Da bin ich also endlich auf den Malediven, dem Inbegriff tropischer Unbeschwertheit, ein Paradies wie es auf dem Planeten kein zweites gibt, so sagt man. Klares, türkisblaues Wasser, ein Sand so weiss, dass man eine Sonnenbrille braucht, und Kokospalmen, die windschief perfekte Werbefotos garantieren.
Die Ankunft auf dem internationalen Flughafen auf der überfüllten Hauptinsel Malé ist eine Enttäuschung. Der Zauber beginnt, wenn es mit dem Wasserflugzeug weitergeht – kleine, wackelige Hüpfer, in denen nur ein Dutzend Menschen Platz finden. Unter mir sprenkeln die Atolle die Unendlichkeit des Ozeans mit ihrem türkis-weiss-grünen Klecksen. Ich klebe mit meiner Nase an der Scheibe. Der Flug ist unglaublich berauschend – so wie auch die ersten drei Tage auf dem Inselchen.
Eine Woche im Six Senses Laamu
Eine Woche lang darf ich im Fünfsterne-Resort Six Senses Laamu residieren, eines der schönsten und vielleicht luxuriösesten Hotels, in dem ich je übernachten habe. Meine Open-Water-Villa, die auf Stelzen über der Lagune schwebt, besteht komplett aus Holz, besitzt mehrere Ebenen und hat einen eigenen Swimmingpool (ob das Sinn macht, wenn ich von meiner Terrasse direkt in die Lagune springen kann, sei mal dahingestellt).
Nicht weit vor meinem Bungalow beginnt das Riff, wo das maritime Leben tobt: Knallbunte Fische tummeln sich in Korallen, Haie patrouillieren und majestätisch Adlerrochen schwirren vorbei, ein Papageienfisch verteidigt sein Revier und attackiert meine Schwimmflossen. Das ist schon Weltklasse – und natürlich ist es das Six Senses Laamu auch.
One island – one resort
Aber nach drei Tagen habe ich in allen Restaurants gegessen, habe unter den Sternen einen Film angeschaut, kenne jeden Hai am Riff persönlich, habe einen Kochkurs besucht und bin mit dem Schiff zum Sundowner rausgefahren. Und nun? Alles zurück auf Anfang. Denn auf den Malediven gilt das Prinzip «one island – one resort»: Auf den ohnehin kleinen Inselchen befindet sich jeweils nur ein «Feriendorf». Sonst nichts.
Ab Tag Nummer vier ist mir langweilig. Denn auf Reisen will ich inspiriert werden, Neues entdecken. Und unter uns: Ich bin überhaupt kein Beach-Ferien-Typ. Ich kämpfe mit dem Nichtstun und einem Gefühl der Einsamkeit. Denn ich bin der einzige Alleinreisende auf der Insel. Die Pärchen leben in ihrer Bubble. Kontakte knüpfen kann ich hier keine.
Und so erwische ich mich dabei, wie sich bei mir Heimweh einstellt. Und das mitten im Paradies – ein Gefühl, dass ich gar nicht kenne. Lesson learned: Das nächste Mal nehme ich weibliche Begleitung mit. Oder ein Buch.
Mein Tipp: Ich kenne niemanden, der alleine auf den Malediven war, und dem es nicht so ging wie mir. Nehmt also unbedingt den liebsten Schatz mit!