Spanien, La Mancha, schwarzes Stierzeichen auf der Strasse in Spanien
Foto: Getty Images

Alles Wissenswerte zum bekanntesten Wahrzeichen Spaniens
Osborne-Stier

Sinnbild für Stärke und Ausdauer. Stolz steht er in Spaniens Landschaft: der Osborne-Stier, Markenzeichen des bekanntesten Brandy-Produzenten der Welt und das wahre Wappentier Spaniens. Werdegang einer Ikone.
Publiziert: 02.07.2019 um 17:39 Uhr
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Aktualisiert: 02.07.2019 um 16:21 Uhr
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Sinnbild für Stärke und Ausdauer: der Osborne-Stier!

Die Kultfigur wiegt etwa vier Tonnen, ist vierzehn Meter hoch, bedeckt eine Fläche von nahezu hundertfünfzig Quadratmetern und besteht aus siebzig Metallplatten, die zusammengesetzt und verschraubt sind. An neunzig Stellen entlang spanischer Strassen stehen Tafeln in Form eines Stieres. Überall im Land verehrt, von allerhöchsten Stellen beschützt und in der ganzen Welt wieder erkannt. Wenn man an einem dieser toros vorbei fährt, glaubt man im Rückspiegel zu sehen, wie er einem nachschaut.

Die Geburt  des Symbols

Der Stier wurde nicht als Wappentier, sondern als Markenlogo der Firma «Osborne» geboren, die vom englischen Kaufmann Thomas Osborne Ende des 18. Jahrhunderts in Cádiz, Spanien, gegründet wurde. 1956 beauftragte sein Nachfahre Ignacio Osborne Vázquez die Werbeagentur Azor mit der Kreation einer Werbetafel für den Brandy Veterano. Der Designer Manolo Prieto sollte ein Schild entwerfen, das gross genug sei, um entlang der Landstrassen aufgestellt werden zu können. Prieto griff auf das am nächsten liegende zurück – den Stier. Das stolze und aufrechte Tier, heute gezüchtet für den prestigeträchtigen Kampf gegen den Menschen, bevölkerte schon immer die Weiten des Landes. Die allerersten Vorfahren malten an Wände und Decken der Höhle von Altamira Stiere. Im Mai 1957 wurde die erste Tafel montiert – aus Holz, sieben Meter hoch und mit einer Oberfläche von vierzig Quadratmetern. Bis zum Ende des Jahres waren es schon sechzehn in ganz Spanien. In der weiteren Entwicklung wuchs die Tafel auf vierzehn Meter an, und das Holz wich dem wetterbeständigeren Metall. Auch die Botschaft änderte sich: Nicht mehr nur der Veterano wurde angepriesen, sondern «Osborne – Sherry & Brandy». Das einprägsame und starke Symbol wurde zum Markenzeichen des gesamten Unternehmens. 1972 wählte das Time Magazine aus New York die Tafeln sogar zum Sinnbild Spaniens.

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Der Todeskampf

Im Jahre 1988 sollte sich alles ändern. Ein neues Strassenverkehrsgesetz wurde erlassen, welches ein Verbot für Werbetafeln an öffentlichen Strassen einschloss. Der in der sechsten Generation geführte Familienbetrieb Osborne reagierte mit einem einfachen, aber genialen Trick: Tomas Osborne Vázquez liess die Werbebotschaft auf den inzwischen 500 Tafeln entfernen. Stehen blieb der blanke Stier mit einer enormen Aussagekraft, ohne die Verwendung eines einzigen Wortes. Stellvertretend für einen der wichtigsten Erzeuger weltweit von Brandy über Sherry bis hin zu Wein. Das wollte der Staat nicht hinnehmen, aber er hatte nicht mit dem Protest der Bevölkerung gerechnet. Ganze Dörfer weigerten sich die geliebten toros abzumontieren. Zu gross war die Identifikation mit dem starken Tier. Andalusien, das Geburtsland der Werbeschilder, nahm die Tafeln sogar in die Liste seines kulturellen Erbes auf. Selbst die Medien schalteten sich ein, und der Radiosender COPE gründete einen Verein, um das Markenzeichen zu retten.

Die Unsterblichkeit - «Toro de Osborne»

Eine Nation kämpfte – und sie gewann. Die Regierung genehmigte den Erhalt von 21 ehemaligen Reklameschildern mit der Begründung: der Stier sei zu einem «wesensmässigen Teil der spanischen Landschaft» geworden. Das gilt bis heute. Neunzig Stiere sind inzwischen wieder über das ganze Land verteilt, fest verankert in die Landschaft Spaniens. Für die Bevölkerung ist der toro schon längst zum Synonym geworden: Man findet ihn geklebt auf Autos und als Kennzeichnung des spanischen Briefkastens in der multinationalen Forschungsstation der Antarktis. Der Stier ist zum Motiv der Tourismuswerbung geworden und der Regisseur José Juan Bigas Luna machte ihn in seinem Film «Jamón, Jamón» unsterblich. Das Tier, das einst als «Toro de Osborne» kreiert wurde, konnte nur in einem Land wie Spanien so gross werden, einem Land, das man ohne seine Liebe zum Stier nicht begreifen könne, wie der bekannte spanische Philosoph José Ortega y Gasset schrieb. Jetzt ist die Figur fester Bestandteil der iberischen Ikonografie und steht in einer meist weiten und leeren Landschaft, die sich zurückstellt, um Kulisse für den kraftvollen Auftritt des mächtigen schwarzen Stieres zu sein.

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