Ein atemberaubender Ausblick auf die «Rote Stadt» Marrakesch.
Foto: Getty Images

Unterwegs in Marrakesch
Heisse Nächte in der Perle des Südens

Schlangenbeschwörer, Geschichtsfantasten und gewiefte Händler: Marrakesch ist so wundersam, es könnte eine Einbildung sein. Und doch ist es real. Ebenso wie die Partynächte und die Gaumenfreuden. Nix wie hin.
Publiziert: 19.10.2017 um 12:13 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2019 um 19:38 Uhr
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Über eine Million Menschen leben hier.
Foto: Monica Gumm
Simone Wasserfallen

Es gibt schönere Plätze auf der Welt – architektonisch. Der Markusplatz in Venedig beispielsweise oder der Plaza Major im spanischen Salamanca. Und dennoch ist der «Djamaa el Fna» in Marrakesch der «Platz aller Plätze». Denn er lebt nicht nur von seinen Bauten, sondern vor allem von den Menschen, die auf ihm Handel treiben, musizieren und Geschichten erzählen.

Der Djamaa el Fna ist der beeindruckenste Platz der Welt

Wenn es Nacht wird verwandelt sich die triste Fläche gar in ein Freilufttheater. Oder ist es ein Zirkus, ein Märchenzelt, ein Openair- Restaurant? Es ist all das und noch vieles mehr – und dies schon seit etwa 1000 Jahren. Ein Grund, warum die Unesco das Treiben 2001 offiziell in die Liste der «Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit» aufgenommen hat.

Zu recht, finden wir, als wir inmitten des Platzes stehen: In den Garküchen brutzeln Lamm und Couscous. Es riecht nach Kreuzkümmel, Kurkuma und Kardamom. Schlangenbeschwörer bezirzen ihre Kobras (und versichern, die Reptilien besässen noch ihre Giftzähne), Geschichtenerzähler fantasieren von Dschinnen (Geistern) und Prinzessinnen, Tänzer drehen zu Trommeln ihre Pirouetten.

Der Suk ist eine Welt für sich

Die allabendliche Show ist wahrhaft eine Wucht für die Sinne – und für den Orientneuling eine echte Herausforderung. Ebenso wie der Suk (Markt) in der Medina, der Altstadt, welche noch vollständig von der mittelalterlichen Mauer umschlossen ist. Egal wohin man sieht, wuselt es und passiert irgendetwas.

Der Suk (Markt) ist ein undurchdringliches Gewirr.
Foto: Monica Gumm

Dennoch: Das Chaos, das Stimmengewirr und die Duftexplosionen muss man einmal erlebt haben. Ebenso wie das erbitterte Feilschen mit einem fliegenden Händler – bei dem man schlussendlich doch viel zu viel bezahlt. Gegen das arabische Verkaufsgeschick haben wir «Fix-Preis-Verwöhnte» keine Chance. Spass macht es dennoch. 26 000 Geschäfte soll es hier geben: Shopping-Paradies! Dazu kommen Märchenpaläste, Parkanlagen, Galerien, grosse Moscheebauten, Teestuben: Die Millionenstadt vereint alles, was man sich vom Orient erträumt und steht deshalb seit Jahrzehnten ganz oben auf der Reise-Agenda.

Nun erlebt die Stadt am Fusse des Atlasgebirges sogar einen neuen Boom. Wegen der unsicheren politischen Situation in den arabischen Staaten des östlichen Mittelmeers avancierte Marokko in letzter Zeit zum letzten sicheren Reiseland im nördlichen Afrika. Während die Nachbarländer im Arabischen Frühling in Chaos versanken, brachte der marokkanische König Mohammed VI. 2011 Reformen auf die Agenda und sicherte seinem Land eine stabile politische Lage.

Marrekesch ist auch eine Party-Destination

Zudem werden in Marokko der Islam und seine Gesetze liberal ausgelegt. Das zeigt sich auch in einem vibrierenden Nachtleben. Während der Muezzin fünf Mal am Tag zum Gebet ruft und verschleierte Frauen allgegenwärtig sind, steigt in den Bars und Clubs die Party. Längst ist Marrakesch beim internationalen Jetset als Feiermetropole bekannt – man spricht gar vom neuen St. Tropez.

Darf bei Ausgang nicht fehlen: Bauchtanz.
Foto: Monica Gumm

Der Mix aus Bilderbuch-Orient und westlichem Lebensstil hat schon seit jeher Kreative angezogen. Nun hat sich auch ein Schweizer Schriftsteller in der «Perle des Südens» niedergelassen: Erst kürzlich kaufte Martin Suter ein Haus in Marrakesch. Ob er sich für einen neuen Roman von den Geschichtenerzählern auf dem Djamaa el Fna inspirieren lässt? Wir werden sehen.

Was kann man hier erwarten?

Auf dem ganzen Platz des Djemaa El Fna sind die Tröten der Schlangenbeschwörer zu hören, der Ruf des Muezzins schallt durch die engen Gassen der Medina und der Duft von Minze und Weihrauch ist allgegenwärtig.

Marrakesch ist nur dreieinhalb Flugstunden von Zürich entfernt und doch landet man in einer anderen Welt: lauter, überfüllter und farbenfroher. Über eine Million Menschen leben hier – laut «Lonely Planet» reisen jedes Jahr elf Millionen Touristen in die Stadt im Südwesten von Marokko. Wer Magnete wie den grössten Basar des Landes besucht, braucht Geduld: Im labyrinthartigen, 20 Hektar grossen Einkaufsparadies, den Souks, gibt es über 26'000 Shops.

Obwohl alles in Quartiere aufgeteilt ist, verliert man den Überblick. Eselkarren und Mopeds drängen sich an einem vorbei, die Geschäfte sind bis zur Decke mit Lampen, Lederwaren und Gewürzen gefüllt. Eine wahre Ruheoase dagegen ist der Palais Bahia. Die prunkvolle Palastanlage bringt einen mit farbenfrohen Lichtspielen, lauschigen Innenhöfen und feinster Holzschnitzarbeit zum Staunen. Filme wie «Lawrence von Arabien» wurden hier gedreht. Die wohl beste Lamm-Tajine, ein landestypisches Schmorgericht, findet man hoch über den Dächern: im Restaurant La Sultana. Eine Auszeit vom Stadttrubel bietet der Jardin Rouge. Die Anlage ist Arbeits- und Wohnstätte für junge Künstler, die mit Voranmeldung besucht werden kann.

Diese Highlights sollten Sie nicht verpassen

Schlemmen im Le Salama

Während in den Clubs in der Neustadt Alkohol gängig ist, stehen in den Restaurants der Medina meist nur Sprite und Co. auf dem Menü. Eine Ausnahme ist Le Salama in der Nähe des Djemaa el Fna. In dem stilvollen Restaurant, das an den Film «Casablanca» erinnert, kann man sich sogar einen Weisswein zum Lamm-Tajine gönnen. Abends gibt es Bauchtanz. Von der Skybar hat man einen schönen Blick über die Stadt. www.le-salama.com

Rock it like Beckham

Vor zwei Jahren feierte die Fussballlegende David Beckham seinen 40. Geburtstag mit einem entsprechenden Staraufgebot in Muarrakesch. Seine Frau Victoria ging selbstredend auf Shoppingtour und landete bei Mustapha Blaoui. Wer seinem Schweizer Zuhause ein paar orientalische Akzente verpassen will, findet hier Teppiche, Lampen und Möbel. www.mustaphablaoui.com

Welt von oben

Es bieten sich viele Ausflüge von Marrakesch an: Wüstenerfahrungen, Wandern im Atlasgebirge oder eine Jeepsafari. Eine besondere Erfahrung jedoch ist ein Heissluftballonflug über die Stadt (je nach Windverhältnissen). Nebst Blick auf Marrakesch und die umliegenden Landwirtschaftsflächen erhebt sich das Atlasgebirge in seiner ganzen Pracht aus der Ebene. Bei Morgentouren ist ein Berberfrühstück inklusive. www.sahara-experience.com

Wellness auf Arabisch

Im gesamten arabischen Raum war der Besuch eines Badehauses, des sogenannten Hamams, eine regelmässige Routine. Die öffentlichen Bäder stammen aus der Zeit, als fliessendes Wasser in den Privathäusern Mangelware war. Die Wellness-Tradition besteht bis heute fort. Einen modernen Touch (in his torischem Ambiente) bietet das Luxushotel Beldini Country Club. Auch als Tagesgast kann man die Spa-Einrichtung besuchen. www.beldicountryclub.com

Grandeur im Bahia Palast

Bei seinem Bau im 19. Jahrhundert sollte der Bahia Palast das prächtigste Herrschaftshaus seiner Zeit werden. Eine Wucht ist das 160- Zimmer-Haus auf jeden Fall. Das Gebäude verbindet alle Elemente marokkanischer Bauart harmonisch Weise. Architektonisches Highlight ist der Harem – samt zweideutiger Gedanken. www.palais-bahia.com

Zu Gast bei Saint Laurent

So ein tiefes Blau sieht man selten: Die Farbe des Hauses im «Jardin Majorelle» ist an Intensität kaum zu überbieten. Umgeben ist das Anwesen von einem Garten, den der französische Maler Jacques Majorelle in den 20er-Jahren entwarf. Modeikone Yves Saint Laurent kaufte 1964 das Grundstück, um Haus und Garten vor der Zerstörung zu retten (die Asche von YSL wurde im Rosengarten verstreut). www.jardinmajorelle.com

Marokko zum Anbeissen

Arabische Küche schmeckt dem Schweizer Gaumen zunächst fremd. Das liegt an der üppigen Verwendung von Cumin (Kreuzkümmel). Doch wer sich erst einmal auf die neuen Geschmäcker einlässt, betritt eine wunderbare Genuss-Welt. Wer sich inspirieren lassen will, kann bei «Souk Cuisine» einen Kochkurs belegen. Zunächst werden die Zutaten auf dem Markt eingekauft und dann unter Anleitung in einem Riad zubereitet. www.soukcuisine.com

Historische Koranschule

Da es im Islam verboten ist, menschliche sowie göttliche Abbilder zu malen, wurde die Kunst der Ornamente und Kaligrafie vervollkommnet. Als schönste Koranschule Nordafrikas gilt die «Medersa Ben Youssef» aus dem 14. Jh. Hier wandelt man auf den Spuren der Künste. www.medersa-ben-youssef.com

Schlemmen im Le Salama

Während in den Clubs in der Neustadt Alkohol gängig ist, stehen in den Restaurants der Medina meist nur Sprite und Co. auf dem Menü. Eine Ausnahme ist Le Salama in der Nähe des Djemaa el Fna. In dem stilvollen Restaurant, das an den Film «Casablanca» erinnert, kann man sich sogar einen Weisswein zum Lamm-Tajine gönnen. Abends gibt es Bauchtanz. Von der Skybar hat man einen schönen Blick über die Stadt. www.le-salama.com

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Vor zwei Jahren feierte die Fussballlegende David Beckham seinen 40. Geburtstag mit einem entsprechenden Staraufgebot in Muarrakesch. Seine Frau Victoria ging selbstredend auf Shoppingtour und landete bei Mustapha Blaoui. Wer seinem Schweizer Zuhause ein paar orientalische Akzente verpassen will, findet hier Teppiche, Lampen und Möbel. www.mustaphablaoui.com

Welt von oben

Es bieten sich viele Ausflüge von Marrakesch an: Wüstenerfahrungen, Wandern im Atlasgebirge oder eine Jeepsafari. Eine besondere Erfahrung jedoch ist ein Heissluftballonflug über die Stadt (je nach Windverhältnissen). Nebst Blick auf Marrakesch und die umliegenden Landwirtschaftsflächen erhebt sich das Atlasgebirge in seiner ganzen Pracht aus der Ebene. Bei Morgentouren ist ein Berberfrühstück inklusive. www.sahara-experience.com

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Im gesamten arabischen Raum war der Besuch eines Badehauses, des sogenannten Hamams, eine regelmässige Routine. Die öffentlichen Bäder stammen aus der Zeit, als fliessendes Wasser in den Privathäusern Mangelware war. Die Wellness-Tradition besteht bis heute fort. Einen modernen Touch (in his torischem Ambiente) bietet das Luxushotel Beldini Country Club. Auch als Tagesgast kann man die Spa-Einrichtung besuchen. www.beldicountryclub.com

Grandeur im Bahia Palast

Bei seinem Bau im 19. Jahrhundert sollte der Bahia Palast das prächtigste Herrschaftshaus seiner Zeit werden. Eine Wucht ist das 160- Zimmer-Haus auf jeden Fall. Das Gebäude verbindet alle Elemente marokkanischer Bauart harmonisch Weise. Architektonisches Highlight ist der Harem – samt zweideutiger Gedanken. www.palais-bahia.com

Zu Gast bei Saint Laurent

So ein tiefes Blau sieht man selten: Die Farbe des Hauses im «Jardin Majorelle» ist an Intensität kaum zu überbieten. Umgeben ist das Anwesen von einem Garten, den der französische Maler Jacques Majorelle in den 20er-Jahren entwarf. Modeikone Yves Saint Laurent kaufte 1964 das Grundstück, um Haus und Garten vor der Zerstörung zu retten (die Asche von YSL wurde im Rosengarten verstreut). www.jardinmajorelle.com

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Historische Koranschule

Da es im Islam verboten ist, menschliche sowie göttliche Abbilder zu malen, wurde die Kunst der Ornamente und Kaligrafie vervollkommnet. Als schönste Koranschule Nordafrikas gilt die «Medersa Ben Youssef» aus dem 14. Jh. Hier wandelt man auf den Spuren der Künste. www.medersa-ben-youssef.com

Gut zu wissen

Flug Edelweiss fliegt von Zürich direkt nach Marrakesch, ab 249 Franken. Der Flughafen ist 6 km vom Stadtzentrum entfernt. Perfekt für Kurztrips.

Unterkunft Im neu eröffneten Fünfsternehotel von Mövenpick, «Mansour Eddahbi», lebt es sich wie in 1001 Nacht. Übernachtung inkl. Frühstück ab 146 Franken.

Timing Wer den Jardin Majorelle ohne Touristenmassen geniessen will, sollte unter der Woche über Mittag gehen.

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Unterkunft Im neu eröffneten Fünfsternehotel von Mövenpick, «Mansour Eddahbi», lebt es sich wie in 1001 Nacht. Übernachtung inkl. Frühstück ab 146 Franken.

Timing Wer den Jardin Majorelle ohne Touristenmassen geniessen will, sollte unter der Woche über Mittag gehen.

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