Luxus-Zugreisen boomen
Kreuzfahrt auf Schienen

Bei Luxus-Zugreisen trifft Nachhaltigkeit auf Exklusivität – und die Nachfrage steigt. 2025 erweitern neue Strecken und Züge das Angebot für wohlhabende Reisende und Eisenbahnfans.
Publiziert: 17.02.2025 um 05:11 Uhr
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Aktualisiert: 19.02.2025 um 10:22 Uhr
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Luxuszüge sind so beliebt, dass in den kommenden Monaten weltweit neue Strecken und Züge hinzukommen.
Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire

Auf einen Blick

  • Luxus-Zugreisen bieten ein einzigartiges Erlebnis mit Komfort und Panoramablick
  • Es gibt neue Luxuszüge in Grossbritannien, Italien und Saudi-Arabien ab 2025
  • Beliebte Luxuszüge kosten ab ein paar Tausend bis über 70'000 Franken
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Ravena FrommeltRedaktorin Gesellschaft

Verspätungen, technische Störungen, überfüllte Waggons – das gehört oft zum klassischen Zugfahren. Anders ist es bei Luxus-Zugreisen. Hier heisst es: Einsteigen, zurücklehnen und den Champagner im Kristallglas entgegennehmen. Bei Reisen mit Luxuszügen ist der Zug das Ziel: Es geht nicht um schnelle Verbindungen, sondern um das Erlebnis der Zugreise selbst – eine Art Kreuzfahrt auf Schienen. Vor den grossen Panoramafenstern gleiten imposante Berge, goldene Weinberge oder endlose Wüsten vorbei.

«Das ist wie ein Hotelerlebnis, bei dem man den Zug für mehrere Tage als sein Hotel sieht und dann durch die Landschaften fährt», sagt Frieder Voll (43), Forschungsprojektleiter am Institut für Tourismus und Freizeit (ITF) an der Fachhochschule Graubünden. Der Venice Simplon Orient Express (VSOE), seit 1982 für den Nobelreisekonzern Belmond auf verschiedenen Routen unterwegs, bietet genau das – während zwei Tagen von Genf nach Venedig oder während sechs Tagen von Paris nach Istanbul, mal übernachtet man im Zug, mal in einem Hotel.

Ab ein paar Tausend Franken ist man dabei; je nach Strecke und gebuchtem Abteil kann die Reise aber auch deutlich mehr kosten: Die Grand Suite auf der Strecke Paris–Istanbul hat ein Preisschild von 73’915 Franken. Ein teurer Spass, doch das Geschäft floriert. Gemäss Railtour, dem grössten Anbieter für Zugreisen in der Schweiz, sind Reisen mit Luxuszügen ein «erfreuliches Segment, das weiter Zuwächse generiert».

Neue Züge durch Grossbritannien, Italien und Saudi-Arabien

Die Reisedaten der drei beliebtesten Railtour-Züge im Luxussegment sind für 2025 bereits ausgebucht. Neben dem VSOE sind dies der Al Andalus und der Orient Silk Road Express. Der spanische Al Andalus befördert seine Gäste in sieben Tagen von Sevilla nach Granada oder in zehn Tagen nach Santiago de Compostela. Unterwegs gibt es kulturelle Zwischenstopps; übernachtet wird in Hotels. Der Orient Silk Road Express fährt entlang der historischen Seidenstrasse durch Länder wie die Türkei, Iran, Kasachstan und Kirgistan, auch hier steigt man für die Übernachtungen aus.

Die Zielgruppen solcher Luxus-Zugreisen seien «schon eher wohlhabende Personen», sagt Frieder Voll. «Es mag aber auch einige Eisenbahnfans geben, die extra für solche Reisen sparen.» Fest steht: Luxus auf Schienen ist auf der Überholspur, denn das Angebot wird 2025 weltweit ausgebaut. Im Mai kommt beim VSOE die Strecke Paris–Florenz hinzu. Zudem kommen mit dem Britannic Explorer (Grossbritannien), dem La Dolce Vita Orient Express (I) und dem Dream of Desert (Saudi-Arabien) dieses Jahr gleich drei neue Luxuszüge auf die Schienen.

Warum sind Zugreisen so gefragt? «Produkte, die im Nachhaltigkeitsbereich angesiedelt sind, haben generell stark zugenommen», sagt Frieder Voll. Reisende versuchten, weniger zu fliegen, wollten aber trotzdem besondere Erlebnisse. «Nicht nur die üblichen Berg- oder Strandferien.» Aus wirtschaftlicher Warte zahle sich die steigende Beliebtheit der Luxuszüge vor allem für die Angestellten in den Zügen aus. Doch auch die lokale Bevölkerung der bereisten Länder habe die Möglichkeit, in diesen etwas peripheren Gebieten durch den Tourismus Geld zu verdienen.

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