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Der Südwesten Frankreichs
So schön ist das Périgord

Angenehmes Klima, hervorragende Küche und unzählige Schlösser und Burgen: Das Périgord – deckungsgleich mit dem heutigen Département Dordogne – ist ein wahres Prachtstück im Südwesten Frankreichs.
Publiziert: 03.10.2019 um 15:27 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2019 um 15:52 Uhr
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Hübsche Gassen, gemütliche Quartiere, bunte Märkte oder die Kathedrale Saint-Front locken in die grösste Stadt des Périgord – Périgueux.
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Cornelia Krämer

Périgueux

Die grösste Stadt des Périgord hat ihre Lebendigkeit ausgerechnet der Reblaus zu verdanken. Als diese im 19. Jahrhundert die Weinreben der Region befiel, mussten viele Bauern ihre Höfe verlassen – und zogen in die Stadt. Dies gab der Renaissance-Stadt – heute noch um die 30'000 Einwohner – einen wahren Schub. Hübsche Gassen, wie die Rue du Plantier oder die Rue Limogeanne, gemütliche Quartiere am Ufer des Flusses Isle, bunte Märkte mit authentischen Produkten oder die Kathedrale Saint-Front laden zu entspannten Ferientagen ein.

Schwarzes Gold

Keine Reise durchs Périgord ist komplett, ohne einmal vom «schwarzen Gold» gekostet zu haben. Die schwarzen Edelpilze, die die Locals in den hiesigen Wäldern aus dem Boden holen, gehören für Kenner zu den besten Trüffeln überhaupt. Neben dem Alba-Trüffel aus Italien ist er der zweitteuerste Pilz der Welt: Ein Kilo der schwarzen Knolle kostet um 2000 Franken.

Cyrano de Bergerac

Die Kleinstadt Bergerac ist wie eigentlich alle Orte des Périgord ein mittelalterliches Schmuckstück, auch wenn sie nicht der schönste Ort der Region ist. Weltbekannt wurde Bergerac dennoch. Denn hier spielt das romantische Theaterstück «Cyrano de Bergerac» von Edmond Rostand vom Ende des 19. Jahrhunderts. Cyrano liebt Roxanne, traut sich aber wegen seiner grossen Nase nicht, sie zu erobern. Er schreibt daher für seinen Konkurrenten Christian, einen dummen Schönling, als Ghostwriter feurige Liebesbriefe. Das Ende wollen wir nicht verraten, denn bei einem Besuch in Bergerac kann man das Stück auf der Bühne sehen oder in der Verfilmung mit Gérard Depardieu.

Höhlen von Lascaux

Die Höhlenmalereien in der Höhle von Lascaux zählen seit 1979 zum Unesco-Weltkulturerbe. Wiederentdeckt wurde die Höhle während des Zweiten Weltkriegs, als vier junge Männer per Zufall an ihrem Eingang vorbeikamen. Erst Jahre später kamen die kostbaren Höhlenmalereien aus der Steinzeit zum Vorschein. Sie zeigen verschiedene Tiere und Schlachtszenen. Die Wissenschaft streitet sich bis heute über das ungefähre Entstehungsdatum der Malereien. Gewisse Schätzungen gehen davon aus, dass die Malereien in der «Sixtinischen Kapelle der Frühzeit» bis zu 30'000 Jahre alt sein könnten.

Périgord: Zahlen und Fakten

  
DépartementDordogne
PräfekturPérigueux
RegionNouvelle-Aquitaine
Fläche9060,16 km²
Einwohner414'789 (2016)

Die Dordogne

Auf 483 Kilometern zieht sich der grösste Fluss der Gegend quer durch das Périgord. Viele Ufergegenden der Dordogne stehen unter Naturschutz. Dörfer und Städte, die sich entlang des Flusses angesiedelt haben, sind wahre Kleinode. Perfekt für Sportbegeisterte: Nicht überall fliesst der Fluss gleich zahm durch die Gegend. Rund um Saint-Pardon oder Limeuil, beispielsweise, lässt sichs wunderbar kajaken und paddeln.

Land der 1000 Schlösser

Frankreich ist voller Herrschaftshäuser und Schlossanlagen. Im Périgord aber ist die Dichte der Prachtbauten besonders hoch. In den friedlichen Zeiten im auslaufenden Mittelalter bauten hier zahlreiche Dynastien verwaiste Ruinen zu prächtigen Anlagen um. Heute steht auf gefühlt jedem zweiten Hügel der Gegend eine Burg oder ein Schloss. Besonders hübsch sind etwa das Schloss von Gageac, das Château de Commarque in Les Eyzies-de-Tayac-Sireuil, das Château de la Marthonie (Saint-Jean-de-Côle) oder die Burg Beynac.

Lokal-Literat von Weltruhm

Der schottische Historiker und Schriftsteller Martin Walker (geb. 1947) zog mit seiner Familie 1999 ins Périgord und begann, seine berühmt gewordenen «Bruno»-Romane zu schreiben. Inspiriert von der wilden Gegend und den Périgourdins erzählte er immer wieder neue Geschichten über den kurligen «Chef de police». In der ganzen Region kann man sich auf seine Spuren begeben.

Messerscharf in Nontron

Nontron ist vielleicht nicht der charmanteste aller Flecken im Périgord. Die kleine Stadt hat nicht viel mehr als 3000 Einwohner und ein paar alte Kirchen zu bieten. Wirklich spannend wird es hier nur Anfang August, wenn die jährliche «Fête du Couteau à Nontron» über die Bühne geht. Weit über 100 Handwerker und Aussteller reisen dann in das kleine Städtchen und stellen traditionelle Messer mit Buchsbaumgriffen und hübschen Verzierungen aus. Ein scharfer Event!

Französisches Stonehenge

Die rätselhafte Steinanlage von Stonehenge im Süden Englands hat es zu Weltruhm gebracht. Nicht so die «Allée couverte de Blanc». Dabei ist auch dieser Steinhaufen im kleinen Weiler Blanc äusserst rätselhaft und spannend. Die Megalithen, die hier in Reih und Glied einem Tunnel gleich in der Landschaft stehen, wurde im 18. Jahrhundert entdeckt. Wozu die geometrisch angeordnete Steinanlage gebraucht wurde, ist bis heute nicht klar. Eine lokale Legende besagt, dass die Jungfrau Maria die Steinkammer einst für eine verirrte Schäferin errichtete, die von einem Sturm überrascht wurde. Im Dorf heisst der Megalithenhaufen deshalb auch «Cros de la Viurge» (Kreuz der Jungfrau).

Eine Region, vier Farben

Das Périgord wird in vier Gegenden unterteilt: Im Norden liegt das waldreiche «Périgord vert» (das grüne Périgord) mit seinem rauen Klima. Im Zentrum zieht sich das «Périgord blanc» (das weisse Périgord) wie ein Streifen durch die Gegend: inklusive der Hauptstadt Périgueux. Das «Périgord noir» (das schwarze Périgord) im Südosten wird dominiert von dunklen Pinienwäldern. Und das «Périgord pourpre» (das purpurne Périgord) im Südwesten ist die Heimat des schweren Weins. Und ja, am besten sollte man sie alle sehen.

Gärten für alle Sinne

Die französische Gartenbaukunst lässt sich im Périgord in allen erdenklichen Ausprägungen erleben. Da wäre zum Beispiel die unter Denkmalschutz stehende Parkanlage des Schlosses Hautefort im gleichnamigen Ort, in dessen labyrinthartigen Heckenanlagen man sich regelrecht verlieren kann. Oder die «Jardins de l’Imaginaire» bei Terrasson, in der Dutzende Springbrunnen um die Wette sprudeln und einem die Gartenbaukunst der Grande Nation auf sechs Hektaren demonstriert wird. Wundersam ist auch die Gartenanlage von «Marqueyssac» im Ort Vézac mit ihren kreisrunden Buchsbaumhecken.

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