Was das Wifi-Passwort sei, fragen wir den Café-Besitzer. «Leningrado» – klar, was auch sonst! Schliesslich sind wir in Nicaragua, einem offiziell sozialistischen Staat. Ausser gefühlt 180 Ministerien und einem gut finanzierten Geheimdienst ist davon aber nicht viel übrig.
Heute lassen sich hier nicht mehr enttäuschte Kommunisten aus Europa nieder, sondern kanadische Surfer, niederländische Mountainbiker, britische Künstler. Für Touristen ist das Land vor allem eines: eine preisgünstige Alternative zum überteuerten und von Amerikanern überlaufenen Nachbarland Costa Rica – gerade für jene, die subtropische Wärme und Abenteuer für ein kleines Budget suchen.
Die besten Ziele:
León – Volcano-Boarding und Street-Food
Die «Erste Hauptstadt der Revolution» ist mit auch mal 35 Grad in der Regenzeit die heisseste Stadt Nicaraguas. Neben kolonialen Kirchen und Cafés gibt es in der Stadt 90 Kilometer nordwestlich von der unspektakulären Hauptstadt Managua einen wuseligen Street-Food-Markt, auf dem füllige Frauen Drachenfrucht-Limos, Kakao-Milch und traditionelle Bohnen- und Poulet-Eintöpfe anbieten (1-3 Franken).
Wer der Hitze von León entfliehen möchte, kann entweder zehn Kilometer an die Küste fahren oder landeinwärts zum Cerro Negro. Einige junge Reiseagenturen wie «Tierratour» bieten Volcano-Boarding-Trips zum immer noch warmen Vulkan an (30 Franken mit Verpflegung und Schutzkleidung). Nach einem 40-minütigen Aufstieg kann man sich dann mit Blick bis nach León mit einer Art Snowboard an den Füssen den steilen Aschekegel hinunterstürzen. Wer keine «Cojones» hat, kann auch im Sitzen runterrauschen.
Ometepe – Abhängen und Kite-Surfen
In knapp zwei Stunden mit dem Chickenbus (2-3 Franken), der den Namen wegen der Platzverhältnisse trägt, kommt man von Managua an den grössten Süsswassersee Mittelamerikas. Im Lago Nicaragua schwimmt die Insel Ometepe, aus der zwei Vulkane emporragen (Überfahrt 3-4 Franken). Das Eiland ist der perfekte Ort, um in einer Hängematte und mit einer Kokosnuss in der Hand zu relaxen, oder in einem der vielen Hafencafés zu entspannen.
Entsprechend beliebt bei Touristen und «teuer» ist die Insel auch: Man kann mit einem Roller an Stinkfrucht- oder Kaffeeplantagen entlangrauschen (ab 20 CHF), den Vulkan Maderas bis zur Krater-Lagune besteigen oder mit einem Kite-Board den See durchpflügen (35 Franken für eine Stunde). Betten in Hostels gibt es ab 10 Franken, eine Nacht in einem der im Wald versteckten Häuschen ab 30 Franken.
San Juan del Sur – Wellenreiten und Feiern
Der Küstenort im Süden des Landes ist die Party-Hochburg, in der sich Bars an Surf-Shops reihen. Die «Cerveceria» ist eine Instution: Kleinbrauerei und Hipster-Bar zugleich. Sie schenkt nicht nur das beste Bier aus – etwa fruchtigen Passion Fruit Ale (ab 5 Franken) –, sondern veranstaltet auch Konzerte oder Vernissagen, wo sich die lokale Künstler- und Surfszene trifft.
Durch die Strassen ziehen sonntags beim «Funday» feiernde Surf-Touristen, die in den etwas überteuerten Hostels unterkommen. Besser ist es, in einer der nahen kleineren Buchten wie etwa Playa Maderas eine Unterkunft zu beziehen (ab 30 Franken). Denn man ist sofort in den Pazifik-Wellen (Surfbrett ab 30 Franken pro Tag) und kann in einer der Strandbars frittierte Kochbanen (ab 4 CHF) bei sagenhaften Sonnenuntergängen geniessen. Wer in San Juan del Sur Party machen oder shoppen will, kommt mit einem «Surfshuttel» für 5 Franken hin und zurück.
Tipps:
- Reisezeit: Am besten von Mitte Dezember bis Ende Mai. Dazwischen liegt die Regenzeit.
- An Ostern: Nicht nach San Juan del Sur, weil die Nicaraguaner die Feiertage nutzen und die Stadt fluten.
- US-Dollars: Immer dabeihaben! Schon bei der Einreise muss man 10 Dollar in bar (!) berappen, im Zweifel kann man im Land meist mit Dollars statt den lokalen Córdobas bezahlen.
- Rückgeld: Einige Cafés und Läden rechnen bei Touristen eher grob ab.
- Katholizismus: Viele Nicaraguaner sind tief gläubig. Man sollte sich nicht über kitschige Marien-Altäre und «wundersam entstandene» Kreuze auf Vulkanen lustig machen.
- Sozialismus: Überall lächelt das Präsidentenpaar von Plakaten. Viele haben nichts zu lachen: Noch heute werden Menschenrechte missachtet.
Fliegen:
Die meisten Flüge gehen über die USA (Achtung Visum!), manchmal mit Umstiegen in Europa (Hinflug 16 bis 21 Stunden). Flüge gibt es bei Delta oder American Airlines ab 650 Franken (hin und zurück).
Alternativ kann man ab Mai mit Edelweiss direkt von Zürich nach San José in Costa Rica fliegen (ca. 850 Franken). Von dort fährt ein Bus nach Nicaragua (hin und zurück für 60 Franken, Tagestrip) oder man nimmt einen Flieger nach Managua (Copa Airlines, hin und zurück 160 Franken, eine gute Stunde).