Solidarität mit der Reisebranche
Das Zauberwort heisst «verschieben»

Gegroundete Airlines, Hotels vor der Insolvenz und arbeitslose Angestellte: Die weltweite Reisebranche ist besonders hart von der Corona-Krise betroffen. Doch jeder kann helfen. Reisejournalist Christian Bauer erklärt wie.
Publiziert: 01.04.2020 um 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 25.11.2020 um 10:02 Uhr
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Der Deutsche Reiseverband und viele weitere Tourismus-Unternehmen appellieren derzeit für ein Verschieben der Reisepläne.
Foto: zvg
Christian Bauer

Am Strand sünnelen, durchs Mittelmeer cruisen oder Streetfood in Bangkok essen: Davon kann man derzeit nur träumen. Die Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus haben dem Tourismus die Lebensader abgeschnürt. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Zwar haben die meisten Länder ihre Restriktionen derzeit auf Ende April begrenzt. Eine Verlängerung ist allerdings mehr als wahrscheinlich. Kanada hat beispielsweise die Grenzen bis Ende Juni gesperrt.

Reisewarnungen und Grenzschliessungen bedeuten für viele Tourismus-Akteure das Todesurteil. Vom Global Player bis zum Strandverkäufer – vielen droht die Pleite. In der Schweiz trotz finanzieller Hilfsprogramme ebenso wie im Ausland.

Reiseveranstalter haben auf Kurzarbeit umgestellt, die Reedereien lassen ihre Dampfer in den Häfen und die Fluggesellschaften ihre Flotte am Boden. Weltweit haben Hotels, Touranbieter und Ferienresorts ihre Saisonkräfte nach Hause geschickt und Arbeitnehmer entlassen. Viele Akteure werden die Krise ökonomisch nicht überleben.

Rückzahlungen sind das Problem

Neben den fehlenden Einnahmen kommt bei den Tourismusunternehmen eine weitere Bürde dazu: «die Verpflichtung zur Rückzahlung von Kundengeldern», wie es im Beamtendeutsch heisst. Das vorausbezahlte Geld für stornierte Reisen muss zurückgezahlt werden. Das System würde funktionieren, wenn alle Player mitspielten. Sobald sich jedoch jemand weigert, kommt es zur bedrohlichen Schieflage.

Ein Beispiel: Ein kleines Reisebüro hat Pauschalreisen inklusive Flug, Übernachtung und Ausflüge verkauft und zur Buchung schon Vorauszahlungen geleistet. Nun verlangt der Kunde sein Geld zurück, was das Reisebüro leistet. Dieses fordert dementsprechend bei den Dienstleistern die Vorauszahlung ein. Stellt sich jemand stur wie beispielsweise derzeit die Lufthansa-Gruppe, muss das Reisebüro aus seinen Rücklagen die Differenz begleichen. Viele kleine Player bringt das in Existenznot.

In finanzielle Schieflagen geraten derzeit nicht nur Unternehmen, sondern auch viele Bürger. Bei vielen kommt es derzeit auf jeden Rappen an. Klar, dass man in so einer Situation auf die Erstattung seiner Vorauszahlung angewiesen ist.

Jeder kann helfen

Doch für alle, die helfen wollen und können, heisst derzeit das Motto: «Wer das Reisen liebt, verschiebt», wie es der Deutsche Reiseverband auf den Punkt bringt. Also: nicht das Geld zurückverlangen, sondern später verreisen. Dadurch kann man den vertrauten Reiseveranstalter, das Lieblingshotel in Costa Rica oder den Velo-Guide in Barcelona am Leben erhalten.

Freilich sind ebenso die touristischen Betriebe und Veranstalter gefragt. Es braucht nun kulante Umbuchungsregelungen ohne Befristung und finanzielle Anreize. Warum dem Kunden, der seine Hotelübernachtung verschiebt, nicht ein Upgrade anbieten oder ein Wellnesspackage auf der nächsten Kreuzfahrt?

Wir erleben eine seit dem Zweiten Weltkrieg beispiellose globale Wirtschaftskrise. Das erfordert Weitsicht, Mut und nicht zuletzt Solidarität.

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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