Nichts für schwache Nerven
XXL-Piercings am Vegetarier-Festival auf Phuket

Das sogenannte Vegetarische Festival auf der Ferieninsel Phuket in Thailand ist die verrückteste Religions-Party der Welt. Warum? Weil sich die Gläubigen Schwerter in die Backen rammen.
Publiziert: 10.07.2019 um 12:08 Uhr
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Beim «Fest der neun Kaisergötter» zeigen Gläubige ihre Hingabe mit Selbstkasteiung.
Foto: Shutterstock
Christian Bauer

Der Anblick ist nichts für zarte Gemüter: Männer, die sich Schwerter, Pistolen, Gartenscheren, Sägeblätter oder Spaten durch die Wangen bohren – ohne Narkose. Das Vegetarier-Festival auf der beliebten Ferieninsel Phuket ist wahrscheinlich die krasseste religiöse Party der Welt. Dabei ist Thailand bekannt für seine freundlichen Menschen, die bei ihren Festivals Ballons steigen lassen, sich mit Wasser bespritzen oder mit Blumen bewerfen. Doch einmal im Jahr gehts im «Land des Lächelns» brachial zu.

Göttern durch Schmerzen Hingabe beweisen

Das Vegetarier-Festival heisst offiziell «Fest der neun Kaisergötter» und wird von chinesischstämmigen Bewohnern in den ersten neun Tagen des neunten Monats gefeiert (in unserem Kalender etwa im September oder Oktober).

Wie so oft bei religiösen Festen geht es darum, den Göttern seine Hingabe durch Schmerzen zu beweisen, die Geister zu besänftigen und für zukünftiges Glück zu bitten. Dafür durchstechen sich Männer ihre Backen mit allem, was spitz und schmerzhaft ist.

Das Seltsame: Schmerzen scheinen die Teilnehmer nicht zu empfinden. Die Gläubigen behaupten, dass Geister und Götter von den Menschen Besitz ergreifen und die Schmerzen eliminieren. Wissenschaftlich lässt sich das durch den Trance-Zustand erklären, in den sich die Männer durch Tänze und Rituale versetzen.

Mit Böllern werden böse Geister vertrieben

Die Teilnehmer werden als Masong, als Medien, bezeichnet, die mit der anderen Welt in Kontakt stehen. Angeblich wurden sie in einem früheren Leben von den Göttern ausgewählt, um als Hülle für deren Marsch über die Erde herzuhalten. Daher kommen den Masong in der Gesellschaft besondere Aufgaben zu. Am «Vegetarian Festival» heisst das: sich ein Schwert in die Backe rammen, um die Gemeindemitglieder von den Sünden zu erlösen. Täglich werden die Paraden des Schreckens abgehalten. Richtig crazy wird es jedoch am letzten Tag der Feierlichkeiten. Dann werden böse Geister mit Böllern vertrieben. Das Problem: Die Knaller werden mitten in die Menschenmenge geworfen.

«Erfunden» wurde das Festival übrigens im Jahr 1825, als eine chinesische Theatergruppe schwer erkrankte. Sie fastete vegetarisch und wurde auf wundersame Weise wieder gesund. Deshalb reinigen die Gläubigen ihren Körper auch durch den Verzicht auf Fleisch und Sex. Ein Kinderspiel im Gegensatz zu den Menschen, die Nadeln und Säbel im Gesicht tragen.

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