Man muss sich fast schämen, wenn man als Mitzwanziger seinen Freunden erzählt, man mache Badeferien in einem All-Inclusive-Resort. So erging es auch mir, als ich mein Umfeld über mein Vorhaben informierte, auf die mexikanische Halbinsel Yucatán zu fliegen. «Was siehst du denn in der Hotelanlage vom Land?» und «Reservierst du dann auch um sieben Uhr die Liegestühle mit deinem Badetuch?» waren nur einige der Fragen. Klar, erwarteten mich keine abenteuerlichen Rucksackferien durch vietnamesische Jugendherbergen oder ein Sprachaufenthalt in Australien. Hier ging es um vor allem eins: sich zu erholen. Und das habe ich mich.

Hier geht man früh zu Bett

Zugegeben, normalerweise gehe ich später zu Bett. Aber der Jetlag half mir, früher schlafen zu gehen. Dadurch hatte ich viel vom Tag: Nach dem Frühstück ging es an den Strand, von dort zum Mittagessen, zum Pool, ins Hotelzimmer, zum Dinner – wahlweise mit oder ohne Show – und von da wieder ins Bett. Ein Programm fast wie im Altersheim – ausser, dass man sich zwischendurch noch einen Drink an der Poolbar gönnen kann. Aber eben: entspannend! 

Im grosszügigen Hotelgelände vom TRS Yucatán, zwischen Playa del Carmen und Tulum gelegen, nur für Erwachsene, wurde mir schnell klar, dass ich hier ohne schlechtes Gewissen einen Gang runterschalten kann. Das Gelände liegt direkt am Meer und wurde in einen Dschungel gebaut. Leguane und andere Tiere zeigen sich immer wieder bei den Wegen. Das Meeresrauschen macht hier die Musik. 

Einblick ins Land nicht ausgeschlossen

Und auch wenn man sich hier der Entspannung hingibt, kann man auch Exkursionen machen. Hervorzuheben ist die Isla Contoy, eine unbewohnte Insel, die unter Naturschutz steht und täglich von nur 200 Menschen besucht werden darf. Sie beheimatet nicht nur einen weissen Sandstrand, sie bietet auch einen Einblick ins Korallenriff vom Golf von Mexico und gehört zu den bedeutendsten Nistplätzen von Meeresschildkröten.

Obwohl die Isla Mujeres eine beliebte Touristenattraktion ist, sieht man hier, im Gegensatz zum amerikanisierten Cancún mit seinen Hotel- und Partymeilen, das wahre Mexiko. Kleine Lokale mit Live-Musik versprühen einen herzlichen Charme und lassen einen zumindest für einen kurzen Moment ins Herz Mexikos eintauchen. 

Nicht ohne Party

Natürlich konnte ich es trotzdem nicht lassen: Einen Abend musste ich meinen Partyhunger stillen. Hier kam Cancún mit seinen zahlreichen Bars gerade recht. Zu meiner Erleichterung war nicht Spring-Break-Zeit: Die Zeit, in der Amerikaner ihre Semesterferien in Mexiko verbringen und ballermannähnliche Exzesse veranstalten. Trotzdem war viel los. Das bekannte Coco Bongo, das sich mit dem CNN-Zeugnis «stellt das Nachtleben von Las Vegas in den Schatten» schmückt, überzeugt mit seiner Reizüberflutung: wilde Partymusik, Konfettiregen, Luftballons und zahlreiche Tribute-Shows, die alle zehn Minuten wechseln. Von Madonna über Kiss bis hin zu DJ Ötzi (!!!) kann man hier alles hören. 

Meine letzten Badeferien liegen rund acht Jahre zurück, ich bevorzugte Städtetrips. Das Meer sehe dann nur, wenn die Metropole am Wasser lag. Von Erholung konnte hier allerdings nie die Rede sein: Nach einer ausgiebigen Partynacht ging es mit wenig Schlaf auf Entdeckungstour durch die jeweilige Stadt, um schlussendlich wieder bei einer Party zu landen.

In der zweiten Hälfte meines Ferientrips, die ich im TRS Coral an der Costa Mujeres verbrachte, wurde mir klar: Es spricht nicht viel gegen All-Inclusive-Ferien. Wichtig ist, dass die Qualität stimmt. Und man sich bewusst ist, dass man nicht alle fünf Minuten an einem wundervollen Instagram würdigen vietnamesischen Wasserfall vorbeiläuft. Hier ist die Erholung das Erlebnis.