1. London: Musikalischer Overload
Keine europäische Stadt bietet eine so geballte Ladung Musik wie London: An der Themse werden alle erfolgreichen Musicals auf die Bühne gebracht, spielen die renommiertesten Orchester und füllen Popstars grosse Hallen – und das manchmal am selben Tag. Klassikfans zieht es zu den «Proms», den Sommerkonzerten in der Royal Albert Hall, deren unterhaltsame «Last Night of the Proms» weltweit im Fernsehen übertragen wird. Weltklasse ist das London Philharmonic Orchestra, das regelmässig unter die Top 5 der besten Orchester der Welt gewählt wird. In ihrem Stammhaus, der Royal Festival Hall, fokussieren sie in der kommenden Saison auf Werke britischer Komponisten.
2. Hamburg: Freud und Leid mit der Elbphilharmonie
Die Hamburger Elbphilharmonie ist der kühnste Konzert-Neubau der letzten Jahre. Das Design (übrigens vom Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron) mit dem Backsteinfundament und dem gläsernen Aufbau ist spektakulär – mit der Akustik des grossen Konzertsaals will es allerdings nicht ganz klappen. Viele Künstler beschreiben den Klang als zu kühl. Mit der «Elphi» möchte Hamburg zur musikalischen Weltstadt aufsteigen. So weit ist es noch nicht, ein Besuch an der Elbe ist dennoch ein Muss für alle Klassikliebhaber. Gerade jetzt, nachdem der neue Chefdirigent Alan Gilbert die Arbeit aufgenommen hat und neuen Schwung bringen wird. Nächstes grosses Konzert ist das «Requiem» von Giuseppe Verdi am 31. Oktober und 1. November 2019.
3. Wien: Musikhauptstadt der Welt
Mozarts «Zauberflöte», Beethovens 9. Symphonie oder Schuberts «Winterreise», sie alle entstanden im 18. und 19. Jahrhundert in Wien, als die Stadt an der Donau noch das Zentrum der musikalischen Welt war. Und auch heute noch zählt Wien zur besten Adresse für klassische Musik. Allen voran die Wiener Philharmoniker mit ihrem typischen Klang. Da man in Wien nicht jede musikalische Neuerung der letzten 200 Jahre mitgemacht hat, klingt das Orchester (fast) noch wie zu Beethovens Zeiten. Legendär sind nicht nur die Sommerkonzerte der Philharmoniker, sondern auch das Neujahrskonzert mit schunkelnder Walzermusik, für das alleine sich eine Reise an die Donau lohnt (unbedingt jetzt schon Tickets reservieren!).
4. Valencia: Ein Raumschiff für die Sinne
Die spanische Stadt Valencia steht zu Unrecht im Schatten der übermächtigen Feriendestination Barcelona. Dabei bietet die Mittelmeer-Metropole eine ebenso herrliche Altstadt, schöne Strände und ein reiches Kulturleben. Letzteres hat im Jahr 2005 mit dem Bau des «Palau de les Arts Reina Sofía», dem Palast der Künste, einen enormen Boost erhalten. Und dies für Musik- sowie Architekturfans gleichermassen. Denn der Bau des spanischen Architekten Santiago Calatrava ist ein kühner Wurf, der an ein Raumschiff erinnert. Im Innern befinden sich vier Veranstaltungsräume für Opern, Konzerte und Theater. In der nächsten Saison stehen verschiedene Gastspiele auf dem Programm, unter anderem Mozarts «Hochzeit des Figaro» oder Verdis «Nabucco».
5. Berlin: Neue Töne unterm Brandenburger Tor
Immer wenn ein neuer Chefdirigent seine Stelle antritt, ist die Klassikwelt in heller Aufregung. So geschehen vor einem Monat, als Dirigent Kirill Petrenko sein Debüt mit den Berliner Philharmonikern gab: bombastisch mit Beethovens 9. Symphonie unter dem Brandenburger Tor. Die «Berliner» zählen zu den renommiertesten Orchestern der Welt (der legendäre Herbert von Karajan war hier 30 Jahre lang Chefdirigent). Die nächsten Konzerte des «Neuen» in der auch architektonisch interessanten Berliner Philharmonie finden zum Jahresende mit Werken von Georg Gershwin und Leonard Bernstein statt (Vorverkaufsstart am 3. November). Mit Spannung erwartet werden auch die Konzerte mit Pianist Daniel Barenboim am Flügel.
6. Paris: Malerei trifft Musik
Interessanterweise konnte die Kunststadt Paris (immerhin wurde hier der Impressionismus geboren) nie in die erste Liga der Klassikwelt aufsteigen. Dafür aber hat Paris das einzige Opernhaus der Welt zu bieten, in dem ein berühmter Maler das Deckengemälde fertigte: Kein Geringerer als Marc Chagall hat in der Opéra Garnier die zentrale Kuppel ausgemalt. Zwar gefällt nicht jedem das moderne Gemälde, ein Opernabend, der grosse Komponisten mit einem berühmten Maler verbindet, ist dennoch ein besonderes Erlebnis. Ein Schwerpunkt der Saison 2019/2020 sind verschiedene Opern von Richard Wagner.
7. Mailand: Das wichtigste Opernhaus der Welt
Die Zahl 19 ist der Jackpot in Mailand – in dieser Loge soll man den besten Blick und die beste Akustik in der Scala haben, dem bedeutendsten Opernhaus der Welt. Der jetzige Bau entstand im Jahr 1778, wurde aber seither regelmässig renoviert. Zuletzt sogar mit Schweizer Beteiligung: Die Modernisierung fand unter der Federführung des Stararchitekten Mario Botta statt. Traditionell wird die neue Saison am 7. Dezember eröffnet. In diesem Jahr mit der Oper «Tosca» von Giacomo Puccini mit der gefeierten Sängerin Anna Netrebko in der Hauptrolle (Kartenverkauf ab 4. Oktober).