Herr Homberger, als Skilehrer gehören Unfälle sicher zu Ihrem Alltag?
Zum Glück nicht, aber ich habe in all den Jahren schon einige Unfälle gesehen – auch mit gravierenden Kopfverletzungen. Ich erinnere mich an einen Herrn, der nur leicht hingefallen war. Im ersten Moment war er noch ansprechbar, Minuten später wusste er weder, wie er hiess noch wo er war. Er hatte eine Gehirnerschütterung und wurde mit der Rega ins Spital gebracht. Das ist über zehn Jahre her, leider trug er keinen Helm! Heute tun das zum Glück 97 Prozent der Wintersportler.
Laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung Bfu verunfallen jährlich rund 43'000 Schweizer und 30'000 ausländische Gäste.
Das ist auf den ersten Blick erschreckend, dennoch brauchen laut der Statistik über 85 Prozent der verletzten Skifahrer und über 90 Prozent der verletzten Snowboarder keinen Spitalaufenthalt. Interessant: Die Zahl der Unfälle hat sich in den letzten 30 Jahren halbiert.
Der Grund?
Die Unfall-Prävention der Bfu und der Suva sowie die Regeln des Internationalen Skiverbands FIS werden besser präsentiert, die Rücksichtnahme auf den Pisten ist gross. Zudem sind Schneesportlehrerinnen und -lehrer in der Pflicht, die FIS-Regeln zu vermitteln und an Weiterbildungen und Trainings teilzunehmen, in denen die Risikofaktoren und die Sicherheit oberste Priorität haben.
Von wegen Risiko: 90 Prozent sind Selbstunfälle.
Die Gefahr ist, dass man in einen Rausch gerät und dabei immer mutiger wird. Dann wird schneller gefahren, und die Kurven werden enger. Mit dem heutigen Skisport-Material wirken viele Kräfte auf den Körper ein. Schon eine falsche Reaktion kann zum Sturz führen, je nachdem mit Verletzung. Kollisionen sind zum Glück sehr selten.
Meine Ski stehen seit zwei Jahren im Keller, kann ich direkt auf die Piste?
Das könnte fatal enden! Sie arbeiten in der Küche ja auch nicht mit einem stumpfen Messer. Schuhe, insbesondere Sohle und Schnallen, Bindungen sowie Beläge und Kanten sollten vor jeder Saison durch einen Fachmann kontrolliert und allenfalls präpariert werden. Ohne scharfe Kanten sind Rutschpartien garantiert, auch wenn Sie fit auf den Ski sind.
Stichwort Fitness: Wie bereite ich mich am besten vor?
Es ist unerlässlich, dass man genügend fit ist, bevor man das erste Mal auf die Ski steigt. Viele Fitnesscenter bieten dafür spezifische Trainings für den Wintersport an. Doch es hilft schon, wenn man im Sommer und Herbst viel gewandert oder Velo gefahren ist. Treppensteigen ist sehr effektiv! Wer trainiert, sollte den Rumpf und die Hüfte nicht vergessen.
Der Internationale Skiverband FIS hat zehn Verhaltensregeln aufgestellt. Sie sind gemäss Gerichtspraxis für alle Schneesportlerinnen und Schneesportler verbindlich.
- Niemanden gefährden oder schädigen.
- Auf Sicht fahren und die Fahrweise sowie Geschwindigkeit dem Können und den Verhältnissen anpassen.
- Fahrspur der vorderen Skifahrer und Snowboarder respektieren.
- Überholen mit genügend Abstand.
- Vor dem Anfahren und vor Schwüngen hangaufwärts Blick nach oben.
- Anhalten nur am Pistenrand oder an übersichtlichen Stellen.
- Auf- oder Abstieg nur am Pistenrand.
- Markierungen und Signale beachten.
- Hilfe leisten, Rettungsdienst alarmieren
- Unfallbeteiligte und Zeugen: Personalien angeben.
Weitere Infos finden Sie unter bfu.ch
Der Internationale Skiverband FIS hat zehn Verhaltensregeln aufgestellt. Sie sind gemäss Gerichtspraxis für alle Schneesportlerinnen und Schneesportler verbindlich.
- Niemanden gefährden oder schädigen.
- Auf Sicht fahren und die Fahrweise sowie Geschwindigkeit dem Können und den Verhältnissen anpassen.
- Fahrspur der vorderen Skifahrer und Snowboarder respektieren.
- Überholen mit genügend Abstand.
- Vor dem Anfahren und vor Schwüngen hangaufwärts Blick nach oben.
- Anhalten nur am Pistenrand oder an übersichtlichen Stellen.
- Auf- oder Abstieg nur am Pistenrand.
- Markierungen und Signale beachten.
- Hilfe leisten, Rettungsdienst alarmieren
- Unfallbeteiligte und Zeugen: Personalien angeben.
Weitere Infos finden Sie unter bfu.ch
Dann kann ich Vollgas geben?
Ich sage immer: erst aufwärmen, dann gemütlich auf einer einfachen Piste starten und das Tempo langsam steigern. Die Fitness ist ja nicht jeden Tag gleich. Zudem sollte man erst einmal schauen, wie die Schnee- und Sichtverhältnisse sind und ob es viele Menschen auf der Piste hat. Das Tempo muss so sein, dass ich auf Sicht stoppen kann.
Auf den Pisten laden Schneebars zum Après-Ski ein. Ist es am späteren Nachmittag besonders gefährlich?
Um welche Zeit es am gefährlichsten ist, kann ich nicht kategorisieren. Es gibt Menschen, die nach einem Apéro vorsichtiger fahren, andere werden übermütig. Meiner Meinung nach sollte nach einem ausgiebigen Après-Ski keinen Meter mit den Ski gefahren werden.
Wie reagiere ich bei einem Unfall?
Sichern Sie als Erstes die Unfallstelle, bewahren Sie Ruhe, auch wenn der Verunfallte blutet. Verschaffen Sie sich einen Überblick, überlegen Sie sich die nächsten Schritte und helfen Sie. Jedes Skigebiet verfügt über ein SOS-Team, die Telefonnummer steht auf dem Pistenplan. Diese sollte man im Handy speichern. Ist dies nicht der Fall, können Sie eine andere Person beauftragen, zum nächsten Skilift zu fahren. Lassen Sie die verunfallte Person niemals allein.
Und wenn ich allein und völlig überfordert bin?
Falls Sie die SOS-Nummer nicht haben, können Sie die Rega unter 1414 anrufen. Man ist zwar selten allein auf der Piste, und die Menschen wollen helfen. Übergeben Sie das Kommando bei Nervosität lieber einer Person, die Ruhe bewahren kann. So ist letztlich allen geholfen.
Der 39-jährige Marcel Homberger alias Hombi aus Grindelwald ist Schweizer Skischulleiter, Skilehrer und Chef des Swiss Snow Demo Team von Swiss Snowsports.
Der 39-jährige Marcel Homberger alias Hombi aus Grindelwald ist Schweizer Skischulleiter, Skilehrer und Chef des Swiss Snow Demo Team von Swiss Snowsports.