«Mein Zwiebel-Gelato ist sogar in Amerika und China bekannt», sagt Tonino stolz. Seine kleine Gelateria befindet sich in Tropea in Kalabrien, der Stiefelspitze Italiens. Zwei Jahre lang hat er an der Zutaten-Mischung herumgetüftelt, um die für diese Region typische Cipolla rossa zu verarbeiten. Das Rezept können wir ihm zwar nicht entlocken, dürfen aber sein berühmtes Zwiebel-Glace probieren. Wir sind überrascht, es schmeckt erstaunlich süss.
Capo dei Vaticinii - Kap der Prophezeiungen
Dann geht es weiter zum Capo Vaticano, das hoch auf den Felsen thront und von wo aus der Reisende bei klarem Wetter bis nach Sizilien und zum Vulkan Ätna sehen kann. Wo heute ein Leuchtturm steht, befand sich früher ein Orakel, von dem griechische Seefahrer sich ihre Zukunft voraussagen liessen. Das erklärt auch die Bedeutung des ursprünglichen Namens Capo dei Vaticinii, Kap der Prophezeiungen.
Kalabresische Spezialitäten
Unseren Hunger stillen wir mit kalabresischen Spezialitäten: Nduja (Chili-Salami) und Mousse di Cipolla (Zwiebel-Konfitüre), die auf Brot mit Pecorino (Schafskäse) gegessen wird. In Pizzo, in der Eis-Bar «Ercole» von Gaetano Di Iorgi, erwartet uns bereits die nächste süsse Versuchung: Tartufo, eine mit Schokoladen-Sosse gefüllte Glace-Kugel, 1940 hier zu Ehren des Prinzen von Savoyen und letztem König Italiens Umberto II. produziert.
Eine Bootfahrt mit den Fischern
Mit einem Segelboot fahren wir am nächsten Morgen der Küste entlang Richtung Scilla. Vorbei an den «Giraffen» von Gioia Tauro, den gigantischen Stahlkränen des zweitgrössten Seehafens von Italien, deren Hälse gespenstisch aus dem Dunst ragen. Immer wieder kreuzen wir Passerella-Boote mit einem bis zu 20 Meter hohen Ausspähturm und einem ebenso langen Steg am Bug, von wo aus die Fischer bäuchlings mit Harpunen Jagd auf Schwertfische machen. Diese landen abends fangfrisch im Agriturismo «Ruralia» von Francesco di Lorenzo De Luca auf unseren Tellern. «Mangia, mangia!» ermahnt uns der Restaurantinhaber.
Die vielfaltige Kultur
Stilecht mit der modernen «Knutschkugel», einem Fiat 500, fahren wir tags darauf zum Kloster in Serra San Bruno. Im Jahre 1090 gründete dort der Heilige Bruno aus Köln die Kartause Santo Stefano. Zurzeit leben 15 Schweigemönche da, abgeschieden vom Lärm der Welt.
Spätestens als uns der dröhnende Feierabendverkehr in Kalabriens Hauptstadt Catanzaro aus der Stille zurückholt, erinnern wir uns an die bevorstehende Abreise. Da wünschen wir uns, wir könnten das Land und seine Gastfreundschaft noch ein paar Tage länger geniessen.
Praktische Reisetipps für Kalabrien
Hinkommen: Direkt von Zürich mit Swiss oder Alitalia
Essen: Cipolla rossa - Die faustgrossen roten Zwiebeln gedeihen nirgendwo süsslicher als in Kalabrien. Sie werden sogar zu Marmelade und Glace verarbeitet.
Restaurants: Zu den besten Restaurants in Tropea zählt das Pimm’s mit einem überwältigenden Blick auf das türkisblaue Meer. Largo Migliarese, Tropea. Fangfrisch «Il Ponte» in Scilla, an der Strandpromenade, Lungomare di Scilla.
Ausflug: Sizilien - Mit der Fähre (Traghetti): In nur 20 Minuten vom Hafen Villa San Giovanni nach Messina.