Ibiza abseits vom Trubel
Wenn es hell wird, ist nur das Büsi am Strand

Gepflegter Genuss statt laute Partys: Im Nordosten Ibizas ist die Insel noch ursprünglich und leise.
Publiziert: 22.06.2022 um 16:02 Uhr
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Aktualisiert: 22.06.2022 um 21:47 Uhr
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Am Morgen ist es noch ruhig am Strand: Das geniesst auch das Büsi.
Foto: Katja Richard
Katja Richard

Streifen von Blau, soweit das Auge reicht: Vom glitzernden Türkis des Infinity-Pool bis zum tiefen Blau des Meeres, das am Horizont in die Weite des Himmels übergeht. Die Nähe zum Wasser ist so unmittelbar, dass man sich fast wie auf einem Kreuzfahrtschiff fühlt. Das Bless Hotel im Nordosten Ibiza bei Es Canar ragt tatsächlich wie ein glänzender Kubus über den Gezeiten.

Bliss im Hotel Bless: Auf dem Balibett fühlt man sich wie auf einem Cruiseschiff.
Foto: zvg

Wer in den Nordosten von Ibiza kommt, ist weniger auf der Suche nach grossen Partys, sondern nach gepflegter Ruhe. Hier, wo die Sonne aufgeht, wird in aller Frühe gejoggt, zwei Frauen machen auf dem Holzsteg ihre Yoga-Übungen, ein Büsi macht seine Morgentoilette – uns reicht ein Spaziergang. Auch die ersten Schwimmer wagen sich in die Wellen, der Strand Cala Nova ist genau darum bei Surfern beliebt. Allerdings muss man sich vor Strömungen in Acht nehmen: Eine Frau, die nur wenige Meter vom Ufer entfernt schwimmt, schafft es nicht zurück ans Ufer: Sofort krault ein Bademeister zu ihr heraus und holt sie mit der Schwimmboje rein – Baywatch auf Ibiza. Gegen Mittag legen sich Wind und Wellen, dann ist das glasklare Wasser sehr einladend, es gibt kaum Steine oder Felsen.

Am Vormittag ist der Strand noch menschenleer.
Foto: Katja Richard

Traumfänger und Rüschen

Um diese Zeit hat sich auch der Strand gefüllt, wer nicht im Sand liegen mag – einen Liegestuhl gibt es ab 20 Euro. Aber je breiter und weicher die Sonnenliege, desto kostspieliger wird es: Zu einem weichem Balibett gehört die hochpreisige Flasche Champagner meist zur Pflichtkonsumation. Denn wo einst der Treffpunkt der Hippies war, sonnt man sich heute im Hedonismus.

Spuren aus alternativeren Zeiten sind in dieser Ecke Insel aber noch zu finden – so die beiden grössten Hippiemärkte: Punta Arabi in Es Canar wurde 1973 gegründet. Las Dalias war ursprünglich eine Bar und ein Platz für Konzerte, die es noch immer gibt, und liegt etwas nördlicher. Der Markt ist jeweils am Samstag. Kommerziell sind beide, dennoch versprühen sie diesen typisch bunten Bohemian-Charme, der die Insel so einzigartig macht. Es gibt alles von Batik über Traumfänger und Rüschenkleidern bis hin zu Keramik, manches ist importiert. Nach wie vor sind die Märkte aber auch eine Möglichkeit für Ansässige, ihr Handwerk an die Touristen zu bringen. Made in Ibiza hat allerdings seinen Preis – das ist nichts für ein Hippie-Budget.

Typisch Ibiza: der Hippie-Markt in Punta Arabi.
Foto: imago/Travel-Stock-Image

Küstenwanderung für Frühausteher

Beide Märkte sind auch zu Fuss erreichbar - im der Hochsaison ist dafür aber zu heiss. Lohnenswert für Frühaufsteher ist eine Wanderung in Richtung Süden der Küste entlang bis zur Kirche Puig de Missa in Santa Eulària. Mit ihren weissen dicken Mauern und den schmalen, kleinen Fenstern ein typischer Sakralbau für Ibiza. So schützt man sich in den heissen Sommermonaten vor der Hitze. Und ursprünglich auch vor Piraten, denn die Kirchen dienten einst als Festungen. Beim Spaziergang durch den Friedhof versetzen die Schaukästen mit den Urnen und Fotografien der Verstorbenen in eine andere Welt.

Die junge Frau lädt zum Tee auf den Klippen am Strand.
Foto: Katja Richard

Auf dem Rückweg treffen wir über den Klippen auf eine junge Frau aus der Westsahara beim Picknick, sie bereitet auf einem Gaskocher Tee zu, strahlt uns an und lädt ein, Platz zu nehmen. Eine halbe Stunde dauert das Ritual, in der sie das heisse Wasser mit Kräutern und Zucker immer wieder in kleinen Kannen umgiesst. Sie erzählt, dass sie im Hotel nebenan arbeitet und fordert uns auf, von den Datteln, Oliven und Nüssen zu essen. Wir vermuten schon eine Touri-Falle. Als wir uns nach der ersten Tasse Tee verabschieden, will sie partout kein Geld von uns annehmen.

Gourmet-Tempel für Feinschmecker

Das kulinarische Gegenprogramm dazu ist der Besuch im Etxeko, der Gourmet-Tempel des Bless-Hotels. Hier serviert der 12-Michelin-Sterne-Chef Martín Berasategui (62) ein Feinschmeckermenü. Seine Speisen arrangiert der Kultchef aus dem Baskenland kunstvoll wie ein Gemälde, sodass man fast Hemmungen hat, das in stundenlanger Handarbeit entstandene Werk mit der Gabel zu zerstören. Zu den Klassikern gehört der Salade Lasarte, ein Bild aus Blüten und Blättern auf einer durchsichtigen Kristallschüssel. Weil wir in Spanien sind, dauert der Schmaus gut und gerne bis nach Mitternacht. Verdauen kann man am nächsten Tag auf der weichen Sonnenliege, mit dem Schwimmen im Meer wartet man lieber noch ein bisschen.

Ein Klassiker von Sternekoch Martín Berasategui: Der Salade Lasarte sieht aus wie ein Gemälde.
Foto: Katja Richard

Einziger Wermutstropfen im Osten der Insel: Die Sonne verschwindet abends schon früh hinter den Felsen. Weil Ibiza so klein ist, schafft man es aber locker in einer halben Autostunde auf die andere Seite. In der kleinen Bucht Cala Benirras im Norden kann man zuschauen, wie die blutrote Sonne im Meer versinkt. Und hier bebt noch immer die Hippieseele – am Sonntag kommen Trommler zum gemeinsamen Spielen zusammen.

Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Pressereise.

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