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Wenig Touristen, tolle Strände, heisser Flamenco
In Andalusien trifft man das wahre Spanien

Tolle Strände, überbordende Geschichte und feuriger Flamenco: Spaniens Provinz Andalusien ist eine Wucht. Wer die ausgetretenen Pfade verlassen will, sollte in die Region Cádiz reisen. Hier trifft man das wahre Spanien.
Publiziert: 04.07.2019 um 09:02 Uhr
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Aktualisiert: 04.07.2019 um 09:06 Uhr
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Fest verankert in der Kultur: In vielen Bars und auf der Strasse wird leidenschaftlicher Flamenco getanzt.
Foto: Christian Bauer
Christian Bauer

Die Stunden in der Tapas- Bar Casa Manteca rinnen so lieblich die Kehle runter wie der Rotwein, den Jorge, der Barmann, mir immer wieder auffüllt. Ein «Vino de la Casa», ein Hauswein, der in grossen Kanistern angeliefert wird, aber auf der Zunge jubiliert wie ein teurer Spitzentropfen. Dazu gibt es Serrano-Schinken, der so dünn ist wie das Ölpapier, auf dem er serviert wird. Lebensgenuss in seiner schönsten Form.

Unterwegs bin ich in der Region Cádiz im Südwesten Andalusiens, (noch) ein Geheimtipp in der viel besuchten Ferienprovinz. Denn mit unglaublichen 80 Millionen Touristen liegt Spanien hinter Frankreich auf Platz zwei der beliebtesten Länder weltweit.

Die meisten Touristen Spaniens besuchen die Inseln

Der Grossteil der Gäste tummelt sich allerdings auf den Inseln. Auf dem Festland machen die Provinzen Katalonien und Andalusien das Rennen. Allerdings konzentriert sich der Besucheransturm am südlichsten Zipfel des Landes auf die All-inclusive-Resorts an der Mittelmeerküste Costa del Sol und die Städte Sevilla, Granada und Córdoba.

Nach Cádiz und an die Costa de la Luz mit deren Hinterland verirrt sich nur ein Bruchteil der Touristen. Das mag daran liegen, dass hier der raue Atlantik an die Küste brandet und manchmal der «Levante» von der Sahara herüberweht – am Strand «sünnele» ist dann nur etwas für abgehärtete Mujeres und Hombres. Aber wem die Rauheit nichts ausmacht, der teilt den Strand nur mit Einheimischen und Surfern. Und dies ganz ohne Vergnügungspark-Landschaften und Souvenirläden-Wahnsinn.

Sherry – Spaniens flüssiges Gold

Im südlichen Andalusien herrschen perfekte Bedingungen für den Weinanbau, der vor etwa 3000 Jahren von den Phöniziern ins Land gebracht wurde. Spätestens während der römischen Herrschaft, ab 200 vor Christus, wurden aus Andalusien grosse Mengen Wein exportiert. Im 16. Jahrhundert dann kamen die Engländer auf den Geschmack des Sherrys, dessen Name sich von der Stadt Jerez de la Frontera ableitet, und gründeten eigene Winzereien. Einer der berühmtesten Hersteller ist Osborne in El Puerto de Santa Maria, dessen Logo, ein schwarzer Stier, mittlerweile zum spanischen Nationalsymbol geworden ist. Sherry wird fast ausschliesslich aus der weissen Palomino-Traube gekeltert und anschliessend im sogenannten Solera-System in Eichenfässern ausgebaut. Sherry darf sich nur nennen, wer im Sherry-Dreieck zwischen den Städten Jerez de la Frontera, El Puerto und Sanlúcar de Barrameda hergestellt wird. In all diesen Orten bieten die Bodegas geführte Touren an.

Christian Bauer

Im südlichen Andalusien herrschen perfekte Bedingungen für den Weinanbau, der vor etwa 3000 Jahren von den Phöniziern ins Land gebracht wurde. Spätestens während der römischen Herrschaft, ab 200 vor Christus, wurden aus Andalusien grosse Mengen Wein exportiert. Im 16. Jahrhundert dann kamen die Engländer auf den Geschmack des Sherrys, dessen Name sich von der Stadt Jerez de la Frontera ableitet, und gründeten eigene Winzereien. Einer der berühmtesten Hersteller ist Osborne in El Puerto de Santa Maria, dessen Logo, ein schwarzer Stier, mittlerweile zum spanischen Nationalsymbol geworden ist. Sherry wird fast ausschliesslich aus der weissen Palomino-Traube gekeltert und anschliessend im sogenannten Solera-System in Eichenfässern ausgebaut. Sherry darf sich nur nennen, wer im Sherry-Dreieck zwischen den Städten Jerez de la Frontera, El Puerto und Sanlúcar de Barrameda hergestellt wird. In all diesen Orten bieten die Bodegas geführte Touren an.

Serrano-Schinken, Tintenfisch und Sardinen

Das Leben geht hier noch seinen gewohnten Gang, ohne dass man viel Chichi für die Besucher zu veranstalten gedenkt. In der Stadt Cádiz, dem wichtigsten Ort der Region, spült mich dieser «Flow» prompt hinfort. Ich lasse mich mitziehen durch enge Gässchen, in denen an Balkonen Wäsche flattert, zur Markthalle mit seiner Hektik und zu Plätzen, auf denen die Alten den Kindern beim Fussballspielen zuschauen. Schön ist das und fühlt sich so richtig «weit weg von zu Hause» an. Ferien eben.

Irgendwann komme ich an der Casa Manteca vorbei. In der Tür, halb drinnen, halb auf dem Trottoir, spielt eine Dreier-Combo spanische Schnulzen. Der Laden ist gerammelt voll. Ich kämpfe mich zum Tresen vor (ein Barbesuch in Spanien ist oft ein Nahkampfsport). Bestellen kann ich zunächst nichts: Jorge und die halbe Bar trällern aus Leibeskräften mit. Irgendwann türmen sich Serrano-Schinken, frisch gehobelt vom Schweinebein, Tintenfisch und Sardinen, Tomatensalat und geröstete Peperoni vor mir. Geschmacksbomben allesamt.

Spanien: Daten und Fakten

 Das Wichtigste im Überblick
HauptstadtMadrid
Fläche505'970 km²
Einwohner46,55 Millionen (2017), 92 Einwohner pro km²
BIP pro Kopf 2017US$ 28'359 (32. der Weltrangliste); im Vergleich dazu Schweiz: US$ 81'324 (4. Rang)
Andalusiensüdlichste der insgesamt 17 autonomen Gemeinschaften Spaniens
CádizProvinz in Andalusien

Cádiz ist 4000 Jahre alt

Die Bar ist die Essenz dessen, was den Süden Spaniens ausmacht: Lebensfreude, Geselligkeit, Temperament und die Kunst, das Sein auch mal locker zu nehmen. Ich kann mich nicht losreissen. Als ich schliesslich zahlen will, spricht mich der Thekennachbar an: «Du kannst doch jetzt nicht gehen, draussen ist es brechend heiss, und es gibt noch so viel zu probieren.»

Flamenco – Mix der Kulturen

Das südwestliche Andalusien liegt am Kreuzweg verschiedener Kulturen. Groössten Einfluss hatten die muslimischen Mauren, die im Jahr 711 in Spanien einfielen und bis 1492 herrschten. Der arabische Name El-Andalus gab Andalusien seinen Namen. Die Mauren prägten die Architektur, die darstellenden Künste und die Musik – und hatten auch Einfluss auf den Flamenco, der fest in der Kultur Andalusiens verankert ist. Der feurige Tanz, der gerne das Spiel der Geschlechter und die Höhen und Tiefen des Lebens thematisiert, ist in den Städten Sevilla, Jerez de la Frontera und Cádiz in der Bevölkerungsgruppe der Sinti und Roma entstanden. Wer sich für die Geschichte des Flamencos interessiert, dem sei das Museo del Baile Flamenco der berühmten Tänzerin Cristina Hoyos in Sevilla empfohlen. Dort werden sowohl die Entstehungsgeschichte als auch die Tanzpraxis erläutert. Zudem stehen täglich eine einstündige Flamenco-Show und Workshops auf dem Programm (rechtzeitig reservieren, in der Hochsaison sind die Vorführungen schnell ausgebucht). Ansonsten kann Flamenco in Tablaos erlebt werden. In den Musikbars wird täglich Flamenco getanzt (zumindest in der Hochsaison).

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Das südwestliche Andalusien liegt am Kreuzweg verschiedener Kulturen. Groössten Einfluss hatten die muslimischen Mauren, die im Jahr 711 in Spanien einfielen und bis 1492 herrschten. Der arabische Name El-Andalus gab Andalusien seinen Namen. Die Mauren prägten die Architektur, die darstellenden Künste und die Musik – und hatten auch Einfluss auf den Flamenco, der fest in der Kultur Andalusiens verankert ist. Der feurige Tanz, der gerne das Spiel der Geschlechter und die Höhen und Tiefen des Lebens thematisiert, ist in den Städten Sevilla, Jerez de la Frontera und Cádiz in der Bevölkerungsgruppe der Sinti und Roma entstanden. Wer sich für die Geschichte des Flamencos interessiert, dem sei das Museo del Baile Flamenco der berühmten Tänzerin Cristina Hoyos in Sevilla empfohlen. Dort werden sowohl die Entstehungsgeschichte als auch die Tanzpraxis erläutert. Zudem stehen täglich eine einstündige Flamenco-Show und Workshops auf dem Programm (rechtzeitig reservieren, in der Hochsaison sind die Vorführungen schnell ausgebucht). Ansonsten kann Flamenco in Tablaos erlebt werden. In den Musikbars wird täglich Flamenco getanzt (zumindest in der Hochsaison).

«Aber ich muss mir noch die Stadt anschauen. Ich bin Reisejournalist». Cádiz ist immerhin die älteste durch-gängig bewohnte Siedlung Europas, klar, dass es hier einiges zu besichtigen gibt. «Ich sag dir, was du wissen musst: Cádiz ist 4000 Jahre alt, das römische Theater wurde erst vor ein paar Jahren entdeckt, die Kathedrale ist aus dem Barock, aber von der Decke fällt der Stuck herunter, und am Strand hinter der Bar ist Halle Berry in einem James-Bond-Film aus dem Wasser gestiegen. Nun weisst du alles Wichtige, schreib das.» Als ich später weinselig auf die Gasse taumle, ist mir das Sightseeing tatsächlich wurscht. Intensiver können die Eindrücke gar nicht werden.

Die unbekannte Region

Am nächsten Morgen packt mich aber das schlechte Gewissen, schliesslich bin ich hier, um die unbekannte Region zu erkunden. Darum schnappe ich mir einen Mietwagen und fahre zu Stränden von rauer Schönheit, besuche Sherry-Manufakturen, versuche, Afrika jenseits der Meerenge zu sichten, beobachte Kampfstiere auf ihren Weiden und Iberico-Schweine, wie sie nach Eicheln wühlen (weswegen der Schinken so herrlich schmeckt), wandere im Nationalpark Sierra de Grazalema und besichtige weisse Dörfer, die mit Blumenkübeln geschmückt sind. Die kleine Region, die leicht mit einem Auto erkundet werden kann, hat erstaunlich viel zu bieten.

Nur mit einer Stadtbesichtigung im schönen Jerez de la Frontera klappt es nicht. Die Bar Tabanco El Pasaje kommt mir in die Quere. Und die Flamenco-Musik, die aus der Tür dringt. Und die Tapas und der Wein. Herrlich ist das Zeitverplempern.

Gut zu wissen

Hinkommen: Edelweiss Air fliegt mehrmals wöchentlich nach Sevilla, von Juli bis Oktober auch nach Jerez de la Frontera. Beide Standorte eignen sich als Basis zur Erkundung Andalusiens und als Ausgangspunkt für Badeferien. Wer hauptsächlich in der beschriebenen Region um Cádiz bleiben möchte, für den eignet sich Jerez als Zielflughafen. Wer auch Sevilla besichtigen möchte, sollte nach Sevilla fliegen. Mehr Infos unter flyedelweiss.com

Reisezeit: Andalusien ist eine Ganzjahres-Destination. Im Sommer (Juli und August), wenn ganz Europa Schulferien hat, ist an Andalusiens Küsten Hauptsaison. Klimatisch sind der Frühling und Herbst ideal. Dann ist es trocken und angenehm warm (im Sommer kann es nämlich ziemlich heiss werden.) Der Winter ist mild, aber manchmal feucht. Dafür teilt man die meisten Attraktionen mit nur sehr wenigen Touristen.

Übernachten: Zur Erkundung Sevillas empfiehlt sich das Hotel Inglaterra, von dem aus alle Sehenswürdigkeiten zu Fuss zu erreichen sind. Das Hotel besitzt eine Rooftop-Bar mit tollem Blick über die Altstadt und die Kathedrale. Ein weiterer Pluspunkt für alle, die mit einem Mietwagen unterwegs sind: Das Hotel besitzt einen eigenen Parkplatz, was keine Selbstverständlichkeit im engen Zentrum ist. Preise für das Doppelzimmer ab 120 Franken. Mehr Infos unter hotelinglaterra.es

Gewusst? Der Namenszusatz «la Frontera», den im Süden viele Städte tragen, zeigt, dass hier die letzte Frontlinie zwischen den muslimischen Mauren und den Christen verlief. Als die Mauren 711 in Spanien einfielen, formte sich die «Reconquista», die Zurückeroberung durch die christliche Bevölkerung. Im Jahr 1492 wurde schliesslich der letzte muslimische Herrscher gestürzt.

Hinkommen: Edelweiss Air fliegt mehrmals wöchentlich nach Sevilla, von Juli bis Oktober auch nach Jerez de la Frontera. Beide Standorte eignen sich als Basis zur Erkundung Andalusiens und als Ausgangspunkt für Badeferien. Wer hauptsächlich in der beschriebenen Region um Cádiz bleiben möchte, für den eignet sich Jerez als Zielflughafen. Wer auch Sevilla besichtigen möchte, sollte nach Sevilla fliegen. Mehr Infos unter flyedelweiss.com

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Das sind die Highlights von Valencia

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Unvollendet: Seit 1882 dauern die Arbeiten an der von Antoni Gaudí entworfenen Basilika Sagrada Família.
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Keystone
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Unvollendet: Seit 1882 dauern die Arbeiten an der von Antoni Gaudí entworfenen Basilika Sagrada Família.
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