Beim Anflug auf die Kanareninsel sehen wir nur sandfarbenen Dunst. Dort, wo Berge, Dünen und die Inselhauptstadt Las Palmas im blauen Atlantik schimmern sollten, ist nichts weiter zu erkennen als ein beiges Nichts. Pech: Von 360 Sonnentagen im Jahr haben wir gerade jene Zeit erwischt, an dem der Wüstenwind Calima tonnenweise Sand von der nahen Sahara herüberbläst. Egal, Sonnenschein lässt auf Gran Canaria nie lange auf sich warten – mollig warm ist es sowieso. Dank des immerwährenden Frühlings ist die drittgrösste Kanareninsel eine der beliebtesten Destinationen für Wintermuffel in Europa. Mit nur vier Stunden Flugzeit kommen manche bloss kurz zum Aufwärmen vorbei, andere schlagen hier gleich ihre Zelte auf.
Wanderrevier Gran Canaria
So wie der Werdenberger René Forrer, der vor fünf Jahren das Rheintal gegen den ewigen Frühling getauscht hat. «Ich wollte da leben, wo es nicht fünf Monate lang dunkel und kalt ist», sagt der 62-Jährige. Der ehemalige Projektleiter hat auf Gran Canaria seinen Traum verwirklicht: ein Leben als Wander-Guide. «Gran Canaria ist ein grossartiges Wanderrevier. Hier kann man eben nicht nur am Strand liegen, sondern auch anspruchsvolle Wanderungen unternehmen.»
Und weil auch wir nicht nur am Strand faulenzen wollen, marschieren wir mit Forrer über die Insel. Er schlägt uns eine Wanderung im Norden der Insel vor. «Da gibt es Schluchten, in denen fühlt man sich wie in einem Dschungel.»
Die hellgrünen Feigenkakteen mit ihren gelb-roten Früchten sind beliebte Farbtupfer auf Gran Canaria. Doch die Kakteen bergen die Cochenilleschildlaus. Über Jahrhunderte war diese Krabbeltiere der wichtigste Grundstoff für den roten Farbstoff Karmin. Intensives Rot für Textilien oder Buchmalereien war im mittelalterlichen Europa ein kostbares Gut. Natürliche Pigmente, die in Europa zur Verfügung standen, brachten kaum die gewünschte Wirkung. Erst mit der Entdeckung der Neuen Welt stiess man auf einen besonderen Rotton: die Karminsäure der weiblichen Cochenillelaus.
Ab den 1540er-Jahren führten die Spanier die Cochenille von Südamerika nach Europa ein, wo deren intensive Farbe schnell zur Kosmetik- und Textilfärbung und zur Herstellung von Malfarben genutzt wurde. Es dauerte allerdings noch bis ins Jahr 1826, bis die Insekten erstmals auf den Kanarischen Inseln gezielt gezüchtet wurden. Daraus entwickelte sich ein ganzer Industriezweig zur Farbstoffgewinnung. Frühestens eineinhalb Jahre nach dem Anpflanzen eines Kaktus können die ersten Schildläuse auf den jungen Pflanzen «angesiedelt» werden. Mit einem Besen werden die Tiere geerntet und anschliessend getrocknet und gekocht. Zur Herstellung von einem Pfund Karmin werden rund 100'000 Tiere benötigt. Auch wenn mittlerweile mehrheitlich synthetische Alternativen benutzt werden, wird heutzutage das echte Karmin unter der Bezeichnung E 120 nach wie vor in Süssspeisen, zum Einfärben von Getränken und in der Kosmetik verwendet. Deshalb ist eines sicher: Viele Frauen haben sich in ihrem Leben schon mit getrockneten Läusen schöne rote Lippen gezaubert.
Die hellgrünen Feigenkakteen mit ihren gelb-roten Früchten sind beliebte Farbtupfer auf Gran Canaria. Doch die Kakteen bergen die Cochenilleschildlaus. Über Jahrhunderte war diese Krabbeltiere der wichtigste Grundstoff für den roten Farbstoff Karmin. Intensives Rot für Textilien oder Buchmalereien war im mittelalterlichen Europa ein kostbares Gut. Natürliche Pigmente, die in Europa zur Verfügung standen, brachten kaum die gewünschte Wirkung. Erst mit der Entdeckung der Neuen Welt stiess man auf einen besonderen Rotton: die Karminsäure der weiblichen Cochenillelaus.
Ab den 1540er-Jahren führten die Spanier die Cochenille von Südamerika nach Europa ein, wo deren intensive Farbe schnell zur Kosmetik- und Textilfärbung und zur Herstellung von Malfarben genutzt wurde. Es dauerte allerdings noch bis ins Jahr 1826, bis die Insekten erstmals auf den Kanarischen Inseln gezielt gezüchtet wurden. Daraus entwickelte sich ein ganzer Industriezweig zur Farbstoffgewinnung. Frühestens eineinhalb Jahre nach dem Anpflanzen eines Kaktus können die ersten Schildläuse auf den jungen Pflanzen «angesiedelt» werden. Mit einem Besen werden die Tiere geerntet und anschliessend getrocknet und gekocht. Zur Herstellung von einem Pfund Karmin werden rund 100'000 Tiere benötigt. Auch wenn mittlerweile mehrheitlich synthetische Alternativen benutzt werden, wird heutzutage das echte Karmin unter der Bezeichnung E 120 nach wie vor in Süssspeisen, zum Einfärben von Getränken und in der Kosmetik verwendet. Deshalb ist eines sicher: Viele Frauen haben sich in ihrem Leben schon mit getrockneten Läusen schöne rote Lippen gezaubert.
Kaum zu glauben: Schliesslich sieht es vom Touristen-Hotspot Playa del Inglés so aus, als gebe es nur Dünen und wüstentrockene Berghänge zu erklimmen. Doch kaum eine halbe Autostunde und viele verlassene Tomatenplantagen später verwandelt sich das Braun in Grün. Die Schlucht Barranco de Azuaje beim Örtchen Firgas, durch die wir in etwa drei Stunden wandern, fühlt sich tatsächlich an wie ein botanischer Garten: Mannshohe Kakteen wuchern hier, handtellergrosse Blumen, Pfahlrohrwälder und unzählige Lorbeerbäume.
Mondlandschaften, schwarze und weisse Strände, grünes Wasser, riesige Vulkane, Schluchten, erneuerbare Energien, Wasserfälle oder lieber steile Brecher? Die sieben Hauptinseln der Kanaren haben alle ihren eigenen Charakter – genauso wie ihre Besucher.
Mondlandschaften, schwarze und weisse Strände, grünes Wasser, riesige Vulkane, Schluchten, erneuerbare Energien, Wasserfälle oder lieber steile Brecher? Die sieben Hauptinseln der Kanaren haben alle ihren eigenen Charakter – genauso wie ihre Besucher.
Ruhende Vulkane
Gran Canaria – wie alle Kanarischen Inseln – ist ein geografisches Unikat. Die Insel fläzt wie ein wettergegerbter Kuhfladen im Atlantik, kreisrund und zerfurcht. In der Mitte erheben sich die Reste erloschener Vulkane, die bis auf knapp 2000 Meter reichen: die Garanten für Leben auf der Wüsten-Insel.
Der Nordost-Passat, der sich über dem Meer mit Wasser vollgesaugt hat, prallt im Norden an die Bergflanken und lädt seine Feuchtigkeit ab. Als Filter dienen die endemischen Pinien, die mit ihren bis zu 30 Zentimeter langen Nadeln bis zu 1400 Liter Wasser aus der Luft angeln, welches wiederum in den Boden sickert und damit Quellen und viele Stauseen speist. Für den Süden bleiben die trockenen Fallwinde, die einen wolkenlosen Himmel garantieren. Ferienparadies!
Agaete im Nordwesten von Gran Canaria ist der einzige Ort in Europa, in dem Kaffee angebaut wird. Die Plantagen der Arabico-Stauden profitieren vom einzigartigen Mikroklima des fruchtbaren Tals. Sonne, Wärme, aber auch Windschutz und Schatten bieten ideale Bedingungen. Die jährliche Produktionsmenge des gesamten Tals liegt zwischen 1500 und 2000 Kilogramm Kaffee. Die Einwohner von Agaete geniessen ihren Kaffee selbstredend ausschliesslich pur. So kann sich das feine Aroma, welches an Schokolade und Süssholz erinnert, besonders gut entfalten, heisst es.
Agaete im Nordwesten von Gran Canaria ist der einzige Ort in Europa, in dem Kaffee angebaut wird. Die Plantagen der Arabico-Stauden profitieren vom einzigartigen Mikroklima des fruchtbaren Tals. Sonne, Wärme, aber auch Windschutz und Schatten bieten ideale Bedingungen. Die jährliche Produktionsmenge des gesamten Tals liegt zwischen 1500 und 2000 Kilogramm Kaffee. Die Einwohner von Agaete geniessen ihren Kaffee selbstredend ausschliesslich pur. So kann sich das feine Aroma, welches an Schokolade und Süssholz erinnert, besonders gut entfalten, heisst es.
Touristen bevorzugen Maspalomas
Der Tourismus konzentriert sich denn auch auf die Region Maspalomas im trockenen Süden mit seinem sechs Kilometer langen Strand und einem Dünengürtel, der an die Sahara erinnert (in Wirklichkeit aber nicht aus Sand, sondern aus zerriebenen Muscheln und Meerestieren besteht).
Die Kanaren haben in den letzten drei Jahren einen Tourismus-Boom erlebt: Durch politische Unruhen im östlichen Mittelmeer hat sich der Badetourismus auf das spanische Festland und den Islas Canarias verschoben. Im Jahr 2017 kamen 4.5 Millionen Besucher – eine Steigerung um 23 Prozent innert zwei Jahren. Die Zahlen sind indes wieder rückläufig. «Zum Glück», sagt hier mancher. Die Insel kam an ihre Grenzen.
Arco del Coronadero ist Gran Canarias grösster Felsenbogen
Vier Millionen Touristen: Die halbe Schweiz auf einer Fläche des Kantons Zürich – klingt, als ob man sich da mächtig auf die Füsse tritt. Doch genau das tut man nicht. Der Strand ist gross genug und teilt sich auf natürliche Weise in Bereiche für Familien, Schwule, Lesben und FKK-Anbeter. Und wer sich ins Hinterland aufmacht, hat die schnuckeligen Dörfer, urigen Beizen und Wanderwege (fast) für sich allein. «Nur etwa 10 Prozent aller Besucher machen etwas Aktives in ihren Ferien», so Forrer.
Wir sind da gleich eine doppelte Ausnahme. Denn wir verabreden uns mit René Forrer sogar zu einer zweiten Wanderung, dieses Mal im Süden der Insel. Nur etwa 15 Autominuten ausserhalb der Bausünden des Badeorts Playa del Inglés findet sich ein wahrer Geheimtipp: der «Grand Canyon» der Kanarischen Inseln, eine wüstenhafte Schlucht, die 14 Millionen Jahre alt ist und an manchen Stellen kaum breiter als ein Trottoir. Es ist karg, nur wenige Pflanzen trotzen der Trockenheit, darunter das Symbol der Insel: die Wolfsmilch, die aussieht wie ein Kaktus. Am Ende der Schlucht kraxeln wir die Bergwand hoch zum grössten Felsenbogen, Arco del Coronadero Gran Canarias. Der Calima hat sich verzogen, und es öffnet sich ein weiter Blick. «Willst du wirklich zurück in die Kälte?», fragt Forrer. Eigentlich nicht.
Mein Lieblingsstrand
Der einsamste Strand der Insel ist der Playa de GüiGüi im Westen, der nur mit einer Wanderung zu erreichen ist. In die natürliche Bucht verirren sich nur wenige Touristen – einfach traumhaft.
Die Alternative zu Playa del Inglés
Wer nicht in den Hotelbunkern in Playa del Inglés schlafen möchte und etwas mehr Ruhe sucht, sollte sich ein Quartier in Meloneras oder Puerto de Mogan suchen. Das Fischerdörfchen wurde neu angelegt und erinnert etwas an Andalusien.
Mein Restaurant-Tipp
In der Bar La Cuevita vor dem Ort Ayagaures isst man in einer Höhle oder auf einer Terrasse mit atemberaubender Aussicht. Das landestypische Essen ist superfein!
Das sollte auf den Teller
Typisch sind Ziegenfleisch und Kaninchen. Aber auch Schnecken mit Fenchel schmecken gut (wer’s mag). Dazu passen Kartoffeln mit einer typischen Mojo-Sauce.
Meine Sightseeing-Highlights
Man sollte unbedingt einen Ausflug ins bergige Innere der Insel machen. Hier finden sich einige schöne historische Orte. Wie beispielsweise Tejeda mit der berühmten Mandelbäckerei, oder Arucas, wo man eine Rumdestillerie besichtigen kann. Natürlich muss man auch die Hauptstadt Las Palmas besuchen mit ihrer Altstadt und den Jugendstilhäusern.
Meine Wandertipps
Bei 1000 Kilometern Wanderweg ist für jeden etwas dabei. Ein Klassiker: auf dem Silberweg zum höchsten Punkt der Insel. Von dort hat man einen Blick bis nach Teneriffa.
Mein Lieblingsstrand
Der einsamste Strand der Insel ist der Playa de GüiGüi im Westen, der nur mit einer Wanderung zu erreichen ist. In die natürliche Bucht verirren sich nur wenige Touristen – einfach traumhaft.
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Wer nicht in den Hotelbunkern in Playa del Inglés schlafen möchte und etwas mehr Ruhe sucht, sollte sich ein Quartier in Meloneras oder Puerto de Mogan suchen. Das Fischerdörfchen wurde neu angelegt und erinnert etwas an Andalusien.
Mein Restaurant-Tipp
In der Bar La Cuevita vor dem Ort Ayagaures isst man in einer Höhle oder auf einer Terrasse mit atemberaubender Aussicht. Das landestypische Essen ist superfein!
Das sollte auf den Teller
Typisch sind Ziegenfleisch und Kaninchen. Aber auch Schnecken mit Fenchel schmecken gut (wer’s mag). Dazu passen Kartoffeln mit einer typischen Mojo-Sauce.
Meine Sightseeing-Highlights
Man sollte unbedingt einen Ausflug ins bergige Innere der Insel machen. Hier finden sich einige schöne historische Orte. Wie beispielsweise Tejeda mit der berühmten Mandelbäckerei, oder Arucas, wo man eine Rumdestillerie besichtigen kann. Natürlich muss man auch die Hauptstadt Las Palmas besuchen mit ihrer Altstadt und den Jugendstilhäusern.
Meine Wandertipps
Bei 1000 Kilometern Wanderweg ist für jeden etwas dabei. Ein Klassiker: auf dem Silberweg zum höchsten Punkt der Insel. Von dort hat man einen Blick bis nach Teneriffa.
Kühne Vulkanlandschaften, dichter Nebelwald und das ganze Jahr über Frühling: Die Kanarische Insel La Gomera ist der ideale Spot für entspannte Wanderferien.
Kühne Vulkanlandschaften, dichter Nebelwald und das ganze Jahr über Frühling: Die Kanarische Insel La Gomera ist der ideale Spot für entspannte Wanderferien.
Hinkommen: Edelweiss Air fliegt mehrmals wöchentlich von Zürich direkt nach Gran Canaria und bietet auch Verbindungen auf die anderen Kanarischen Inseln an. Mehr Informationen auf flyedelweiss.com
Übernachten: Von den vielen Hotelanlagen sticht das Sea Side Sandy Beach heraus. Die von einer Schweizerin geführte Vier-Sterne-Anlage liegt nur ein paar Meter vom Strand entfernt, bietet einen grossen Pool und eigenen Tennisplatz.
Wander-Guide: René Forrer bietet individuelle Wandertouren an, die er auf die Wünsche seiner Gäste zuschneidet. Auch für Familien mit kleinen Kindern hat er Touren im Programm.
Informationen: grancanaria.com
Hinkommen: Edelweiss Air fliegt mehrmals wöchentlich von Zürich direkt nach Gran Canaria und bietet auch Verbindungen auf die anderen Kanarischen Inseln an. Mehr Informationen auf flyedelweiss.com
Übernachten: Von den vielen Hotelanlagen sticht das Sea Side Sandy Beach heraus. Die von einer Schweizerin geführte Vier-Sterne-Anlage liegt nur ein paar Meter vom Strand entfernt, bietet einen grossen Pool und eigenen Tennisplatz.
Wander-Guide: René Forrer bietet individuelle Wandertouren an, die er auf die Wünsche seiner Gäste zuschneidet. Auch für Familien mit kleinen Kindern hat er Touren im Programm.
Informationen: grancanaria.com