Ostfinnische Region um Kuopio wird 2020 zum Gastro-Paradies Europas

Nur 2 Plätze – BLICK im kleinsten Restaurant der Welt

Ein Bier, bitte! Oder doch lieber – dem finnischen Trend entsprechend – einen alkoholfreien Iltalypsy-Schaumwein? Es geht nur wenige Sekunden, und schon steht das Getränk auf dem Tisch. Im Kuappi, auf Deutsch: Schrank, sind die Wege sehr kurz. Es nennt sich selber das kleinste Restaurant der Welt. Auf den acht Quadratmetern hat es nur gerade Platz für die Bar sowie einen Tisch mit zwei Stühlen. Eine Ausnahme besteht bei schönem Wetter: Dann dürfen – laut staatlicher Gastro-Lizenz – auf der Mini-Terrasse zwei weitere Gäste sitzen.

Geführt wird das Schrank-Beizli in der Industriestadt Iisalmi von Sari Ruotsalainen (37), die es 2014 übernommen hat. Auf der Karte stehen einheimische Spezialitäten wie etwa der Süsswasserfisch Vendace (Zwergmaräne), der mit dem Albeli aus dem Vierwaldstättersee zu vergleichen ist. Es gibt aber auch Hamburger und Suppen aus lokalen Produkten. Das Bier stammt direkt von der Olvi-Brauerei auf der andern Seite des kleinen Hafens.

Kleinstes Rockfestival der Welt

Zugegeben, nicht ganz alles wird im kleinen, gelben Häuschen am See gemacht: Gekocht wird im benachbarten Restaurant Olutmestari (Biermeister), das ebenfalls von Ruotsalainen geführt wird. Auch die Öffnungszeiten sind eingeschränkt: Wegen des kalten Winters ist es jeweils nur von Ende April bis Ende August in Betrieb.

Ruotsalainen mag Rekorde im Mini-Bereich. So findet auf der Terrasse im Sommer auch das weltweit kleinste Rockfestival statt. «Es kommt jeweils eine Band, die aus einem Mann besteht», sagt die Chefin und Konzertveranstalterin. Die Band heisst Impotent Givärs und spielt eine Art finnischen Punk. Die offizielle Platzzahl ist natürlich auf vier beschränkt. «Die vier Tickets versteigern wir jeweils und lassen das Geld einer sozialen Institution zukommen», erzählt Ruotsalainen. Zaungäste, die sich das Konzert von ausserhalb der Terrasse anhören, sind aber herzlich willkommen.

Gastroregion 2020/2021

Solche aussergewöhnlichen Restaurants wie das Kuappi gibt es viele in der Region Kuopio – und es soll noch viel mehr geben. 2020 bis 2021 ist die finnische Landschaft Nordsavo nämlich Gastroregion Europas. Überall stehen regionale Produkte auf der Karte, zum Teil kann man sein Essen sogar selber in der Natur holen. So gibt es Programme, bei denen Fachleute ihre Besucher zum Pilzesammeln und Beerenpflücken mitnehmen und sogar noch schnell den Entenbraten schiessen.

Weil man aber nicht nur immer essen und trinken kann, bieten die Finnen auch kulturelle Anlässe an, etwa Festivals oder Arbeiten mit Keramik.

Nachhaltiger Tourismus

Organisiert und vermarktet wird das finnische Gastrojahr von der ProAgria Nordsavo. Der Anlass, ein EU-Projekt, soll einerseits den Tourismus in dieser doch eher unbekannten Region nachhaltig ankurbeln. Doch Ilona Sares (56) von ProAgria hat vor allem auch folgendes Ziel: «Wir wollen die regionalen Produzenten fördern. Sie haben ein enormes Potenzial!

Seit rund zehn Jahren wird in Europa jährlich jeweils eine, teilweise auch mehrere Gastroregion erkoren. Koordiniert wird die Aktion vom Internationalen Institut der Gastronomie, Kultur, der Künste und des Tourismus (Igcat) mit Sitz in der Nähe von Barcelona.

Tipps von BLICK

Zahlreiche Restaurants und andere Betriebe machen bei der Aktion in Finnland mit. BLICK hat bereits einige getestet. Hier ein paar Tipps, wo man sich in der Region Kuopio kulinarisch – und auch anders – besonders gut vergnügen kann (jeweils reservieren!):

• Das kleinste Restaurant: Das Beizli in Iisalmi eignet sich für romantische Rendez-vous. Mehr Informationen unter olutmestari.com
• Andächtiges Mahl: Das vor 30 Jahren ursprünglich als Zentrum der finnisch-orthodoxen Kirche gebaute Hotel Goldendome in Iisalmi zaubert in seinem mit Ikonen und einem Glasfenster geschmückten Speisesaal Rentier, Randensuppe und viele andere lokale Gerichte auf den Tisch. Die Kirche musste das Gebäude aus Geldnot verkaufen. Mehr Informationen unter goldendome.fi
• Outdoor in Jyrkkä: Das Unternehmen Ruukin Tupa lädt zum Fischen, Pilzesammeln, Jagen und anderen Aktivitäten in freier Natur ein. Das Gesammelte und Geschossene wird unter Anleitung zu einem feinen Mahl zubereitet. Auch moderne Ferienhäuser stehen im Angebot. Mehr Informationen unter ruukintupa.fi
• Keramik malen: Im Atelier von Jenni Linnove in Pöljä, einer der kreativsten Keramikerinnen Finnlands, kann man selber zu Ton greifen oder auch nur eine Tasse bemalen (Anmeldung einen Tag vorher). Mehr Informationen unter jennilinnove.fi
• Die Stadt zu Füssen: Mitten im ältesten Naturpark Finnlands steht der 75 Meter hohe Puijo-Turm mit Drehrestaurant. Nebst einem finnischen Buffet mit wunderbarem Blick auf Kuopio, Seen und Schanzenanlagen – auch Nordlicht-Dinner sind in Planung – werden lehrreiche und abenteuerliche Ausflüge zu Fuss oder Velo in den Wald angeboten. Mehr Informationen unter puijopeak.fi
• Essen wie früher: Im Innenhof des alten Museums in Kuopio sind 2020 Foodstände geplant. Das Museum selber wird zeigen, wie sich die Gastronomie in all den Jahren entwickelt hat. Unbedingt auch besuchen: das Haus von Matti Mattssons Recycling Art. Mehr Informationen unter kuopionkorttelimuseo.fi
• Romantische Stunden: Nur wenige Autominuten von Kuopio entfernt liegt der historische Landsitz Koivumäki, der sich seit 1869 in Besitz der gleichen Familie befindet. Er nennt sich den romantischsten Ort Finnlands und hat schon unzählige Hochzeiten, Taufen und andere Feste erlebt. Das Angebot für Einzelgäste ist zeitlich begrenzt. Mehr Informationen unter koivumaenkartano.com
• Markthalle: In der Kauppa-Halli auf dem Marktplatz von Kuopio kann man sich in aller Ruhe durch das vielfältige Angebot der regionalen Produzenten durchdegustieren. Mehr Informationen unter kuopionkauppahalli.fi
• Meisterliche Küche: Im Restaurant Urban in Kuopio kocht ein prominenter Finne: Anssi Kantelinen gewann 2015 in einem Kochwettbewerb im Fernsehen den Titel «Top-Chef». Mehr Informationen unter ravintolaurban.fi
• Bootsausflug zur Feuerstelle: Auf dem Kallavesi-See führen Schiffe der Lakeland Lines die Besucher von Kuopio zu idyllischen Orten, wie etwa nach Rauhalahti, wo an Feuerstellen gekocht wird. Die Chefin spricht Schweizerdeutsch: Sie war mal Au-pair in Davos. Mehr Informationen unter lakelandlines.fi
• Schwitzen und Schlemmen: Ein neuer Trend in Finnland sind öffentliche Saunas, wo man auch essen und chillen kann. Im Sommer 2019 wurde die Kuopion Saana eröffnet, ein moderner Holzbau direkt am See. Mehr Informationen unter kuopionsaana.fi

Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer organisierten Pressereise.