Ob die Geschichte mit den vergessenen Servietten wirklich stimmt, ist nicht klar. Trotzdem ist sie so gut, dass sie hier kurz erwähnt werden muss: Im Sommer 1943 traf sich der britische Premier Winston Churchill auf Einladung des kanadischen Regierungschefs im edlen Schlosshotel Frontenac in Québec mit dem amerikanischen Präsidenten Franklin Roosevelt. Ihr Ziel: das Eingreifen der alliierten Streitkräfte in den Zweiten Weltkrieg zu besprechen. Die Herren dinierten im edlen Hotel und kritzelten ihre Weltkriegspläne mangels Alternativen auf die Servietten. Das Essen schien so gut, dass Churchill und Roosevelt nach dem Mahl ihre Kriegsplan-Servietten auf dem Tisch vergassen. Ein Kellner rannte ihnen nach und rettete die D-Day-Pläne vor dem heissen Waschgang in der Hotel-Wäscherei.
Die Anekdote, die nicht besser zur kleinen kanadischen Metropole am Sankt-Lorenz-Strom und zum 75. Jahrestag des D-Day passen könnte. Denn: Alles im französischsprachigen Québec scheint einen Tick unkonventioneller als überall sonst in Nordamerika. Die Altstadtquartiere in der Oberstadt (Haute-Ville) und die hippen Ausgangsviertel Saint-Roch und Saint-Jean-Baptiste in der Unterstadt (Basse-Ville) wirken eher europäisch denn kanadisch. An vielen Ecken stehen Strassenkünstler, riesige Festivals locken jährlich Hunderttausende in die Stadt, und über 150 Mikrobrauereien sorgen für ausgiebige Feierstimmung in den Gassen.
Die älteste Stadt Nordamerikas
Dabei war hier lange alles andere als entspanntes Feiern angesagt. Auf die Gründung von Québec durch den Franzosen Samuel de Champlain im Jahr 1608 folgten kriegerische Zeiten. Nordamerikas älteste Stadt wurde 1759 nach langen Kämpfen von den Briten erobert und gehört nun seit 1867 zu Kanada. Zur Abwehr neuer Eroberer hat sich die Stadt über die Jahrhunderte immer wieder neu aufgerüstet. Québec ist neben Mexico City die einzige nordamerikanische Stadt, die von einer alten Stadtmauer umgeben ist. Von der Parkanlage Plaines d’Abraham aus gelangt man auf die alte Mauer und kann fast die gesamte Altstadt umwandern.
Eindrückliche Aussicht vom Drehrestaurant Ciel!
Hoch über der Stadt thront die alte Zitadelle, die grösste Festung Nordamerikas. Die Franzosen haben 1750 mit dem Bau begonnen, die Engländer haben ihn 100 Jahre später abgeschlossen. Heute beheimatet er die «Van Doos», die Soldaten des 22. kanadischen Armeeregiments. Von Juli bis August kann man immer von Freitag bis Sonntag um 19 Uhr zuschauen, wie sich die Soldaten in der Zitadelle einander mit viel Tamtam und Brimborium bei der Wache ablösen.
Einen besseren Überblick über Québec als von der Zitadelle aus hat man nur noch vom Ciel!, dem einzigen Drehrestaurant der Stadt. Hier gibt es fantastische Drinks und ausgiebige Brunch-Buffets – vor allem aber eine unvergessliche Aussicht. Der Blick schweift über die Dächer der Altstadt, über die Gassen des Künstlerquartiers Saint-Jean-Baptiste, vorbei am Kupferdach des Schlosshotels und über den glitzernden Sankt-Lorenz-Strom. Dahinter erstreckt sich der scheinbar endlose Wald Kanadas.
Eine Stadt der Grenzen
Québec – abgeleitet vom alten Wort «kebec» der Algonkin-Sprache, das so viel bedeutet wie «wo sich der Fluss vereint» – ist in mancherlei Hinsicht eine Grenzstadt: an der Grenze zwischen Zivilisation und Wildnis, zwischen europäischer Kultur und amerikanischer Moderne und zwischen ernster Handelsmetropole und hipper Künstlerkommune. Wo genau die Grenzen verlaufen, das ist nicht immer klar – zum Glück.
Cowboys, unbändige Natur und Hipster-Städte: Kanadas Westen vereint Abenteuerferien und Städtetrips. Eine Reise von der Westernhauptstadt Calgary über die Rocky Mountains nach Vancouver.
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Highlights & Infos
Party & Genuss
Grösstes Festival Kanadas
Mit rund 500 Konzerten, über 1000 auftretenden Künstlern und gegen eine Million Besuchern ist das Festival d’Été der mit Abstand grösste Musikevent Kanadas. Die Hauptbühne des Festivals, das dieses Jahr vom 4. bis zum 14. Juli dauert, steht im weitläufigen Stadtpark Plaines d’Abraham. Zu den Headlinern gehören dieses Jahr u. a. Mariah Carey, Imagine Dragons, Blink 182, Twenty One Pilots und Slipknot.
Begehrte Pommes-Variation
Seit den 1950ern wird in Kanada Poutine gegessen. Die doppelt frittierten Kartoffel-Schnitze mit Käsestücken und Bratensauce wurden der Legende nach von einem Stammgast im Restaurant Le Café Ideal kreiert. Er fragte den Kellner nach einer Portion Pommes frites mit Quark, worauf dieser geantwortet haben soll: «Ça va faire une maudite poutine» – «Das wird eine Riesensauerei». Die dafür besonders gut schmeckt. Wer die anderen lokalen Spezialitäten kennenlernen will, begibt sich am besten auf eine der kulinarischen Degustationstouren der Stadt. Mehr Infos unter celebevenements.com/parcours-epicuriens
Buntes Markttreiben
Die Lage am Sankt-Lorenz-Strom, der die grossen Seen Kanadas mit dem Atlantik verbindet, machte aus Québec schon früh eine bedeutende Handelsstadt. Auch wenn sie als Wirtschaftsstandort heute nicht mehr wirklich boomt, hat sich die City ihre alte Markt-Kultur bewahrt. Ein besonderes Erlebnis ist der Besuch des Marktes im alten Hafenquartier («Marché du Vieux-Port»), der jeden Tag von 9 bis 17 Uhr geöffnet hat. Am Samstagmorgen findet der Bauernmarkt statt. Zudem lohnt sich ein Blick auf den Eventkalender. Im alten Hafen finden häufig Zirkusshows und Künstler-Festivals statt.
Entspannen
Stadt-Spa mit Lagerfeuer
Wer den müden Beinen nach dem ausgiebigen Stadtspaziergang eine besondere Kur gönnen will, der ist im Sibéria Spa genau richtig. Im stimmungsvollen Thermalbad mit neun heissen Becken, zwei Saunas und einem Eukalyptus-Dampfbad gibt es Lagerfeuer-Abende und allerlei Massage-Angebote.
Erleben
Dunkle Geheimnisse
Auch Québec hat eine düstere Seite. Wer sich für die blutige Vergangenheit der Stadt interessiert, ist auf dem nächtlichen Geisterrundgang genau richtig. Mit Laternen und einem verkleideten Guide geht es durch die Gassen der Stadt, vorbei an den Schauplätzen von Verbrechen und historischen Tragödien. Die «visites fantômes» sind bei fremden Besuchern zu Recht äusserst beliebt. Mehr Informationen unter ghosttoursofquebec.com
Weltkulturerbe
Québec ist neben Mexico City die einzige nordamerikanische Stadt mit einer erhaltenen Stadtmauer. Erbaut wurde sie ursprünglich von den Briten im 17. Jahrhundert. Als die Engländer die Stadt eroberten, zerfiel der Wall und wurde erst im britisch-amerikanischen Krieg von 1812 bis 1815 wieder errichtet. Heute ist die Mauer – wie die Altstadt Québecs – Teil des Weltkulturerbes.
Natur im Hinterland
Nördlich von Québec beginnt die kanadische Wildnis. Erkunden kann man sie etwa auf Bootsfahrten auf dem 2900 Kilometer langen Sankt-Lorenz-Strom, wo unter anderem mehrere Hundert Wale leben. Lohnenswert ist auch ein Ausflug zum Wasserfall Chut de Montmorency, den man wunderbar mit der städtischen Buslinie 800 erreichen kann. Der Wasserfall ist 83 Meter hoch und damit 30 Meter höher als die berühmten Niagara-Fälle. Wer sich traut, kann auf einer Hängebrücke über die stürzenden Wasserfluten spazieren.
Hinkommen: Ab Zürich mit Air Canada oder Swiss per Direktflug nach Toronto. Von da aus geht es mit Air Canada weiter nach Québec.
Übernachten: Das altehrwürdige Schlosshotel Le Château Frontenac von 1893 ist die beste Adresse der Stadt. Das Kupferdach und die Türmchen verleihen dem Schloss einen Harry-Potter'schen Look. Frühzeitig buchen! Mehr Infos unter fairmont.com/frontenac-quebec
Hinkommen: Ab Zürich mit Air Canada oder Swiss per Direktflug nach Toronto. Von da aus geht es mit Air Canada weiter nach Québec.
Übernachten: Das altehrwürdige Schlosshotel Le Château Frontenac von 1893 ist die beste Adresse der Stadt. Das Kupferdach und die Türmchen verleihen dem Schloss einen Harry-Potter'schen Look. Frühzeitig buchen! Mehr Infos unter fairmont.com/frontenac-quebec
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