1. Eiffelturm, Paris
Die Pariser fanden ihn zunächst gar nicht schön, den Eiffelturm. Eigentlich war der Stahlkoloss nur als Eye-Catcher für die Weltausstellung 1889 gedacht. Danach sollte er wieder eingestampft werden. Heute gilt das eiserne Skelett als bedeutendste Ikone der Welt – und Paris wäre ohne ihren «Tour Eiffel» nur halb so interessant. Aber sechs Millionen Touristen treten sich hier jedes Jahr die Füsse platt. Da wird geschubst und gedrängelt, während Handys, Kameras und iPads die Sicht auf Paris versperren. Von den ewigen Schlangen an den Eingängen ganz zu schweigen!
Wir finden: Für Touristen sperren.
Absolutes No-Go: Ein Selfie von der Spitze.
Alternative: Der Blick vom Tour Montparnasse: günstiger, kaum Touristen und mit Sicht AUF den Eiffelturm.
2. London Eye, London
Noch so ein Aussichts-Nepp, den man eigentlich abreissen wollte. Nur fünf Jahre sollte das 135 Meter hohe Riesenrad in Betrieb sein. Wegen des Erfolgs steht es noch heute. Wir fragen uns, warum hier jedes Jahr drei Millionen Besucher 30 Minuten im Schneckentempo im Kreis herumgondeln. Das Ticket kostet mindestens 30 Franken, die Wartezeit ist lang. Wer mehr blecht, kommt schneller voran.
Wir finden: Ein Riesenrad gehört auf den Jahrmarkt, nicht in die Skyline dieser tollen Stadt.
Absolutes No-Go: Von den Gondeln wie die Queen auf die Stadt winken.
Alternative: Der Blick vom The Shard ist zwar nicht billiger, dafür ist der Wolkenkratzer 100 Meter höher.
3. Kleine Meerjungfrau, Kopenhagen
Die 100-jährige Bronzeskulptur ist die wohl kleinste Topattraktion der Welt: Gerade mal 1,25 Meter misst die barbusige Nixe. Die dazugehörende Geschichte von Hans Christian Andersen ist zweifelsohne herzzerreissend, aber warum busweise Touristen die Meerjungfrau anstarren, ist ein Rätsel. Immerhin ist der Spass kostenlos.
Wir finden: Spring zurück ins Meer, kleine Badenixe.
Absolutes No-Go: Auf der Statue rumklettern und die Brüste begrapschen.
Alternative: Geniessen Sie im Restaurant Ida Davidsen in der Innenstadt ein paar der 150 Smørebrød-Variationen.
4. Stonehenge, Grossbritannien
Hier sucht man die Mystik vergebens. 36 000 Alt-Hippies, Möchtegern-Esoteriker und wiedergeborene Druiden glotzen im Juni zur Sommersonnenwende in Richtung aufgehender Sonne. Dann fallen die Strahlen durch die Mitte des Steinkreises von Stonehenge. Sie sollen wundersame Kräfte haben. Zugegeben: Es ist imposant, was vor 4000 Jahren erbaut wurde, aber heute schwirren hier zu viele kreischende Touristen herum. Zum Glück hat man die nahe Bundesstrasse inzwischen verlegt.
Wir finden: Lasst Gras über die ganze Sache wachsen!
Absolutes No-Go: Seine esoterische Seite entdecken und Schwingungen von Ausserirdischen empfangen.
Alternative: England ist mit steinzeitlichen Monumenten gepflastert. Im Hochmoor Dartmoor im County Devon gibt es viele Steinkreise. Oft hat man die wundersamen Gebilde für sich.
5. Mona Lisa, Paris
Sensation: Mona Lisas Lächeln ist entschlüsselt! Die rätselhafte Dame belächelt die Tausenden Touristen aus aller Welt, die sie täglich anstarren. Vor dem dicken Panzerglas im Louvre herrscht immer Stau und Gerangel. Dabei ist das Bild die grösste Enttäuschung der Kunstgeschichte: ein düsteres, kleinformatiges (53×77 Zentimeter) Porträt einer dämlich blickenden Händlerstochter. Leonardo da Vincis künstlerische Leistung ist unbestritten, aber dieser Hype ist völlig übertrieben.
Wir finden: Das Lächeln der jungen Kellnerin im Café an der Ecke in Paris ist viel schöner.
Absolutes No-Go: Das Lächeln der Mona Lisa kopieren und auf Facebook stellen.
Alternative: Der Louvre hat 35 000 Exponate. Da findet sich problemlos Ersatz. Wer ein anderes Bild Leonardos bestaunen möchte: Das Gemälde «Anna selbdritt», ebenfalls im Louvre, ist ein wahrer Geniestreich – und erst noch grösser!
6. Walk of Fame, Los Angeles
Der Walk of Fame in Los Angeles ist definitiv kein Blockbuster – auch wenn jedes Jahr Millionen von Groupies hier auf der Suche nach ihrem Star sind. Der 18 Block lange Walk of Fame ist eine durchschnittliche amerikanische Shoppingstrasse mit den üblichen Läden, Fast-Food-Ketten und Autokolonnen. Mehr nicht! Einen Star bekommt man hier höchstens anlässlich einer Einweihungszeremonie zu sehen. Wer 2015 in der Stadt ist, kann vielleicht beobachten, wie Harry-Potter-Darsteller Daniel Radcliffe seinen Stern einweiht. Aber, will man das sehen?
Wir finden: Langweiliger geht es kaum!
Absolutes No-Go: Blumen oder Plüschtiere auf Sterne legen!
Alternative: In Hollywood zum Paparazzo werden und einen echten Star knipsen. Gute Orte dafür sind das Restaurant «The Ivy» und der Sunset Strip.
7. Gibraltar, Grossbritannien
Felsbrocken haben wir in der Schweiz genug. Es gibt also keinen Grund, den kargen Felsen von Gibraltar zu besuchen – es sei denn, man macht zoologische Studien an den dreisten Berberaffen, welche die Touristen nerven. Der Ausblick Richtung Afrika ist kaum erwähnenswert. Gibraltar ist ein historisches Unikum. Seit 1704 gehört das Miniland an der Südspitze Spaniens zu Grossbritannien, was immer wieder zu Streitereien mit Spanien führt. Übrigens: Billiges Einkaufen kann man hier vergessen, da das Gibraltar-Pfund am englischen Pfund hängt.
Wir finden: Völlig überbewertet.
Absolutes No-Go: T-Shirts mit der Aufschrift «Keep calm and love Gibraltar».
Alternative: Keine. Wir bleiben lieber im schönen Andalusien.
8. Pyramiden von Gizeh, Kairo
Majestätische Zeugnisse einer vergangenen Hochkultur, atemberaubende Bauwerke in der Unendlichkeit der Wüste, während im Vordergrund eine Kamelkarawane vorbeizieht – das suggerieren die Fotos in den Hochglanzbroschüren. Die Realität sieht anders aus: Touristenmassen, Schwärme von Souvenirverkäufern, Warteschlangen, Dreck. Die Stadt Gizeh ist so nah an die Pyramiden gekrochen, dass man vom Pizza Hut bequem das antike Weltwunder bestaunen kann – herrlich klimatisiert. Romantik? Fehlanzeige!
Wir finden: Vor den Pyramiden muss man schon mal gestanden haben, aber am besten nachts um vier Uhr.
Absolutes No-Go: Ein Kitschfoto auf einem Kamel!
Alternative: Eine Tagestour mit einem Kamel von Gizeh zur älteren und kleineren Stufenpyramide von Sakkara. Für Abenteurer: die Pyramiden von Meroe im Norden des Sudan, die einsam in der Wüste stehen.