Auf dem Via dell'Amore (auf Deutsch: Liebesweg) ist die Liebe tot. Dort, wo Ende des 19. Jahrhunderts Steinbrucharbeiter zwischen den Orten Riomaggiore und Manarola entlang stapften, wandeln heute Tausende Touristen. Denn der Pfad gilt als schönster Teil des Wanderweges, der sich im Osten der ligurischen Küste von Porto Venere bis nach Levanto durch die Region der Cinque Terre (auf Deutsch: fünf Länder) schlängelt.
Doch seit dort 2012 ein Erdrutsch drei Touristen verletzte, sind die Tore zum Liebesweg verschlossen. Dass dieser Teil vermutlich bis 2021 gesperrt bleiben wird, erfährt man erst vor Ort oder wenn man abseits der offiziellen Internetseiten der Cinque-Terre-Region stöbert.
1. Erreichbarkeit +
Die Cinque-Terre-Region ist zwar nicht gleich um die Ecke, doch in gut sieben Stunden von Zürich mit der Bahn erreichbar. Kommt man mit dem Zug in La Spezia an, ist man von dort aus in zehn Minuten mit einem der grün-weissen Züge im ersten Dorf der Cinque Terre. Ein bisschen schneller geht das, wenn man in den Ort Levanto fährt, der am Nordzipfel der Region liegt. Von Basel und Zürich kann man auch mit Swiss oder Lufthansa nach Florenz oder Pisa fliegen (mit Umstieg ab 150 Franken, direkt ab 240 Franken), von dort aus gehts dann mit dem Zug weiter.
2. Vielfalt +
Vor Ort wirds lecker – und nicht teuer. Eines der besten Restaurants für Fisch- und Meeresfrüchtefans ist das schnucklige Da Tapulin in Levanto. In diesem Städtchen kann man nicht nur am Strand abhängen, sondern im Herbst sogar wellenreiten. Kulturinteressierte kommen in den unzähligen Cinque-Terre-Kirchen auf ihre Kosten. Das Beste aber sind die insgesamt 48 Wanderwege, die sich wie Adern durch die Unesco-Weltkulturerbe-Region ziehen. Es geht hinauf in Steineichen-Wälder, durch steinerne Gässchen und Tunnel aus Olivenästen, über uralte Brücken und vorbei an Zwergpalmen. Und immer wieder erhascht man einen Blick aufs Meer, das an die Klippen schwappt. Wer nicht wandern will, kann auch mit dem Boot fahren – von Levanto nach Porto Venere kostet das mit Zwischenstopps etwa 38 Franken pro Person.
3. Sympathische Leute +
Das Leben in Cinque Terre hat sich zwar abhängig gemacht vom Tourismus, ist aber irgendwie doch urchig geblieben. Sei es die Nachbarin in Pantoffeln, die einem mit breitem Lächeln und nicht vorhandenem Englisch versucht, in der gebuchten Airbnb-Wohnung weiterzuhelfen. Sei es der Wirt, der seinen italienischen sowie ausländischen Kunden das Bier nur mürrisch nachzapft. Oder seien es die bunten Häuser, die den Hauptplatz am Hafen von Vernazza umgeben und nicht steril gepflegt oder herausgeputzt sind, sondern sachte ihren Putz verlieren.
4. Komplett auf Touristen ausgelegt –/+
In Riomaggiore, Manarola, Corniglia, Vernazza und Monterosso al Mare ist alles auf Tourismus ausgelegt. Postkarten- und Souvenierläden findet man überall. An den Bahnhöfen in den fünf Orten, die der Region ihren Namen geben, gibt es an jeder Ecke Info-Büros. An den Bahnsteigen tummeln sich hilfsbereite Bahnmitarbeiter. Mit der praktischen Cinque-Terre-Card kann man Zug, Busse, Wanderwege nutzen und auch Museen besuchen. Für den unerfahrenen Touristen ist das ganz praktisch; es fehlt aber die Prise Unordnung und Abenteuer.
5. Wetter –/+
Das Wetter ist Fluch und Segen zugleich. Die Cinque Terre liegen eingeklemmt zwischen dem Mittelmeer und den ligurischen Apenninen. Regenwolken können rasch aufziehen und über der Küstenregion abregnen. Küstenwege werden dann spontan gesperrt. Hat man Glück, kann man hier dafür schon im Frühling und noch im Herbst ordentlich Sonne tanken. Und: Wenn im Sommer in anderen italienischen Destinationen Backofen-Stimmung herrscht, steigt hier die Durchschnittstemperatur dank Meeresbrise selten über 30 Grad. Als beste Reisemonate werden in Internetforen Mai und Juni als auch September und Oktober gehandelt.
6. Informationspolitik –
Auf parconazionale5terre.it gibt es zwar aktuelle Informationen zu den Wanderwegen, die können sich aber bis zum nächsten Morgen schon wieder geändert haben. Wenn man Glück hat, dann drücken die Wärter in den Häuschen, die zu Beginn der einzelnen Wegabschnitte stehen, ein Auge zu und lassen Wanderer «auf eigene Gefahr» durch.
7. Touristenschwemme –
In Cinque Terre ist man selten allein: Massen an Touristen schieben sich durch die Wanderwege und kleinen Städtchen. Im Frühling und Herbst ist es erträglich. Sonst herrscht hier eine chinesisch-englisch-deutsch quasselnde, mit Selfie-Sticks bewaffnete Definition von «Übertourismus». Auf dem Bahnsteig muss man sich einen guten Einstiegsplatz erellbögeln. An den kleinen Bahnhöfen angekommen, heisst es: sich im Gänsemarsch fortbewegen.
8. Erwartungshöhe –
Wer sich auf einen Trip in die Cinque Terre vorbereitet, sollte vorab nicht zu viel im Internet herumstöbern. Das schürt nur unrealistische, instagrammisierte Erwartungen. Der Hashtag #cinqueterre wurde in über 1,5 Millionen Beiträgen auf Instagram verwendet. Fotografen lassen über den Örtchen Drohnen summen und stellen die Bilder ins Netz. Dort findet man vor allem Fotos glücklicher Pärchen und digitaler Nomaden, die hier zwischen den bunten Häuschen mit Blick aufs Meer und ohne viel Stress ihren Wein geniessen. Wie lang sie die Bilder bearbeitet haben, um ein Foto zu bekommen, auf dem niemand sonst zu erkennen ist, sieht man nicht.
Übernachten: Es gibt viele Airbnb-Wohnungen, aber auch Boutique- oder Apartmenthotels wie Franca Maria Rooms. Ausserhalb der Orte finden sich auch Agritourismus-Herbergen, etwa Villanova bei Levanto. Dort bezahlt man pro Nacht für zwei Personen ab 120 Franken.
Flexibel bleiben: Wenn ein Ort überfüllt oder ein Wanderweg wegen Witterung gesperrt sein sollte, nicht verzagen! Einfach durchschnaufen, ein Boot oder einen Zug ins nächste Dörfchen nehmen und neue Pläne schmieden.
Geld griffbereit haben: Nicht alle, aber viele Wanderwege der Cinque Terre kosten etwas. Ein Tagesbillett liegt im Durchschnitt bei rund acht Franken.
Weg vom Kern: Klar, die fünf Orte, die den Cinque Terre den Namen gegeben haben, sind wunderschön – aber eben auch überfüllt. Läuft man von Monterosso al Mare weiter nach Norden, kommt man ins entspannte Levanto. Dort gibt es weitere Küstenwege, die sogar bis nach Genua führen.
Tagestrips: Von Pisa, Florenz oder dem ligurischen Hinterland aus lassen sich auch gut ein- bis zweitätige Ausflüge in die Cinque Terre planen.
Übernachten: Es gibt viele Airbnb-Wohnungen, aber auch Boutique- oder Apartmenthotels wie Franca Maria Rooms. Ausserhalb der Orte finden sich auch Agritourismus-Herbergen, etwa Villanova bei Levanto. Dort bezahlt man pro Nacht für zwei Personen ab 120 Franken.
Flexibel bleiben: Wenn ein Ort überfüllt oder ein Wanderweg wegen Witterung gesperrt sein sollte, nicht verzagen! Einfach durchschnaufen, ein Boot oder einen Zug ins nächste Dörfchen nehmen und neue Pläne schmieden.
Geld griffbereit haben: Nicht alle, aber viele Wanderwege der Cinque Terre kosten etwas. Ein Tagesbillett liegt im Durchschnitt bei rund acht Franken.
Weg vom Kern: Klar, die fünf Orte, die den Cinque Terre den Namen gegeben haben, sind wunderschön – aber eben auch überfüllt. Läuft man von Monterosso al Mare weiter nach Norden, kommt man ins entspannte Levanto. Dort gibt es weitere Küstenwege, die sogar bis nach Genua führen.
Tagestrips: Von Pisa, Florenz oder dem ligurischen Hinterland aus lassen sich auch gut ein- bis zweitätige Ausflüge in die Cinque Terre planen.