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Regenwald, Hochgebirge, Wüsten
Die vielfältige Landschaft von Madagaskar

Regenwälder, Wüsten, atemberaubende Tierwelt: Madagaskar ist eine faszinierende Destination. Die Infrastruktur ist allerdings wenig entwickelt, die Lebensbedingungen einfach. Wer quer durch die Insel im Indischen Ozean reist, muss Abenteuerlust im Gepäck haben.
Publiziert: 01.11.2019 um 12:21 Uhr
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Madagaskar wird wegen Vielfalt auch als der «achte Kontinent» bezeichnet: Auf einer Fläche von der Grösse Frankreichs treffen hier Regenwald, Hochgebirge, Karstlandschaften, Savannen und Wüsten aufeinander.
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Christian Bauer

Die Allee der Baobabs

Die Legende besagt, der Teufel wäre so neidisch auf Gottes Baum-Kreation gewesen, dass der Herr der Finsternis den Affenbrotbaum mit der Krone in die Erde gestopft habe – weswegen diese nun ihre Wurzeln gen Himmel recken. Affenbrotbäume, die Baobabs, sind Afrikas seltsamste Gewächse – und ein geniales Fotomotiv. Madagaskars wohl berühmtestes Sujet ist ein Abschnitt der Nationalstrasse 8 im Südwesten, die sogenannte «Allee der Baobabs». Besonders magisch ist die Stimmung zu Sonnenaufgang und -untergang.

Der achte Kontinent

Madagaskar wird wegen seiner Landschaftsvielfalt auch als der «achte Kontinent» bezeichnet. Denn auf einer Fläche von der Grösse Frankreichs treffen hier Regenwald, Hochgebirge, Karstlandschaften, Savannen und Wüsten aufeinander. Die schönsten Wüstenlandschaften befinden sich im Parc National de L’Isalo im Südwesten. Wer möchte, kann hier mehrtägige Trekkings unternehmen, auf Klettersteigen durch Canyons hangeln oder auf Pferdesafari gehen. Ein weiter Pluspunkt: Der Park ist leicht mit dem Auto über eine gute Strasse zu erreichen.

Regenwald-Variationen

Regenwald in all seinen Facetten bietet der Marojejy Nationalpark im Norden Madagaskars. In dem 550 Quadratkilometer grossen Gebirge, das sich bis auf knapp über 2000 Meter erhebt, ändert sich der Dschungel je nach Höhenlage. Ein Wander- und Klettersteig führt in drei Etappen durch ein Dickicht aus Luftwurzeln, durch Flüsse und an Wasserfällen vorbei hinauf zum höchsten Gipfel des Parks. Geschlafen wird auf dem Treck in Hütten, die erstaunlich komfortabel sind. Achtung: Die letzte Etappe auf den Gipfel ist eine Klettertour, für die man Erfahrung im senkrechten Gelände braucht!

Nostalgie auf Schienen

Auch Madagaskar hat einen TGV – einen «Train à Grandes Vibrations», den Zug mit den grossen Vibrationen, wie die Einheimischen witzeln. Die Eisenbahnlinie FCE (Fianarantsoa-Cote-Est Railway) verbindet die Hochlandstadt Fianarantsoa mit der Küstenstadt Manakara und tuckert im Schneckentempo durch die teils atemberaubende Landschaft (immer in Fahrtrichtung links am Fenster sitzen!). Für die 163 Kilometer sind zehn Stunden veranschlagt, in Wirklichkeit sind es zwölf und mehr. Oft muss der Zug während der Fahrt repariert werden. Übrigens: Einige der Wagen stammen aus der Schweiz der 60er-Jahre. Eine Fahrt mit dem FCE ist also auch ein Nostalgieerlebnis für Schweizer Bähnler.

Weltkulturerbe Ambohimanga

Madagaskars einzige Unesco-Weltkulturerbestätte ist der königliche Hügel von Ambohimanga. Im Zentrum der Insel liegt die ehemalige Hauptstadt des Meringa-Stammes, dessen Könige im 18. Jahrhundert rivalisierende Stämme vereinigten und ein einiges Madagaskar schufen. Darum gilt der Palast als wichtigstes Heiligtum der Madagassen. Hier werden den königlichen Geistern Opfergaben mit der Bitte um Schutz und Gesundheit dargebracht.

Madagaskar: Daten und Fakten

 Das Wichtigste im Überblick
HauptstadtAntananarivo
Fläche587'295 km²
Einwohner25,58 Millionen; 44 Einwohner pro km²
WährungAriary
ZeitzoneUTC +3
Unabhängigkeit26. Juni 1960 (von Frankreich)
AmtsspracheMalagasy und Französisch
FIFA WeltranglistePlatz 95
TemperaturLuft: durchschnittlich 25 °C; Wasser: durchschnittlich 25 °C
RegenzeitNovember bis April

Nosy Be – Karibik-Feeling in Afrika

Mit 5000 Kilometern Küstenlinie kann Madagaskar mit einem Übermass an schönen Stränden aufwarten. Die beliebteste Beachdestination ist die kleine Insel Nosy Be im Nordwesten. Der Strand ist weiss, die Palmen üppig und das Wasser türkis-klar: Postkarten-Idylle. Allerdings muss man hier für madagassische Verhältnisse tief in die Tasche greifen, wenn man ein ansprechendes Hotelzimmer ergattern möchte – und dennoch ist das Preisniveau tiefer als an europäischen Stränden. Auch wenn man sich kaum vom schönen Ufer losreissen kann, sollte man das Hinterland nicht verpassen. Beispielsweise lohnt eine geführte Tour durch den Naturpark von Lokobe, wo man Lemuren, Riesenschlangen und neonfarbene Chamäleons entdecken kann.

Hauptstadt des guten Essens

Antananarivo, die Hauptstadt Madagaskars mit über einer Million Einwohnern, ist ein smogverseuchter Moloch. Und dennoch lohnt sich ein Stopp für zwei, drei Tage. Denn Tana, wie die Stadt bei den Einheimischen genannt wird, hat viel Geschichtsträchtiges zu bieten: den Königspalast und Kolonialgebäude aus der Zeit der französischen Herrschaft. Tana lohnt sich aber auch für Liebhaber guten Essens. Nirgends speist man leckerer auf der Insel als hier. Das beste Restaurant am Platze ist das La Varangue, wo Fusionsküche aus französischen Spezialitäten und lokaler Küche auf den Teller kommt.

Einzigartige Tierwelt

Madagaskar ist eine Fundgrube für Evolutionsbiologen und Naturfreunde. Denn ähnlich wie in Australien hat sich die Tier- und Pflanzenwelt auf der abgelegenen Insel völlig selbständig entwickelt. Das Ergebnis ist eine Vielzahl an endemischen Arten, also Tiere und Pflanzen, die es nur hier gibt. Bekanntestes Beispiel sind die affenartigen Lemuren mit ihren grossen Augen, die jeden in Entzücken versetzen. Tipp: Wer im November nach Madagaskar reist, hat die Chance, Lemuren-Mamis mit ihren Babys zu beobachten. Jöööö!

Exportschlager Vanille

Auch wenn die Vanille-Pflanze erst im 19. Jahrhundert von den französischen Kolonisten ins Land gebracht wurde, produziert Madagaskar mittlerweile etwa 80 Prozent der weltweiten Ernte. Gewusst? Der Preis der Edelgewächse ist starken Schwankungen unterworfen. Im Jahr 2018 kostete ein Kilogramm Vanille mit etwa 500 Dollar so viel wie Silber. Der Durchschnitt liegt allerdings bei etwa 40 bis 50 Dollar pro Kilogramm.

Das grosse Korallenriff

Mit 450 Kilometern Länge ist das Korallenriff an der Westküste Madagaskars das fünftgrösste seiner Art weltweit. Leider hat auch hier der Klimawandel zugeschlagen und Korallen getötet. Dennoch kann man an vielen Stellen noch eine intakte Unterwasserwelt bewundern, in der bunte Korallenfische, Schildkröten, Haie und Rochen durch den unterirdischen Wald schwimmen. Die beste touristische Infrastruktur findet sich im Örtchen Anakao, wo man Schnorchel- und Tauchtouren buchen und von Juni bis September zudem Buckelwale beobachten kann.

Surreale Karstlandschaft

Es sieht aus, als hätte Andriamanitra, der Schöpfergott der madagassischen Urreligion, mit feuchtem Sand gespielt: Die Karstformationen des Tsingy de Bemaraha Nationalparks sind nicht von dieser Welt (und deshalb Unesco-Naturerbe). Durch die skurrile Landschaft führen Brücken, Leitern, Kletterseile, wackelige Fähren – ein Besuch ist ein Abenteuer. Tipp: Unbedingt die längere, etwa dreistündige Rundtour für das beste Erlebnis wählen.

Abschalten auf dem Fluss

Eines der chilligsten Erlebnisse des Landes ist eine mehrtägige Fluss-Tour in einem traditionellen Holzboot. Vorbei geht es an Urwald, einfachen Fischerdörfern, in denen die Menschen noch traditionell leben, und manchem Krokodil, das am Ufer döst. Zu tun gibt es während der drei Tage wenig, ausser die Landschaft und das Leben beobachten – totale Entspannung. Touren werden auf zwei Flüssen angeboten. Stärker frequentiert ist der Tsiribihina-Fluss, weniger Traveller trifft man auf dem Manambolo, der nur nach einer anstrengenden Fahrt mit einen 4WD erreicht werden kann.

Gut zu wissen

Hinkommen: Aus der Schweiz gibt es keine Direktflüge nach Madagaskar. Mit einmaligem Umsteigen geht es beispielsweise mit der Air France über Paris. Mehr Informationen unter airfrance.ch

Reinkommen: Man braucht ein Visum, das man bei der Einreise am Flughafen erhält.

Hinkommen: Aus der Schweiz gibt es keine Direktflüge nach Madagaskar. Mit einmaligem Umsteigen geht es beispielsweise mit der Air France über Paris. Mehr Informationen unter airfrance.ch

Reinkommen: Man braucht ein Visum, das man bei der Einreise am Flughafen erhält.

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