Prag ist billig. Bier trinken, Taxi fahren, Essen gehen, Party machen: Alles fast geschenkt in der tscheschichen Hauptstadt. Mit diesem Klischee müssen wir mal aufräumen. Prag hat sich zu einer europäischen Destination auf Topniveau gemausert, Preise inklusive. Wir merken das beim Frühstück am Wenzelsplatz, als der Kellner für zwei Mini-Omeletten, zwei Filter-Kaffee, ein Wasser und eine Cola umgerechnet rund 60 Franken von uns einfordert.
Barock und majestätisch
«Ausserhalb von Prag ist alles noch immer recht günstig», sagt uns ein Reiseleiter. Doch unsere Zeit reicht nicht, um noch das Umland zu erkunden – zu gross sind die Verlockungen Prags.
Die Stadt (1,2 Millionen Einwohner) bietet viele Jahrhunderte alte Bauwerke; sie wurden anders als etwa Bauten in Warschau oder Berlin während des Zweiten Weltkriegs kaum beschädigt. So ist auch die im 14. Jahrhundert erbaute Karlsbrücke vollständig erhalten.
Sie verbindet die Altstadt mit der Prager Kleinseite, ist 500 Meter lang und 10 Meter breit. Die Fussgänger-Brücke (eine der ältesten Steinbrücken Europas) zu überqueren, kann aber dauern. Als wir hier am Nachmittag auftauchen, kommen wir vor Menschenmassen kaum voran. Die Musiker, Souvenirhändler und Zeichner, die sich auf der Brücke sammeln, erschweren das Durchkommen.
Prag abseits der Touristenpfade
Ohnehin sehen wir an jeder Ecke Reiseführer, die ihre Schirme in die Luft halten, um ihre Gruppen zu führen. Hat die Stadt mehr Touristen als Einwohner? Man sollte jedenfalls früh aufstehen, will man den Massen auf der Prager Burg und dem Altstädter Ring mit seiner bekannten astronomischen Uhr am Rathaus aus dem Weg gehen.
Wir entfliehen der Hektik mit einer Flussrundfahrt auf der Moldau. Der Fluss fliesst mitten durch die Stadt; in aller Ruhe bekommen wir hier einen Überblick.
Das Judenviertel Josefstadt
Zurück an Land besuchen wir das Judenviertel Josefstadt. Es entstand im 12. Jahrhundert. 1850 wurde das Viertel Prag als fünfter Stadtteil angegliedert. Wir schlendern über Kopfsteinpflaster, vorbei an Jugendstil-Bauten. Der Alte Jüdische Friedhof ist von hohen Mauern umgeben. Wer die jahrhundertalten Grabsteine sehen will, muss eine Eintrittskarte kaufen.
Unsere Tour endet, wo sie begonnen hat: am Wenzelsplatz. An dessen Ende steht das prächtige Nationalmuseum. Wer keine Zeit hat hineinzugehen, sollte zumindest von draussen einen Blick aufs Gebäude werfen.
20 Reisetipps in Prag
- Absintherie Jilská Neben dem bekannten Schnaps findet man hier Absinth-Glace, Absinth-Kuchen und Absinth-Kaffee. (Jilská 7, 110 00)
- Restaurant Výtopna Spektakulär: Das Essen wird über die Schienen einer Modelleisenbahn serviert. (Wenceslas Square 56, Prag 1)
- Musikfestivals Das älteste Musikfestival Tschechiens ist ‚Prager Frühling' mit 50 Konzerten und über 1000 Künstlern.
- Bed Lounge Aus über 60 leckeren Cocktails auswählen und sich diese an Bettsofas servieren lassen. (Dlouhá 2, 110 00)
- Prager Burg Die Prager Burg ist mit ihren drei Schlosshöfen das grösste geschlossene Burgareal der Welt.
- «U krále Brabantského» Das von Sagen und Legenden umwobene Gasthaus zählt zu den ältesten der Stadt. (Krčma U Krále Brabantskéhohunovská 198/15)
- Karlsbrücke Ein Muss für jeden Prag-Besucher. Die Brücke über die Moldau zählt zu den ältesten Steinbrücken Europas. Nur für Fussgänger zugänglich.
- The Pub In dieser Restaurantkette können sich die Gäste ihr Bier selber zapfen. (V. P. Čkalova 784/22, 160 00 Prag 6)
- Kollektoren-Netz 40 Meter unter den Strassen Prags erhält man auf einer Führung Einblick in den faszinierenden technischen Untergrund.
- Prager Biermuseum Tschechiens unzählige Biere degustieren.
- Vítkov-Hügel Unübersehbar im Prag-Panorama ist dieser Berg mit dem grössten Reiterstandbild der Welt.
- Gasthaus «Zum Kelch» Hier kehrte der brave Soldat Schwejk bereits vor dem Ersten Weltkrieg ein. (Na Bojišti 12-14
Prag 2) - Goldenes Gässchen Eine lange Reihe von winzigen Häusern. Im Haus Nummer 22 hat zwischen 1916 und 1917 Franz Kafka gewohnt.
- DOX Das Zentrum für zeitgenössische tschechische Kunst.
- Prager Jesuskind Über zwei Millionen Menschen pilgern jährlich zum Prager Jesuskind.
- Nationalmuseum Es verfügt über zahlreiche Sammlungen, Ausstellungsgebäude und auch historisch bedeutsame Bauten.
- Restaurant Pod krídlem noci Im Raum «Dunkle Nacht» wird den Gästen Spitzenküche in einem lichtlosen Raum serviert. (Národní 10; 110 00 Prag)
- Alchemie-Museum In die Welt der altertümlichen Geheimwissenschaft eintauchen. (Haštalská 1, 110 00 Staré Město)
- Tancici dum Das «Tanzende Haus» ist ein neues Wahrzeichen der Stadt. (Jiráskovo nám. 1981/6, 120 00 Nové Město)
- The Invisible Exhibition Eine Reise durch die Welt, in der alles Licht verschwunden ist und in der man mit Hilfe der Sinne seinen Weg nach draussen finden muss. (neviditelna.cz)
Praktische Informationen in Prag
- Hinkommen: Gut und günstig
Die Verbindungen in die tschechische Hauptstadt sind hervorragend: Ab Zürich fliegen die Swiss oder Czech Airlines täglich mehrfach die Strecke. Der Flug dauert etwas mehr als eine Stunde.
- Schlafen: Die Perle Prags (Perlová 1, Prag 1)
An einer kleinen Seitengasse der Altstadt liegt das Hotel Perla. Zu Fuss sind von hier aus alle Sehenswürdigkeiten in wenigen Minuten zu erreichen. Das Designer-Hotel hat vier Sterne und verfügt über 64 Zimmer.
- Museen: Smetana und Kafka
Kulturelle Höhepunkte sind das Nationalmuseum, die Franz-Kafka-Ausstellung und der Lobkowitz Palast. Hier findet sich die grösste Ausstellung der tschechischen Geschichte. Sehenswert ist auch das Bedrich-Smetana-Museum auf einer kleinen Insel bei der Karlsbrücke. Hier sind persönliche Gegenstände und Fotos des Komponisten («Die Moldau») zu sehen. - Essen: Fleisch und Knödel
Die Prager lieben die böhmische Küche, und die ist kalorienreich und deftig. Fleisch mit Knödeln, dazu Bier. Im Stadtzentrum bieten viele Restaurants die Spezialitäten an, z.B. im Staromestska Restaurant am Altstädter Ring oder in Pinkas Weinkeller am Wenzelsplatz.