On the road mit Christian Bauer
Das sind die Reiseziele zum Abgewöhnen

Realität und Vorstellung klaffen beim Reisen oft auseinander. Touristenmassen, politische Unruhen oder Bausünden verwandeln Orte in einen Albtraum. Reisejournalist Christian Bauer hat fünf Destinationen herausgesucht, die man momentan von der Bucket-List streichen sollte.
Publiziert: 26.09.2017 um 19:55 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 04:50 Uhr
Nicht überall sind Touristen derzeit beliebt.
Foto: Keystone
Christian Bauer
Christian BauerReise-Journalist

1. Venedig, Italien

Bis vor kurzem war Venedig unter dem Top 3 der schönsten Städte der Welt. Die abgelebten Palazzi, die Kanäle, der Markus­platz: Das Ensemble ist einmalig. Doch dann überschwemmten Touristenmassen das Unesco-Welterbe: Auf 56 000 Einwoh­ner in der Altstadt kommen täglich bis zu 130 000 Touristen, im Jahr insgesamt über 20 Millionen. Die Lagunenstadt ist ein Disneyland geworden.

Alternative: The Venetian Hotel in Las Vegas? Little Italy im Europapark Rust? In China soll Venedig demnächst original getreu nachgebaut werden ... Aber ehrlich: Für Venedig gibt es keinen Ersatz. Da hilft nur, im November zu kommen, wenn das Wetter schlecht ist und die Touristen in den Tropen Ferien machen.

2. Dubrovnik, Kroatien

Nach Venedig haben Touristenmassen nun auch eine zweite Bilderbuch-Stadt an der Adria im Würgegriff: Das kroatische Dubrov­nik ächzt unter den Besuchern.Die Unesco hat mittlerweile gedroht, der Mittelalterstadt den Titel des Welterbes zu entziehen. Nun will der Bürgermeister die Anzahl der Tages­besucher reduzieren, notfalls mit Kontrollen an den Stadttoren. Willkommen zurück im Mittelalter!

Alternative: Ein Juwel ist die Stadt Split, nördlich von Dubrovnik. Nicht weit entfernt ist zudem das schöne Kotor in Montenegro.

3. Die Türkei

Die Türkei ist derzeit ein absolutes No-Go – trotz toller Strände, schöner Landschaft und bombastischem Essen. Auch wenn man den Menschen die Einnahmen vom Tourismus gönnt: Solange Oppositionelle und Journa­listen verhaftet und Freiheitsrechte beschnitten werden, sollte man die Türkei von der touristischen Landkarte streichen. Die EDA hat Ende Juli sogar die Reisehin­weise leicht verschärft.

Alternative: Wer dennoch orientalischen Flair sucht, kann sich nach Marokko auf- machen (es gibt viel mehr zu entdecken als nur Marrakesch). Auch Tunesien ist eine spannende Alternative.

4. Yosemite-Nationalpark, Kalifornien

Der Yosemite-Nationalpark ist nur deshalb legendär, weil schlaue Marketingprofis verführerische Fotos an die Medien verteilen. Darauf zu sehen: eine einsame Landschaft, durch die ein Schwarzbär trottet. Doch anstatt majestätischer Natur-Erlebnisse gibt es zur Hauptferienzeit Stau, überbuchte Hotels und Dichtestress auf Wanderwegen, die dazu noch asphaltiert sind. Eine einzige Enttäuschung.

Alternative: Der Redwood-Nationalpark an der Grenze zu Oregon mit seinen über 100 Meter hohen Mammutbäumen ist ein gewaltiges Erlebnis.

5. Saint-Tropez, Frankreich

Alles, was reich und schön ist, pilgert im Sommer nach Saint-Tropez. Und mit ihnen Zehntausende Normalsterbliche, die sich einen Blick auf einen Promi erhoffen und sehnsüchtig vor dem Gucci-Laden ihr Bargeld zählen. Ein Horror. Zudem ist das kleine Städtchen nicht besonders schön.

Alternative: Cassis bei Marseille für den typischen französischen Côte-d’Azur-Som­merflair ohne Promis und Touristenmassen.

Zur Person

Im zarten Alter von drei Jahren bestieg Christian Bauer zum ersten Mal ein Flugzeug Richtung Afrika. Erst sieben Jahre später kehrte er wieder in die Heimat zurück. Seitdem faszinieren ihn fremde Kulturen und Länder. Mittlerweile ist aus seiner Reisebegeisterung ein Beruf geworden.

Im zarten Alter von drei Jahren bestieg Christian Bauer zum ersten Mal ein Flugzeug Richtung Afrika. Erst sieben Jahre später kehrte er wieder in die Heimat zurück. Seitdem faszinieren ihn fremde Kulturen und Länder. Mittlerweile ist aus seiner Reisebegeisterung ein Beruf geworden.

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