Unterwegs in Indonesien
Hoffen auf die Wiedergeburt

Indonesien besitzt 17 508 Inseln - man hat nachgezählt. Das lässt viel Platz für persönliche Abenteuer. Wir reisen es in vier Wochen nur durch zwei: Java und Bali. Aber zu den Traumstränden der Götterinsel schaffen wir es nicht, stattdessen landen wir bei einer Totenverbrennung - und glauben danach an die Wiedergeburt.
Publiziert: 27.11.2018 um 21:28 Uhr
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Aktualisiert: 28.11.2018 um 10:24 Uhr
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Christian Bauer

Der Busfahrer brettert über die schlaglochverseuchten Strassen, als gebe es kein Morgen. Das Überholen bei Gegenverkehr ist seine Spezialität. Ich als der «Tourist mit den langen Beinen» darf auf dem Beifahrersitz residieren – mit vollem Blick auf die mögliche Katastrophe. Busfahren in Indonesien ist nichts für schwache Nerven – und nichts für Pedanten. Auf langen Strecken sind die Zeitangaben lediglich ein grober Anhaltspunkt. Und dennoch: Der indonesische Slow-Travel ist die beste Gelegenheit, mit den freundlichen Einheimischen in Kontakt zu kommen. Wer stundenlang nebeneinandersitzt, fängt unweigerlich das Schwatzen an.

Nach Indonesien als Backpacker

Indonesien ist ein Traum fürs Reisen auf eigene Faust. Von den unglaublichen 17500 Inseln sind nur die Strände Balis ein Massentourismusziel. Im Rest des Inselstaats tummeln sich hartgesottene Traveller und Rucksacktouristen. Zu sehen gibt es freilich eine Menge: Megacitys (Jakarta ist die zweitgrösste Metropolregion der Welt), Orang Utans auf Borneo, spektakuläre Korallenbänke und archaische Völker auf der Insel Papua – von den weissen Tropenstränden ganz zu schweigen. Wir wollen uns in vier Wochen von der Hauptstadt Jakarta auf der Insel Java bis zu jenen sagenumwobenen weissen Stränden Balis durchschlagen. Es kommt anders, als geplant.

20 Reise-Tipps für Bali

Mit ihren Reisfeldern, Vulkanen und malerischen Stränden übt die Götterinsel Indonesiens eine magische Anziehungskraft aus.

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Der erste Stopp ist – nachdem wir den 10-Millionen-Moloch Jakarta mit seinem Dauerstau und Luftverschmutzung fluchtartig verlassen haben – das verträumte Boutique-Städtchen Yogyakarta im Süden der Insel. Yogya, wie man hier liebevoll sagt, ist mit seiner erhaltenen Altstadt, seinen Galerien und Batik-Manufakturen die Seele der Insel. Und ein Unikum: Hier regiert noch der örtliche Sultan in einem Märchenpalast, durch den 1000 Angestellte in farbenprächtigen Wickelröcken schleichen und Gammelanmusik, dem gewöhnungsbedürftigen Gebimmel aus Gongs und Klangschalen, durch die luftigen Hallen weht. Yogyas Altstadt besteht denn auch aus dem historischen Palastareal, dem Kraton, mit eigenen Schulen, Moscheen, Silberschmieden und Grünflächen, auf denen die Kinder kostenlos auf den Elefanten des Sultans reiten können.

Ruhe und Harmonie

Der gemütliche Lebensrhythmus ist ein Magnet: Wir bleiben viel länger als geplant. Das liegt auch daran, dass es in der Umgebung viel zu entdecken gibt. Der buddhistische Tempel Borobodur ist ein Muss – auch für Kulturbanausen, die sich sonst nicht um UNESCO-Welterbe-Stätten scheren. Die stufenartige Pyramide (die Seitenlänge beträgt 118 Meter) wurde vor 1200 Jahren aus dem Urwald-Grün aufgeschichtet - eine Meisterleistung. Aus der Luft betrachtet erinnert der Grundriss an ein Mandala. Tipp: Wer in Yogya schläft, sollte unbedingt den ersten Bus des Tages nehmen. Die Morgenstunden, wenn die Sonne durch den tropischen Dunst bricht, sind schlichtweg magisch.

Unsere Zeit in Java plätschert gemütlich dahin. Wir geniessen ein Abenddiner vor den beleuchteten Ruinen von Prambanan, besuchen das traditionelle Schattenspiel Wayang Kulit, schlendern durch chaotische Märkte und besteigen Indonesiens Bilderbuchvulkan, den Bromo.

Nur mit der Woche am Strand wills einfach nicht klappen. Denn im Minibus nach Bali kommen wir mit einem älteren Herrn ins Gespräch. Ob wir uns für die Traditionen der Insel interessieren? Dann würde er uns gerne zur Verbrennung seiner Schwester mitnehmen. Wir zögern: «Das ist doch eine Familienangelegenheit.» «Ach was», sagt er, «da kommt sowieso das ganze Dorf». Bali ist, im Gegensatz zur muslimischen Mehrheit Indonesiens, hinduistisch geprägt. Tagelange Tempelfeste, räucherstäbchen-geschwängerte Heiligtümer und Opfergaben finden sich hier allerorten. Und wie es bei den Hindus Brauch ist, werden die Toten verbrannt. Die Einladung ist eine Ehre, aber für unser westliches Gemüt auch eine Herausforderung. Denn der Leichnam wird in einer Barke im Zickzackkurs durchs Dorf getragen – ansonsten könnten böse Geister die Seele der Verstorbenen stehlen. Es ist ein wildes Treiben, in dem wir uns kaum zurechtfinden. Verbrannt wird der Körper (unterstützt von einem Gasgebläse) in einem Sarkophag in Form einer Kuh. Die Stimmung ist ausgelassen. Während der Körper vor sich hin köchelt (und für alle sichtbar ist), verkaufen Händler Snacks und Spielsachen für die Kinder. Warum sollte man traurig sein? Nach dem hinduistischen Glauben verlässt mit der Einäscherung der Geist den Körper und wird neu geboren. Eine neue Runde auf dem Karussell des Lebens beginnt. Wen man das weiss, ist Busfahren in Indonesien gar nicht so schlimm.

Das Leiden der Orang Utans

Die beiden Inseln Borneo und Sumatra sind die letzten Zufluchtsorte der Orang Utans. Der indonesische Name für die Menschenaffen bedeutet passenderweise «Waldmensch». Einst lebten die orangen Riesen in ganz Südostasien, doch der Verlust des Lebensraums brachte die Tiere an den Rand des Aussterbens - und trotz internationalem Schutz wird der lebenswichtige Regenwald weiterhin abgeholzt. Der Hunger der Welt nach Palmöl, das sich sowohl in Lebensmitteln als auch in Kosmetikprodukten findet, lässt immer mehr Plantagen auf Borneo entstehen. Daher empfehlen Umweltverbände den Verzicht auf Palmöl-Produkte. Die genauen Anzahlen der Tiere ist nicht bekannt. Man geht von etwas mehr als 50 000 Affen aus, die allerdings in den nächsten Jahrzehnten aussterben könnten. Ein Problem stellt zudem das Nachwuchsverhalten der Orang Utans dar: Nur etwa alle acht bis neun Jahre wird ein Weibchen schwanger - zu selten, um die Art zu erhalten. So lange bleiben die Kinder teilweise bei ihren Müttern und lernen die wichtigsten Urwaldregeln. Wird die Mutter getötet, bleibt daher für den Nachwuchs kaum eine Überlebenschance. Tierschutzorganisationen betreiben «Waldschulen» für verweiste Orang Utans, wo den Kleinen das nötige Lernen, um ausgewildert zu werden. Im «Tanjung Puting National Park» auf Borneo kann man beispielsweise auf eine Orang-Utan-Safari gehen und die seltenen Tiere im ihrem natürlich Umfeld beobachten. Wer etwas zum Schutz der Tiere tun möchte, kann beispielsweise beim WWF eine Patenschaft übernehmen.
www.wwf.ch

Die beiden Inseln Borneo und Sumatra sind die letzten Zufluchtsorte der Orang Utans. Der indonesische Name für die Menschenaffen bedeutet passenderweise «Waldmensch». Einst lebten die orangen Riesen in ganz Südostasien, doch der Verlust des Lebensraums brachte die Tiere an den Rand des Aussterbens - und trotz internationalem Schutz wird der lebenswichtige Regenwald weiterhin abgeholzt. Der Hunger der Welt nach Palmöl, das sich sowohl in Lebensmitteln als auch in Kosmetikprodukten findet, lässt immer mehr Plantagen auf Borneo entstehen. Daher empfehlen Umweltverbände den Verzicht auf Palmöl-Produkte. Die genauen Anzahlen der Tiere ist nicht bekannt. Man geht von etwas mehr als 50 000 Affen aus, die allerdings in den nächsten Jahrzehnten aussterben könnten. Ein Problem stellt zudem das Nachwuchsverhalten der Orang Utans dar: Nur etwa alle acht bis neun Jahre wird ein Weibchen schwanger - zu selten, um die Art zu erhalten. So lange bleiben die Kinder teilweise bei ihren Müttern und lernen die wichtigsten Urwaldregeln. Wird die Mutter getötet, bleibt daher für den Nachwuchs kaum eine Überlebenschance. Tierschutzorganisationen betreiben «Waldschulen» für verweiste Orang Utans, wo den Kleinen das nötige Lernen, um ausgewildert zu werden. Im «Tanjung Puting National Park» auf Borneo kann man beispielsweise auf eine Orang-Utan-Safari gehen und die seltenen Tiere im ihrem natürlich Umfeld beobachten. Wer etwas zum Schutz der Tiere tun möchte, kann beispielsweise beim WWF eine Patenschaft übernehmen.
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Wayang - Die Kunst des Puppentheaters

Wenn sich die Gelegenheit ergibt, sollte man unbedingt ein Puppenspiel besuchen. Verschiedene Traditionen haben sich in den letzten hunderten Jahren entwickelt: Als Schauspieler mit Masken, mit Holzpuppen und mit den berühmten Stabpuppen aus Büffelleder. Dies sogenannten Wanyang-Kulit-Figuren mit ihren filigranen Verzierungen werden in mühsamer Handarbeit hergestellt und bemalt. Mit dem Glätten und Trocknen des Leders kann der Prozess mehrere Wochen dauern. Aufgepasst: Die Puppen, die als Souvenir angeboten werden, sind industriell hergestellt und nur von geringer Qualität. Wer ein Original erstehen will, sollte mit einem Fachmann auf Shoppingtour gehen.

Beim Wayang Kulit handelt es sich um ein Schattentheater, das entweder in professionellen Theatern oder einfach auf der Strasse gezeigt wird. Als Beleuchtung dient meist eine Petroleumlampe. Als Ausländer versteht man freilich nichts von der gezeigten Geschichte; die Aufführung mit ihrer übertriebenen Sprache und dem Soundtrack aus Gamelanmusik entfaltet dennoch ihren eigenen Zauber. Oft werden Szenen aus dem hinduistischen Nationalepos Ramayana gezeigt. Es erzählt die Geschichte des Prinzen Rama, einer Verkörperung des wichtigsten hinduistischen Gottes Vishnu, und seinem Kampf gegen Dämonen. Gewürzt wird die Geschichte mit Liebe, Verrat und Eifersucht.

Wenn sich die Gelegenheit ergibt, sollte man unbedingt ein Puppenspiel besuchen. Verschiedene Traditionen haben sich in den letzten hunderten Jahren entwickelt: Als Schauspieler mit Masken, mit Holzpuppen und mit den berühmten Stabpuppen aus Büffelleder. Dies sogenannten Wanyang-Kulit-Figuren mit ihren filigranen Verzierungen werden in mühsamer Handarbeit hergestellt und bemalt. Mit dem Glätten und Trocknen des Leders kann der Prozess mehrere Wochen dauern. Aufgepasst: Die Puppen, die als Souvenir angeboten werden, sind industriell hergestellt und nur von geringer Qualität. Wer ein Original erstehen will, sollte mit einem Fachmann auf Shoppingtour gehen.

Beim Wayang Kulit handelt es sich um ein Schattentheater, das entweder in professionellen Theatern oder einfach auf der Strasse gezeigt wird. Als Beleuchtung dient meist eine Petroleumlampe. Als Ausländer versteht man freilich nichts von der gezeigten Geschichte; die Aufführung mit ihrer übertriebenen Sprache und dem Soundtrack aus Gamelanmusik entfaltet dennoch ihren eigenen Zauber. Oft werden Szenen aus dem hinduistischen Nationalepos Ramayana gezeigt. Es erzählt die Geschichte des Prinzen Rama, einer Verkörperung des wichtigsten hinduistischen Gottes Vishnu, und seinem Kampf gegen Dämonen. Gewürzt wird die Geschichte mit Liebe, Verrat und Eifersucht.

Praktische Informationen zu Reise nach Indonesien

Hinkommen: Es gibt keine Direktflüge nach Indonesien. Als Zielflughafen empfehlen sich Jakarta auf Java und Denpasar auf Bali. Mit einmaligem Umsteigen geht es von Zürich mit Emirates oder Thai Airways. www.emirates.com; www.thaiairways.com.

Reinkommen: Bei der Einreise bekommt man ein Visum für 30 Tage. Benötig wird ein noch sechs Monate gültiger Reisepass.

Rumkommen: Quer durchs Land geht es mit Bussen und manchmal sogar Zügen. Wegen der chaotischen Verkehrssituation sollte man sich keinen Wagen mieten. Wer dennoch mit einem Privatfahrzeug reisen will, sollte sich einen Chauffeur leisten. Von Insel zu Insel gehts mit dem Flugzeug.

Gesundheit: Indonesien ist ein tropisches Land. Daher sollte man etwa 2 Monate vor der Reise seinen Hausarzt oder ein Tropeninstitut aufsuchen und mögliche Impfungen abklären. Einen Überblick gibt: www.safetravel.ch

Informationen: www.indonesia.travel

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