Deutschland und Italien
Über Frankfurt und Würzburg verschlägts mich schliesslich nach München. Das Wetter ist mies und drückt aufs Gemüt. Also mache ich, was man in München am besten kann: Ich verbringe den Tag im Braukeller. Im Augustiner Stammhaus freunde ich mich mit einer Gruppe Japaner an, die «the Schweinshaxe so very cool» finden. Gemeinsam ziehen wir weiter zum Pschorr Keller und ins Hofbräuhaus. Bier war schon immer ein Schmierstoff für die Völkerverständigung.
Und das Reisen sowieso. Ich stoppe noch in den italienischen Städten Verona und Mailand und komme nach zehn ereignisreichen Tagen auf die Sekunde in Zürich an. Viel habe ich gesehen, doch Züge fahren auch nach Rom, Lissabon, Prag und Stockholm. Das nächste Mal. Heute hier, morgen dort…
Museen in Paris
In Paris wurde die schönste Epoche der Kunstgeschichte erfunden: der Impressionismus. Darum verbringe ich die meiste Zeit in Paris in Museen. Das eindrücklichste Haus mit Werken des Impressionismus ist das «Musée Marmottan Monet» mit einer tollen Auswahl von Monet, Sisley, Pissarro und Renoir.
Belgiens Süsse
Ihr in der Schweiz könnt die beste Milchschokolade herstellen, aber wir die besten Pralinen, behauptet man in Brüssel. Und tatsächlich hat die Süssigkeitenproduktion hier eine lange Tradition. Die Innenstadt ist gespickt mit Confiserien. Bei einer Schokoladen-Tour lernt man die unterschiedlichen Pralinenarten kennen, besucht die leckersten und besten Manufakturen und macht bei einem Workshop seine eigenen Kreationen. Dauer: 4 Stunden.
Cooles Frankfurt
Die Main-Metropole ist bekannt für sein Bankenviertel, das Goethehaus und sein Kulturangebot. Und für das berüchtigte Bahnhofsviertel, das neben der Reeperbahn in Hamburg Deutschlands bekanntestes Rotlichtviertel ist. Das Quartier mausert sich aber derzeit zu einem Trendviertel, in dem viele coole Bars und Lounges aufmachen. Bei einer geführten Tour gewinnt man ein Blick hinter die Kulissen des lebendigen Stadtteils.
Wein und Kultur
Das unterfränkische Würzburg ist touristisch noch wenig bekannt – dabei steht hier mit der Residenz eines der schönsten Barockschlösser Deutschlands. Würzburg liegt aber auch in Zentrum Mainfrankens, das für seinen ausgezeichneten Wein bekannt ist. Die kultigste Weinstube ist der Maulaffenbäck in der Innenstadt, wo man sogar seine eigene Brotzeit mitbringen darf.
Amore in Verona
In Verona spielt Shakespeares Stück «Romeo und Julia». In dem schmucken Städtchen mit dem mittelalterlichen Stadtkern kann man gar einige «historische» Überbleibsel der zwei Liebenden bewundern – die allerdings allesamt Fakes sind. Witzig ist es dennoch. Wie in allen italienischen Städten gibts in Verona auch unzählige Cafés. Eines der schönsten ist das Caffè Borsari in der Corso Porta Borsari, das nur aus einem kleinen Raum besteht.
Mailand feiert
Gründe, nach Mailand zu reisen, gibt es freilich viele. In diesem Jahr ist noch ein weiterer dazugekommen. 2019 jährt sich der Todestag des Malers Leonardo da Vinci («Mona Lisa»), der 20 Jahre lang in Mailand lebte, zum 500. Mal. Mit vielen Events und Sonderausstellung wird des Genies gedacht.
Museen in Paris
In Paris wurde die schönste Epoche der Kunstgeschichte erfunden: der Impressionismus. Darum verbringe ich die meiste Zeit in Paris in Museen. Das eindrücklichste Haus mit Werken des Impressionismus ist das «Musée Marmottan Monet» mit einer tollen Auswahl von Monet, Sisley, Pissarro und Renoir.
Belgiens Süsse
Ihr in der Schweiz könnt die beste Milchschokolade herstellen, aber wir die besten Pralinen, behauptet man in Brüssel. Und tatsächlich hat die Süssigkeitenproduktion hier eine lange Tradition. Die Innenstadt ist gespickt mit Confiserien. Bei einer Schokoladen-Tour lernt man die unterschiedlichen Pralinenarten kennen, besucht die leckersten und besten Manufakturen und macht bei einem Workshop seine eigenen Kreationen. Dauer: 4 Stunden.
Cooles Frankfurt
Die Main-Metropole ist bekannt für sein Bankenviertel, das Goethehaus und sein Kulturangebot. Und für das berüchtigte Bahnhofsviertel, das neben der Reeperbahn in Hamburg Deutschlands bekanntestes Rotlichtviertel ist. Das Quartier mausert sich aber derzeit zu einem Trendviertel, in dem viele coole Bars und Lounges aufmachen. Bei einer geführten Tour gewinnt man ein Blick hinter die Kulissen des lebendigen Stadtteils.
Wein und Kultur
Das unterfränkische Würzburg ist touristisch noch wenig bekannt – dabei steht hier mit der Residenz eines der schönsten Barockschlösser Deutschlands. Würzburg liegt aber auch in Zentrum Mainfrankens, das für seinen ausgezeichneten Wein bekannt ist. Die kultigste Weinstube ist der Maulaffenbäck in der Innenstadt, wo man sogar seine eigene Brotzeit mitbringen darf.
Amore in Verona
In Verona spielt Shakespeares Stück «Romeo und Julia». In dem schmucken Städtchen mit dem mittelalterlichen Stadtkern kann man gar einige «historische» Überbleibsel der zwei Liebenden bewundern – die allerdings allesamt Fakes sind. Witzig ist es dennoch. Wie in allen italienischen Städten gibts in Verona auch unzählige Cafés. Eines der schönsten ist das Caffè Borsari in der Corso Porta Borsari, das nur aus einem kleinen Raum besteht.
Mailand feiert
Gründe, nach Mailand zu reisen, gibt es freilich viele. In diesem Jahr ist noch ein weiterer dazugekommen. 2019 jährt sich der Todestag des Malers Leonardo da Vinci («Mona Lisa»), der 20 Jahre lang in Mailand lebte, zum 500. Mal. Mit vielen Events und Sonderausstellung wird des Genies gedacht.
Tickets: Der «Interrail Global Pass» gilt für 30 europäische Länder und wird für 5 oder 7 Tage innerhalb eines Monats und für 10 oder 15 Tage innerhalb von 2 Monaten angeboten. Zudem gibt es fortlaufende Varianten für 15 oder 22 Tage, 1, 2 oder 3 Monate. Preise in der 2. Klasse bis 27 Jahre/ab 28 Jahren: 5 Tage 250/325 Franken; 1 Monat 593/771 Franken; 3 Monate 797/1038 Franken. Der «One Country Pass» ist ein flexibles Angebot für je 3, 4, 5, 6 oder 8 Gültigkeitstage innerhalb eines Monats in einem ausgewählten Land. Die Preise variieren stark je nach Destination. Preise starten in der 2. Klasse bei 59 Franken (3 Tage; bis 27 Jahre) bzw. 68 Franken (3 Tage; ab 28 Jahren). Mehr Infos: sbb.ch
Reservierungen: Grundsätzlich können alle Züge in den Mitgliedsländern benutzt werden, allerdings braucht man manchmal eine kostenpflichtige Reservierung. Das gilt insbesondere für die französischen TGVs und die italienischen Schnellzüge. Deutsche ICEs werden zudem schnell voll. Wer nicht stehen will, sollte sich auch da seinen Platz reservieren. Reservieren kann man im Internet oder am Bahnschalter.
Tickets: Der «Interrail Global Pass» gilt für 30 europäische Länder und wird für 5 oder 7 Tage innerhalb eines Monats und für 10 oder 15 Tage innerhalb von 2 Monaten angeboten. Zudem gibt es fortlaufende Varianten für 15 oder 22 Tage, 1, 2 oder 3 Monate. Preise in der 2. Klasse bis 27 Jahre/ab 28 Jahren: 5 Tage 250/325 Franken; 1 Monat 593/771 Franken; 3 Monate 797/1038 Franken. Der «One Country Pass» ist ein flexibles Angebot für je 3, 4, 5, 6 oder 8 Gültigkeitstage innerhalb eines Monats in einem ausgewählten Land. Die Preise variieren stark je nach Destination. Preise starten in der 2. Klasse bei 59 Franken (3 Tage; bis 27 Jahre) bzw. 68 Franken (3 Tage; ab 28 Jahren). Mehr Infos: sbb.ch
Reservierungen: Grundsätzlich können alle Züge in den Mitgliedsländern benutzt werden, allerdings braucht man manchmal eine kostenpflichtige Reservierung. Das gilt insbesondere für die französischen TGVs und die italienischen Schnellzüge. Deutsche ICEs werden zudem schnell voll. Wer nicht stehen will, sollte sich auch da seinen Platz reservieren. Reservieren kann man im Internet oder am Bahnschalter.