Unterwegs in Anchorage
Wo in Alaska die Elche wohnen

Anchorage, die grösste Stadt Alaskas, ist wahrlich keine klassische City-Destination. Doch ein Stopp lohnt sich. Wo sonst streitet man sich mit Elchen um einen Parkplatz oder kann im Stadtpark seiner Langlauf-Leidenschaft frönen?
Publiziert: 17.11.2018 um 13:28 Uhr
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Aktualisiert: 20.11.2018 um 10:44 Uhr
In Anchorage kommt die Wildnis in die Stadt. 1500 Elche teilen sich die Vorgärten mit den Bewohnern.
Foto: Getty Images
Christian Bauer

Das Image von Anchorage ist nicht berauschend. Böse Zungen behaupten gar, das Highlight von Alaskas grösster Stadt sei die Shopping Mall an der 5th Avenue, und die meisten Touristen, die sich in den hohen Norden aufmachen, rauschen auf ihrem Weg in die Wildnis geradewegs durch die Stadt. Zu Unrecht: Die grösste Metropole Alaskas hat als eigenständige Destination einiges mehr zu bieten als eine Mall.

In Anchorage leben 1500 Elche

Wie in vielen US-amerikanischen Städten ist die Zweckarchitektur zwar kaum der Rede wert. Die Lebensart darin ist jedoch eine Wucht: Eingeklemmt zwischen dem Nord-Pazifik (inklusive Wal-Besuchen in Stadtnähe) und den schneebedeckten Bergen der Chugach-Kette, vermittelt Anchorage ein Lebensgefühl, das zwischen City-Flair und Outdoor-Abenteuer pendelt. Überhaupt ist die eindrückliche alaskische Wildnis nie weit entfernt – und trottet manchmal sogar durch die Innenstadt.

Über 1500 Elche sowie 300 Schwarz- und 60 Grizzlybären leben hier – und sorgen für manchen Schreckmoment. Während man in einem der vielen exzellenten Restaurants (nirgends in Alaska isst man so gut wie hier) ein Elch-Carpaccio geniesst, schauen deren Verwandte gerne mal durchs Fenster rein. Und wer im Sommer kommt, sieht Tausende Lachse durch die Stadtflüsse zu ihren Laichplätzen ziehen – und Bären, die ungestört nach einem Snack fischen.

300 000 Menschen leben in Anchorage, weitere 100 000 in der Metropolregion – 50 Prozent der gesamten Bevölkerung Alaskas. Ein rasanter Aufstieg, denn das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des US-Bundesstaats wurde vor gerade mal 102 Jahren als Arbeitercamp für den Bau der Alaska Railroad gegründet. Mit dem Fund von Öl in den 50er-Jahren erlebte die Stadt einen ersten Aufschwung, der allerdings jäh durch eines der stärksten je gemessenen Erdbeben im Jahr 1964 abgewürgt wurde. Weitere Ölfunde Ende der 60er-Jahre brachten einen neuen Bauboom, der den Look der Stadt bis heute prägt.

Anchorage ist eine junge Stadt

Kurzum: Anchorage ist gerade erst erwachsen geworden – so wie die meisten seiner Einwohner. Der Altersdurchschnitt liegt bei erfrischenden 33 Jahren, was sich in einem lebendigen Nightlife und vielen Freizeit- und Kulturangeboten zeigt. Kulturelles Highlight – und auch das kreativste Bauwerk der Stadt – ist das Anchorage Museum, ein Potpourri aus der Geschichte der Region, der Kunst des Nordens und einer ethnografischen Sammlung zu den Völkern Alaskas. Trotz des «American Way of Life», der auch in der Wildnis Einzug gehalten hat, sind die Traditionen der Ureinwohner immer noch ein wichtiger Bestandteil der Kultur.

Einen Einblick in das Leben der elf verschiedenen Tribes gibt das Alaska Native Heritage Center, in dem Eingeborene ihre Traditionen und Lebensweisen vorstellen. Auch wenn die meisten Besucher im Sommer vorbeischauen: Im Winter ist Anchorage ein weisses Paradies – vor allem für Schneesport-Fans. Nur 45 Autominuten ausserhalb der Stadt finden sich drei Skiregionen, in den Stadtparks werden Langlaufloipen und Eisbahnen angelegt. Und natürlich darf bei einem Besuch eins nicht fehlen: eine Tour mit Schlittenhunden. Das «mushing» war einst die einzige Transportmöglichkeit durch die menschenleeren Weiten, heute ist es eine der beliebtesten Winteraktivitäten.

Der Mix aus Naturerlebnissen und den Annehmlichkeiten einer Stadt bewog das Reise-Magazin «National Geographic Traveler», Anchorage zur Topdestination 2017 zu küren. Das gilt freilich auch für 2018.

Die für Highlights für Ihrereise

  1. Fur-Rendezvous: Wer sich im Winter nach Alaska aufmacht, der sollte sich das Winterfestival «Fur Rondy» nicht entgehen lassen. Seit 80 Jahren wird hier all das zelebriert, was im Winter Spass macht: Hundeschlitten- und Rentierrennen, Eisskulpturenmodellieren, Skifahren, Schlemmen. Zudem liegt ein Fokus auf den Traditionen der Ureinwohner. Ein Volksfest und viele Konzerte sorgen zusätzlich für Partystimmung.
     
  2. Oscar Anderson House: Durch das Erdbeben von 1964 haben kaum historische Gebäude überlebt. Das Haus des Bahnarbeiters Oscar Anderson ist da eine Ausnahme. Das kleine Holzhaus stammt aus dem Jahr 1915 und gibt einen Einblick in die Zeit der Anfangsjahre der Stadt. Das Museum ist allerdings nur in den Sommermonaten geöffnet.
     
  3. Alaska Zoo: Nicht nur für Kinder ist der Zoo ein Erlebnis. Nebst allen Tierarten Alaskas ist der Zoo auf die Fauna der Schneeregionen spezialisiert. Schneeleoparden, Amurtiger, Yaks und alle vier heimischen Bärenarten werden hier gezeigt. Das ganze Jahr über können Kinder von 6 bis 12 Jahren an eintägigen Adventure Camps teilnehmen, bei denen man hinter die Kulissen schauen kann.
     
  4. Glacier Brewhouse: In Alaska liebt man Bier. In dem wenig besiedelten Bundesstaat gibt es zwei Dutzend Brauereien. Das Glacier Brewhouse im Zentrum von Anchorage zählt zu den Top 10 aller US-amerikanischen Bierproduzenten. 13 Biere werden hier fabriziert, vom klassischen Lager über Stouts bis zu witzigen Kreationen wie «Raspberry Wheat» mit Himbeergeschmack. Am besten, man bestellt einen «Flight»: sechs Probiererli. In dem Pub kann man zudem sehr gut essen. Rechtzeitig reservieren!
     
  5. Snow City Café: In Anchorage ist man verrückt nach Kaffee. In kaum einer anderen US-Stadt gibt es so viele Coffee-Shops per Einwohner wie hier. An vielen guten und gemütlichen Cafés gibt es in der Stadt also keinen Mangel. Das Frühstück im Snow City Café wird von der Bevölkerung und der lokalen Presse regelmässig bejubelt. Ideal für Langschläfer: Zmorge gibt es hier den ganzen Tag. Und natürlich auch Kaffee in all seinen Variationen.

So kommen Sie nach Anchorag

Aus der Schweiz gibt es keinen Direktflug nach Anchorage. Alle Optionen benötigen ein Umsteigen in den USA oder Kanada. Eine interessante Alternative ist ein Flug nach Seattle und von dort aus eine Fährfahrt nach Alaska. Die Strecke entlang der Pazifikküste der USA und von Kanada zählt zu den schönsten Schiffslinien der Welt. Frühzeitig informieren! www.alaskaferry.com

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