Ich war noch niemals in Olten. Und auch noch nie am Nordpol. «In Olten ist genauso viel los wie in Grönland», dozierte einst ein Freund. Der Vergleich hinkt: Im eisigen Norden gibt es keinen Bahnhof. In Olten dagegen schon. Und zwar einen der wichtigsten und betriebsamsten der Schweiz. Deswegen will bei dem Rangieren und Verkuppeln auch kein Tourist aussteigen. Oltens Ruf ist dahin – seit Jahren.
Olten hat Postkartenformat
Wir wollen der 18 000-Seelen-Gemeinde dennoch eine Chance geben, springen aus dem Zug, stehen am Bahnhof, schauen Richtung Innenstadt – und sehen doch nur schale Zweckbauten. Schade, wir wollten dem Städtchen wirklich eine Chance geben. Gegenüber am anderen Ufer erspähen wir das Schild zur Touristeninformation. Die werden ja wissen, ob sich irgendwo schöne Ecken verstecken.
Und dann – mitten auf der Bahnhofsbrücke – trifft uns der Schlag. Etwas weiter unten spannt sich eine Holzbrücke à la Luzern über die Aare, und am Ufer knubbelt sich ein mittelalterlicher Häuserhaufen. Das hat Postkarten-Format! Wir sind platt. Und begeistert. Das Altstädtchen ist ein Schmuckstück. In den Gassen, die wie konzentrische Kreise angeordnet sind, haben an diesem warmen Frühlingstag die Restaurants und Cafés Stühle rausgestellt, Espressotassen klappern, ein paar Kinder spielen Fangis.
Das könnte in Italien sein – würde man nicht an allen Ecken mit einem gesungenen «Grüasaaach» begrüsst. Oder hören wir da doch ein «Grüezi» oder ein «Tschüss»? Der Dialekt ist ein Mischmasch. Dafür hat man hier gar einen eigenen Terminus technicus erfunden: den «Bahnhofbuffet-Olten- Dialekt», die Vermischung verschiedener Schweizerdeutscher Varianten.
Olten ist die Literaturhauptstadt der Schweiz
Überhaupt haben die Oltner einen Sinn für das Wort. Das Kino heisst noch «Lichtspiele». Und die öffentlichen Toiletten hinter dem Kunstmuseum heissen «Aborte». Wer sagt so was heute noch? Ob es an dieser Wort-Verliebtheit liegt, dass Olten drei grosse Schriftsteller hervorgebracht hat: Franz Hohler, Pedro Lenz und der Bestsellerautor Alex Capus? Darauf ist man hier freilich mächtig stolz – und hat die «Literatour» erfunden, einen Stadtrundgang auf den Spuren der berühmten Sprösslinge.
Im ganzen Stadtgebiet kann man mit Hilfe des Smartphones Oltener Geschichten der Schreiberlinge lauschen. Das ist spassig (schliesslich beherrschen die Autoren ihr Handwerk) und ein Streich des Stadtmarketings: Eine gute Story kann selbst einen tristen Ort verschönern, wollen sie damit sagen – Spitzfindigkeiten! Denn wir geniessen die tollen Texte, die gemütlichen Gassen und den Sonnenschein. Und freuen uns, ausgestiegen zu sein.
Zum Abschluss sitzen wir am Aare Bistro, blicken auf das Postkartenmotiv und lassen uns den Fluss auf die Füsse schwappen. Und fühlen uns so wohl wie «ein Eber im Schweinekoben». Das sagt Schriftsteller Alex Capus über seine Heimatstadt. Oder eben wie ein Pottwal am Nordpol.
Herr Capus, warum sollte man Olten mal besucht haben?
Olten ist ein nettes, ganz normales Kleinstädtchen. Man fühlt sich hier wohl, weil es so unaufgeregt ist. Die Einwohner sind weltläufig und cool, müssen das aber nicht dauernd unter Beweis stellen. Olten ist gastfreundlich und heisst Fremde willkommen. Schliesslich sind wir alle irgendwann mal zugezogen.
Was sollte man gesehen haben?
Die Bahnhofshalle. Sie ist mit Abstand das schönste Gebäude der Stadt. (Wir sind uns nicht sicher, ob sich der Poet einen Scherz mit uns erlaubt ...)
Was sollte man gemacht haben?
An einem heissen Sommertag in der Badehose die Aare hinauf spazieren, ins Wasser springen und sich hinuntertreiben lassen. Herrlich. Für Mutige: In Aarburg von der Brücke springen.
Im Winter: An einem trüben, nebligen Tag mit dem Taxi hinauf in den Jura und an die Sonne fahren. Das Nebelmeer liegt einem zu Füssen, der ganze Alpenbogen vor einem ausgebreitet. Wenn man sich umdreht, sieht man den Schwarzwald und die Vogesen. Einfach wunderbar.
Frisch verliebt in Olten ...
Apéro bei Lotti auf der Gartenterrasse des Café Vaudois in der Altstadt. Danach Spaziergang am westlichen Aareufer und ab ins schummrige Chessiloch. Dort hats Sitzbänke. Stunden später: Zurück in die Stadt.
Wo sollte man ein Bier trinken?
In der Galicia Bar. Die einzige Bar mit einer eigenen Brauerei im Haus. Zu empfehlen: Stout, Export, Amber, Pale Ale. Oder der hauseigene Cider mit Äpfeln aus Wangen. (Sagts und macht etwas Eigenwerbung für seine Bar. Ist erlaubt, die Bar ist cool!)
Wohin zum Essen?
Toll sind die Restaurants Salmen und Zollhaus. Wer es einfacher mag: Pizzeria Carbonara oder der syrische Imbiss an der Solothurnerstrasse.
Wo steigt die Party?
Im Coq d’Or gleich am Bahnhof mit Musik, Tanz und Kultur. Livemusik gibts zudem in der Vario Bar und bei uns in der Galicia Bar.
Herr Capus, warum sollte man Olten mal besucht haben?
Olten ist ein nettes, ganz normales Kleinstädtchen. Man fühlt sich hier wohl, weil es so unaufgeregt ist. Die Einwohner sind weltläufig und cool, müssen das aber nicht dauernd unter Beweis stellen. Olten ist gastfreundlich und heisst Fremde willkommen. Schliesslich sind wir alle irgendwann mal zugezogen.
Was sollte man gesehen haben?
Die Bahnhofshalle. Sie ist mit Abstand das schönste Gebäude der Stadt. (Wir sind uns nicht sicher, ob sich der Poet einen Scherz mit uns erlaubt ...)
Was sollte man gemacht haben?
An einem heissen Sommertag in der Badehose die Aare hinauf spazieren, ins Wasser springen und sich hinuntertreiben lassen. Herrlich. Für Mutige: In Aarburg von der Brücke springen.
Im Winter: An einem trüben, nebligen Tag mit dem Taxi hinauf in den Jura und an die Sonne fahren. Das Nebelmeer liegt einem zu Füssen, der ganze Alpenbogen vor einem ausgebreitet. Wenn man sich umdreht, sieht man den Schwarzwald und die Vogesen. Einfach wunderbar.
Frisch verliebt in Olten ...
Apéro bei Lotti auf der Gartenterrasse des Café Vaudois in der Altstadt. Danach Spaziergang am westlichen Aareufer und ab ins schummrige Chessiloch. Dort hats Sitzbänke. Stunden später: Zurück in die Stadt.
Wo sollte man ein Bier trinken?
In der Galicia Bar. Die einzige Bar mit einer eigenen Brauerei im Haus. Zu empfehlen: Stout, Export, Amber, Pale Ale. Oder der hauseigene Cider mit Äpfeln aus Wangen. (Sagts und macht etwas Eigenwerbung für seine Bar. Ist erlaubt, die Bar ist cool!)
Wohin zum Essen?
Toll sind die Restaurants Salmen und Zollhaus. Wer es einfacher mag: Pizzeria Carbonara oder der syrische Imbiss an der Solothurnerstrasse.
Wo steigt die Party?
Im Coq d’Or gleich am Bahnhof mit Musik, Tanz und Kultur. Livemusik gibts zudem in der Vario Bar und bei uns in der Galicia Bar.