Unterwegs in den USA
Das sind die Highlights von Philadelphia

Der Reiseverlag Lonely Planet hat die ostamerikanische Stadt Philadelphia zu einer der besten Citydestinationen für das Jahr 2024 gewählt. Reiseredaktor Christian Bauer war vor Ort und hat die besten Tipps für einen Besuch mitgebracht.
Publiziert: 06.11.2023 um 11:10 Uhr
|
Aktualisiert: 06.11.2023 um 13:50 Uhr
1/13
Der Reiseverlag Lonely Planet hat die ostamerikanische Stadt Philadelphia zu einer der besten Citydestinationen für das Jahr 2024 gewählt.
Foto: Shutterstock
Christian Bauer

Schlussendlich war es ein Song, der mich in die Stadt Philadelphia brachte. Ich wollte meine Zugfahrt von New York nach Washington aufteilen und die Millionenmetropole lag in der Mitte der Strecke. Und da mir beim Blick auf die Karte Bruce Spingsteens Lied «Streets of Philadelphia» durch den Kopf ging, war die Entscheidung getroffen.

Entdeckt habe ich eine Stadt, die mich mit ihrer Atmosphäre, einer tollen Kulinarik und vor allem ihrem Überfluss an Geschichte begeisterte. Denn es war hier, wo in den Jahren nach 1776 die Vereinigten Staaten von Amerika geboren wurden. Hier wurde die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet und die Verfassung verabschiedet.

Philadelphia ist immer noch ein Geheimtipp. Das nahe New York zieht die Touristenmassen an und kaum jemand verirrt sich nach Philly, wie die Einwohner ihre Stadt liebevoll nennen.

Mein Tipp: Der Big Apple ist gerade mal 1,5 Stunden mit dem Zug entfernt. Wer New York besucht, sollte unbedingt einen Abstecher nach Philadelphia einplanen, entweder als Tagesausflug oder besser noch mit ein oder zwei Übernachtungen.

Diese Highlights sollte man bei einem Besuch nicht verpassen:

Independence Hall – Amerika wird geboren

Die Independence Hall ist das wohl wichtigste Gebäude in der Geschichte der USA. Denn hier wurde am 4. Juli 1776 «The unanimous Declaration of the thirteen united States of America», die Unabhängigkeitserklärung, unterschrieben. Insgesamt setzten 56 Delegierte ihre Unterschrift unter das Dokument – und begingen damit Hochverrat. Denn die 13 Ur-Staaten waren englische Kolonie. Die Unabhängigkeit auszurufen, war also Verrat am englischen König. Dieser liess nicht lange auf sich warten und erklärte den Abtrünnigen den Krieg, der bis ins Jahr 1783 dauerte.

Im Jahr 1787 wurde das Parlamentsgebäude des Staates Pennsylvania nochmals wichtig, als hier die amerikanische Verfassung verabschiedet wurde, was die «United States Constitution» zum zweitältesten Grundgesetz der Welt macht.

Bei einem Besuch, der nur mit Führung möglich ist, kann sowohl der Raum der Unterzeichnung, die Versammlungshalle des ersten amerikanischen Parlaments und eine Dokumentenausstellung mit Originalen aus der Zeit besichtigt werden. Ein Muss für Geschichtsfans.

Mein Tipp: Der Besuch ist kostenlos, man muss allerdings online einen Termin buchen. Mehr Informationen findest du online

Foto-Tipp: Die Independence Hall ist auf dem 100-Dollar-Schein abgebildet. Witzig sind Fotos mit Dollarschein und dem Original im Hintergrund.

The Liberty Bell – der Klang der Freiheit

Jede Gründungsgeschichte braucht Legenden und Symbole. In der Schweiz sind das etwa Wilhelm Tell und die Schlacht am Morgarten. In den USA ist es unter anderem die Liberty Bell, die Glocke der Freiheit. Hintergrund: Die Glocke soll am 8. Juli 1776 geläutet haben, als die Unabhängigkeitserklärung in Philadelphia zum ersten Mal öffentlich verlesen wurde.

Ihren Ruhm als Symbol der Freiheit verdankt sie ihrer Inschrift aus dem Alten Testament, die allerdings schon vor den amerikanischen Freiheits-Gelüsten angebracht wurde: «Proclaim Liberty throughout all the land unto all the inhabitants thereof», verkünde Freiheit im ganzen Land für alle seine Bewohner.

Da es nicht historisch gesichert ist, ob die Glocke wirklich zur Verlesung der Erklärung geschlagen hat, finde ich einen anderen Umstand umso symbolträchtiger: Die Liberty Bell weist einen grossen Riss auf, als ob sie uns sagen will: «Die Freiheit der Menschen ist immer in Gefahr.»

Begleitet wird die Präsentation der Liberty Bell mit einer Ausstellung, die die Glocke als Symbol verschiedener Freiheitsbewegungen darstellt. Die Ausstellung zeigt zudem Widersprüche in der amerikanischen Geschichte auf: Während nämlich in der Unabhängigkeitserklärung von 1776 zu lesen ist, dass alle Menschen gleich erschaffen seien, schufteten gleichzeitig afrikanische Sklaven auf den Feldern Amerikas. Bis zu deren Befreiung mussten noch 90 Jahre ins Land ziehen.

The President's House – Ein White House voller Sklaven

Für zehn Jahre (1790–1800) war Philadelphia die Hauptstadt der Vereinigten Staaten. Die ersten beiden Präsidenten residierten während dieser Zeit in einer repräsentablen Stadtvilla in der Nähe der Independence Hall. Vom «Weissen Haus von Philadelphia» stehen nur noch die Fundamente. Dennoch lohnt sich ein Besuch im teilweise rekonstruierten Gebäude: Hier wird die Geschichte der Sklavenbefreiung erzählt. Besonders erschütternd ist dabei der Umstand, dass Präsident Nummer eins, George Washington (1732–1799), in seiner Farm bis zu 300 Sklaven schuften liess – einige davon auch in seiner Residenz in Philadelphia.

Mein Tipp: Weitere wichtige Zeugnisse aus den Anfangsjahren der USA sind der Christ-Church-Friedhof (Grabmal von Benjamin Franklin, 1706–1790), die erste Bank der Vereinigten Staaten und das Independence House, in dem Thomas Jefferson (1743–1826) die Unabhängigkeitserklärung verfasste.

Reading Terminal Market – Street-Food deluxe

Der beste Spot für einen Zmittag-Snack ist der Reading Terminal Market. Im wunderbar chaotischen Markt finden sich zwar einige Lebensmittelgeschäfte, das Highlight sind aber die Essensstände. Insbesondere zur Mittagszeit quillt die Markthalle mit Angestellten aus den umliegenden Büros über. Auswählen kann man aus der gesamten Bandbreite der verschiedenen Küchen des Vielvölkerstaats Amerika, von asiatischen Nudelsuppen über italienische Süssigkeiten bis zu deutschstämmigen Brezeln.

Mein Tipp: Bei Thommy Dinic's gibt es das beste Roast-Pork-Sandwich der Stadt – eine Kalorienbombe, die genug Energie für weiteres Sightseeing liefert. In der Mittagszeit muss man lange anstehen. Aber es lohnt sich!

Chinatown – eine Stippvisite in einer anderen Welt

Philadelphias Chinatown misst zwar nur sieben Blocks, gleicht aber einer Reise ins ferne Asien: In den Supermärkten werden Lebensmittel verkauft, von denen man noch nie gehört hat, Apotheken bietet traditionelle Medizin an und Handleser sagen die Zukunft voraus. Durch die Strassen zu schlendern, ist ein Riesenspass. Und natürlich gehört ein Essen in einem der vielen Restaurants, die sich auf die Küchen verschiedener chinesischer Regionen spezialisiert haben, dazu. Das Gute: Die Speisekarte wurde nicht auf westliche Geschmäcke zugeschnitten, wie es bei uns in asiatischen Restaurants oft der Fall ist.

Mein Tipp: Ich liebe chinesische Dim Sum. Sehr lecker sind die gefüllten Teigtaschen im Restaurant Dim Sum Garden.

Durch die südlichen Quartiere schlendern

Im City Center von Philadelphia ragen Hochhäuser wie in anderen amerikanischen Downtowns in die Höhe. Viel mehr Charme besitzt Philly in den Vierteln südlich der Independence Hall (Society Hill, Queen Village, Bella Vista), wo vier- bis fünfgeschossige Backsteinhäuser und gemütliche kleine Parks das Bild prägen. Hier kann man sich herrlich treiben lassen, in kleinen Boutiquen stöbern und im Café die Zeit geniessen. Schönste Strasse ist die South Street mit Restaurants, Galerien und Boutiquen.

Mein Tipp: Die Waterfront Penn's Landing am Deleware River eignet sich auch gut zum Flanieren. Hier gibt es verschiedene Bars, Restaurants und Museen.

Das Philly Cheesesteak – der Street-Food-Star

Es war im Jahr 1930, als der Sandwichverkäufer Pat Olivieri auf die Idee kam, ein in Streifen geschnittenes Steak in ein Brötchen zu packen und mit Käse und geröstete Zwiebeln zu garnieren – fertig war das Cheesesteak, eines der bekanntesten Fast-Food-Gerichte der Vereinigten Staaten. Pats berühmten Kiosk, Pat's King of Steaks, gibt es heute noch. Ein Besuch ist ein Muss. Allerdings sollte man beim Bestellen den Cheesesteak-Slang beachten: Will man das Steak mit Zwiebeln, sagt man schlicht «wit». Als Käse kann man wählen aus Provolone, Whiz oder American Cheese. Ich empfehle Whiz, flüssigen Käse.

Mein Tipp: Gegenüber von Pat's King of Steaks findet sich sein Konkurrent, Geno's Steak. Welche Variante schmeckt wohl besser?
 

Gut zu wissen

Hinkommen: Nach Philadelphia kommt man leicht mit dem Zug ab der Penn Station in New York. Die Reise dauert etwas mehr als 1 Stunde. Ab Zürich dauert ein Direktflug ungefähr 9 Stunden.
Hineinkommen: Zur Einreise in die USA muss man das Esta-Formular online ausfüllen. Das geht schnell und ohne Komplikationen.
Übernachten: Ich empfehle ein Hotel im City Center oder der Old Town. So sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu Fuss erreichbar.

Hinkommen: Nach Philadelphia kommt man leicht mit dem Zug ab der Penn Station in New York. Die Reise dauert etwas mehr als 1 Stunde. Ab Zürich dauert ein Direktflug ungefähr 9 Stunden.
Hineinkommen: Zur Einreise in die USA muss man das Esta-Formular online ausfüllen. Das geht schnell und ohne Komplikationen.
Übernachten: Ich empfehle ein Hotel im City Center oder der Old Town. So sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu Fuss erreichbar.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?